Musiksendungen im Fernsehen: Shows früher und heute
Über 200 verschiedene Musikformate und tausende Sendungen sind in den letzten Jahrzehnten in deutschen Wohnzimmern über den Bildschirm geflimmert. Dieser Beitrag entführt in die Geschichte der TV-Musiksendungen von 1956 bis heute.
Abwechslungsreiche Entwicklung in der TV-Musiklandschaft
Angefangen von A wie Achims Hitparade, eine Sendung, in der ein volkstümlicher Musikantenwettstreit von Achim Mentzel moderiert wurde, bis hin zur ZDF-Hitparade, die 32 Jahre lang aus Berlin gesendet und nicht zuletzt durch den beliebten Moderator Dieter Thomas Heck in ganz Deutschland bekannt wurde: die TV-Musiklandschaft ist vielfältig. Die folgende Auflistung sortiert die im Fernsehen ausgestrahlten wichtigsten Musiksendungen nach dem Termin der Erstausstrahlung.
1956 bis 1968: Die Anfänge
- Am 24.05.1956 wurde der Eurovision Song Contest (ESC) im europäischen Rundfunk ausgestrahlt. Der Wettbewerb ist damit die Mutter aller Musiksendungen. Nicole gewinnt ihn 1982 mit dem Song Ein bisschen Frieden und 2010 holt Lena Meyer-Landruth den Sieg mit dem Song Satellite nach Hause.
- Zwischen 1961 und 1976 wurde die Sendung Musik aus Studio B im NDR gezeigt. Unter anderem moderierten Chris Howland und Henning Ventzke die Show. Es war eine deutsche Schlagershow, in der die Künstler zu Playback sangen.
- Zwischen 1966 und 1970 begrüßten regelmäßig am Samstagnachmittag Lotti Ohnesorg, Alf Wolf, Suzanne Doucet sowie Ilja Richter internationale Popstars in der Sendung 4-3-2-1 Hot & Sweet im ZDF. Insgesamt 49 Folgen wurden ausgestrahlt, bis 1967 sogar in schwarz-weiß.
- Die Starparade startete 1968 und wurde über 50 Sendungen lang bis 1980 ausgestrahlt. Es war eine Livesendung des ZDF, die in verschiedenen großen deutschen Hallen aufgezeichnet wurde. Das James Last Orchester war eine konstante Größe in diesem Format.
1969 bis 1981: Eine bunte Mischung
- Bereits 1969 folgte die ZDF Hitparade. Sie gehört mit 368 Folgen zu den beliebtesten Musiksendungen überhaupt. Nur der ZDF Fernsehgarten mit mehr als 525 Folgen (ein Ende ist nicht abzusehen) und Hit Clip, eine Musikvideo-Sendung mit 998 Folgen zwischen 1993 und 1997 wurden bzw. werden öfter gezeigt. Dieter Thomas Heck, der eine extrem hohe Sprechgeschwindigkeit hatte, prägte die Hitparade. Die Künstler verzichteten erstmals auf Vollplayback und sangen entweder live oder per Halbplayback.
- 1971-1982 folgte das Format disco mit Ilja Richter im ZDF. Interpreten aus Deutschland und dem Ausland hatten hier ihren Auftritt.
- 1974-1986 hatte der Rockpalast im WDR einen festen Sendeplatz. Die Rockpalastnacht umfasste insgesamt 6 Stunden Rockmusik und war eine Livesendung, die das Format bekannt machte.
- 1976 folgte die Plattenküche, ebenfalls im WDR. Sie wurde bis 1980 von Helga Feddersen und Frank Zander moderiert. Stars und Comedians boten eine abwechslungsreiche Mischung für Zuschauer. Im gleichen Jahr, 1976 wurde der Liedercircus im ZDF gezeigt. Diese Musiksendung wartete mit Chansons und Liedermachern auf.
- Im Jahr 1981 startete der Musikantenstadl, eine echte Institution was Schlager und Volksmusik betrifft. Inzwischen sind mehr als 200 Sendungen ausgestrahlt worden. Bis 2005 moderierte Karl Moik, danach folgte Andy Borg. Später übernahm Francine Jordi, die seit 2016 von Jörg Pilawa unterstützt wird. Im gleichen Jahr gingen Bananas an den Start, was nach nur 28 Folgen eingestellt wurde. Ausgestrahlt wurde im WDR, moderiert unter anderem von Frank Zander.
1982-1985: Rock und Pop
- Ronny‘s Pop Show, Formel Eins und der Peter Hillmann Treff P.I.T. starteten 1982, 1983 und 1985. Ronny‘s Pop Show lief im ZDF und schaffte 350 Folgen. Moderiert wurde von Ronny, einem Schimpansen. Ronny hatte ein Synchronsprecher, den bekannten Komiker Otto Waalkes. Seit 2017 zeigt RTL Nitro eine neue Version der Show.
Formel Eins wurde bekannt durch Peter Element, Ingolf Lück, Stefanie Tücking und Kai Böcking. Ausgestrahlt in der ARD war es die erste deutsche Musikshow, die Musikvideos zeigte. P.I.T., ebenfalls eine Show des ZDF, wurde zunächst im Studio gedreht, später live aus Großraumdiscos deutscher Städte gesendet.
1986 bis 2005 Schlager erobern die Sendeplätze
- Die wohl erfolgreichste deutsche Musikshow ist der ZDF Fernsehgarten. Das Format wird seit 1986 vom ZDF produziert und ausgestrahlt. Bekannte Moderatoren sind Ilona Christen, Ramona Leiß und Andrea Kiewel. Immer wieder werden Co-Moderatoren eingeladen. Der ZDF Fernsehgarten hat sogar einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde bekommen. Er schaffte es, die am längsten laufende Live-Open-Air-Unterhaltungsshow zu senden. In erster Linie werden in der Show deutsche Schlager präsentiert. Die Sendetermine 2019 sind im Fernsehprogramm zu finden. Die Ausstrahlungstermine liegen in den Frühlings- und Sommermonaten, jeweils sonntags um die Mittagszeit.
- Seit 1994 werden Feste der Volksmusik im MDR präsentiert. Die Moderation übernahm Carmen Nebel bis 2003, sie wurde dann von Florian Silbereisen abgelöst. Seit Silbereisen Moderator ist, heißt die Sendung Die Feste mit Florian Silbereisen.
- Der MDR bietet der Sendung Musik für Sie seit 1995 einen Sendeplatz. Auch hier war Carmen Nebel Moderatorin. Sie wurde 2003 von Uta Bresan abgelöst. Das Konzept sieht vor, dass die Zuschauer sich ihre Wunsch-Schlager auswählen dürfen, sodass immer wieder bunt gemischte Programme geboten werden.
- Im SWR wird seit 1995 die Sendung immer wieder sonntags aus dem Europa-Park Rust gesendet. Es ist eine Plattform für Schlager- und Volksmusik, die live übertragen wird.
2005 bis heute: Crossover fasst Fuß
- 2005 rief Stefan Raab den Bundesvision Song Contest ins Leben, der eine Antwort auf den ESC darstellte. Bis 2015 moderierte Stefan Raab die insgesamt elf Sendungen, die von ProSieben und Raab TV gezeigt wurden.
- Die relativ jungen Formate Voice of Germany (seit 2011) sowie Sing meinen Song – das Tauschkonzert (seit 2014) sind Sendungen der jüngeren Generation. In der zuerst genannten Show werden Nachwuchstalente gesucht, in denen sich auch immer wieder Künstler und Künstlerinnen befinden, die Schlagermusik präsentieren. Sing meinen Song – das Tauschkonzert ist ein Forum für bekannte Künstler, die aus ganz Genres kommen. Sie haben die Aufgabe, einen Song aus einem fremden Genre in ihrem eigenen Stil zu interpretieren. Unter anderem waren bereits diese Künstlerinnen und Künstler zu sehen:
- Andreas Gabalier
- Roger Cicero
- Sarah Connor
- Xavier Naidoo
- Yvonne Catterfeld
- Andreas Bourani
- Die Prinzen
- Hartmut Engler
- Nena
- Annett Louisan
- Mark Forster
- Mary Roos
- Mark Forster
- Wincent Weiss
- Jeanette Biedermann
Spannend, was die deutsche Fernsehlandschaft in Sachen Musik zu bieten hat und man darf sich auf die weitere Entwicklung freuen. Es lohnt sich, dranzubleiben, denn die nachkommenden jungen Künstlerinnen und Künstler haben sicherlich noch viele Überraschungen für Musik- und Schlagerfans zu bieten.