Schlager im Wandel der Zeit: musikalische Aufspaltung
Heute begeben wir uns in eine Zeit, in der wirklich viele bekannte Schlager entstanden sind. Die 60er Jahre waren geprägt durch italienischen Flair und Internationalität.
Nach dem zweiten Weltkrieg war Deutschland damit beschäftigt, das Land wieder aufzubauen und natürlich auch wirtschaftlich voranzutreiben. Da durch den Krieg auch Not am Mann herrschte, um die Arbeiten zu bewältigen, kamen in der Zeit viele Gastarbeiter nach Deutschland, die meisten aus Italien. Das machte sich auch im deutschen Schlager bemerkbar.
Bella Italia!
Italienische Gastarbeiter brachten nicht nur ihre Familien, sondern auch ihre italienischen Gewohnheiten mit. Das machte natürlich neugierig auf Meer. So hat sich Italien als eines unserer liebsten Urlaubsziele etabliert. Auch in der Musik machte sich das bemerkbar. Der sogenannte Italien-Schlager erweckte in den Deutschen die stete Sehnsucht nach Sonne, Sand und Meer. Wir alle kennen den von dem Italiener Rocco Granata gesungenen Hit „Marina“ aus dem Jahr 1959. Damals fanden ihn auch deutsche Produzenten richtig gut, nur mit der Sprache hat es noch nicht so ganz hingehauen. Da das Lied aber dennoch in den aktuellen südländischen Schlagertrend passte, hat man dem Klassiker einen deutschen Text verpasst. Das Thema „Italien“ zog sich bis in die 60er Jahre hinein und konnte 1962 einen großen Erfolg verbuchen. Mit „Zwei kleine Italiener“ erzielte Conny Froboess beim Grand Prix in Luxemburg den sechsten Platz und landete damit einen Millionenhit.
International national
Italien-Schlager waren wohl das Erfolgsrezept des deutschen Schlagers. Da blieb internationalen Künstlern, die englischsprachige Lieder sangen, eher wenig Platz in den deutschen Radios. Außer, man machte sich die deutsche Sprache zunutze! Die Folge? Viele ausländische Künstler erzielten mit deutschen Texten große Erfolge und erfreuten sich in Deutschland großer Beliebtheit. Einige von ihnen sind auch heute noch alles andere als untätig im Schlagerbusiness, wie zum Beispiel die Griechin Vicky Leandros, die in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum feierte.
Gespaltene Lager
Auch die Amerikanerin Connie Francis erzielte mit einem ihrer Songs einen Wahnsinns-Hit, der heute noch in einigen Schlager-Playlisten vertreten ist. „Schöner fremder Mann“ war eines der Lieder, die noch von den typischen Merkmalen der deutschen Schlagermusik mit italienischem Flair geprägt war: Liebe, Sehnsucht, Verlassen werden. Ein wahrer Schmachtfetzen sozusagen.
Damit waren Lieder von ähnlichem Schlag nach wie vor noch als Schlager zu bezeichnen. Aber wieso noch? Nun, in den 60er Jahren fand eine Art „musikalische Globalisierung“ statt. Der musikalische Einfluss aus anderen Ländern machte sich in der Popmusik bemerkbar und sorgte dafür, dass gerade englischsprachige Songs, Beatmusik und Rock sich bei jungen Leuten in Zeiten der Studentenbewegung äußerst großer Beliebtheit erfreuten. Genau diese Elemente fanden daraufhin auch im deutschen Schlager ihren Einzug. Deutsche Beat-Schlager konnten in dieser Zeit auftrumpfen. Einer der wohl bekanntesten aus dieser Zeit ist Drafi Deutschers „Marmor, Stein und Eisen bricht“, bei dem sicher keine einzige Tanzfläche leer geblieben ist.
Alles neu?
Mittlerweile nähern wir uns auch dem Schlager, wie wir ihn heute kennen. In den 80ern schwappte die „Neue deutsche Welle“ durch die deutschsprachige Musikgeschichte. Was diese so besonders gemacht und was sich daraus entwickelt hat, könnt Ihr in der nächsten und letzten Ausgabe von „Schlager im Wandel der Zeit“ herausfinden!