WhatsApp an den Slip von Vanessa Mai: Mehr Story statt Strip
In unserer neuen Kolumne „WhatsApp an…“ setzen wir uns mit allem auseinander, was Schlager-Deutschland bewegt. Unsere offenen Messenger-Nachrichten sind dabei selbstverständlich subjektiv. Diesmal schicken wir unsere WhatsApp an den Slip von Vanessa Mai.
Schlager und Moral geht das eigentlich zusammen? Manchmal eben leider doch nicht so ganz und dabei möchte ich hier nicht unter das Sommerkleid von Vanessa Mai spannen. Im Moment wird (fast) alles im Schlager nur noch völlig aufgebauscht, hochgespielt und dramatisiert.
Das beginnt mit den täglichen Pressemitteilungen sogenannter Manager, die sich wie Briefe eines Fünfjährigen lesen. Jeder neue Song ist gleich ein Mega-Hit, die „Erfolgsmeldungen“ überschlagen sich und alles im PR-Text wird schön überdreht. Echte Stories – Fehlanzeige!
Ob Vanessa Mai in ihrem neuen Video nun einen Slip trägt, Matthias Reim keine Schönheits-OP will? Mal ehrlich, ob die bei ihm wirklich helfen würde, glaubt doch eh keiner. Ich liebe seine Musik. Nicht mehr und nicht weniger. Basta.
Beliebt ist dann immer auch der Notarzt, der kommen musste, wenn gerade ein Profi-Fotograf oder eine TV-Kamera ganz zufällig in der Nähe ist. Das glaubt schon bei Heidi Klum’s GNTM keine 11jährige Zuschauerin mehr…
Und viele Schlager-Onlineportale aus der Fachabteilung „Klatsch & Tratsch, Skandal & Drama“ übernehmen das dann auch noch ohne jeden Fakten-Check! Aus dem neuen Weihnachts-Duett von Robbie Williams mit Helene Fischer („Santa BABY“) wird dann schnell ein „gelüftetes Geheimnis um ihr neues Baby“. Ehrlich jetzt? Na ja, einer freut sich bei sowas immer. Helene Fischer-Manager Uwe Kanthak, der Ordner voller Gegendarstellungen sammelt, wie andere Leute Briefmarkenalben…
Inflationär: Hit & Authentizität
Der Mega-Hype, also alles noch mehr übertreiben, ist der neue heiße Scheiß nach #planking, #icebucketchallange oder #thefloorislava. Nun also „#noslipvideo“ ? Dann mach ich doch doch lieber mein Herzchen bei Sylvie Meis im Leo-String. Le Li La.
Und das schöne Wort „Authentizität“ ist das neue Greenwashing des Schlagers. Leute, Glaubwürdigkeit lebt man vor und dann entscheiden wir Fans!
Zugegeben die Welt ist seit dem digitalen Umbruch und dem Untergang der CD auch im Schlager sehr viel schwerer für Künstler geworden. Und ja, Facebook und Instagram sind mittlerweile, auch ganz ohne Libra, eine harte Währung. In der kaum mehr voneinander trennbaren Welt des Schlagers, des Profifußballs oder der Politik hat ein Like inzwischen mehr Bedeutung als eine Meinungsäußerung im Akademikerblatt „Die Zeit“.
Gut aber, dass Mark Zuckerberg und sein Facebook die Likes bald abschaffen wird, dann müssen die Künstler uns wieder durch echte Arbeit, Stories und Musik überzeugen. Mit oder ohne Slip…
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