Südafrikanische Lagerfeuer-Romantik
Acht Künstler, 49 Songs und eine romantische Kulisse in Südafrika: „Sing meinen Song“ ging gestern in Runde zwei. Trotz Weichspülkurs und einer übergroßen Portion Liebe konnte die Sendung erneut einen Quotenerfolg feiern – gerechtfertigt?
„Promi Shopping Queen“, „Das perfekte Promi Dinner“, „Der VIP-Hundeflüsterer“ – bei VOX gibt es kaum ein Format, in dem das Wort „prominent“ nicht Teil des Konzepts ist. Seit vergangenem Jahr gibt es auch ein neues musikalisches Format, das sich in diese Riege einreiht: „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“. 2014 strahlte VOX die Show erstmals aus und schaffte einen Quotenerfolg. Im Durchschnitt saßen knapp zwei Millionen Zuschauer vor ihrem TV und sahen Xavier Naidoo und Konsorten beim munteren Liedertauschen zu. Klar, dass der Sender auch in diesem Jahr mit einer neuen Staffel aufwartet. Und die Zuschauer erwiesen sich treu: Auch gestern Abend erlangte die Sendung Rekord-Einschaltquoten. 1,46 Millionen 14-bis 49-Jährige entschieden sich für „Sing meinen Song“.
Den Auftakt machte Yvonne Catterfeld. Sie lieferte sich und ihre Songs den Kollegen aus, nach 2014 wohlwissend, was sie erwarten würde. Was hatte sie auch zu verlieren? Kündigte sie doch schon im Vorfeld an, ihre Songs wie „Für dich“ oder „Erinner mich dich zu vergessen“, mittlerweile selbst nicht mehr zu mögen. Konnte es also noch schlimmer werden? Andreas Bourani legte als Erster los. Er hatte sich eben gerade „Für dich“ ausgesucht, damit wurde der wohl bekannteste Catterfeld Song schon für den Einstieg der Show verprellt. Und Bourani gab den Manuel Neuer: Zuverlässig stand er wie eine deutsche Eiche vor der südafrikanischen Kulisse. Dafür gab’s von den Kollegen anerkennenden Applaus und von Yvonne Catterfeld am Ende eine Prothea und gerührte Worte „Einfach wundervoll – das hat noch keiner für mich gesungen!“
Es folgte Daniel Wirtz, der im Vorfeld seines Auftritts immer wieder betonte, dass er ja viel weiter von Yvonnes Songs entfernt sei, als alle anderen Künstler. Mit seiner rockigen Interpretation von „Du hast mein Herz gebrochen“ bewies er genau das, was das Format ausmacht: Dass verschiedene Musikrichtungen und Künstler sehr wohl miteinander harmonieren können. Natürlich wurde auch sein Auftritt von den Kollegen gefeiert.
Denn um Kritik geht es beim Tauschkonzert nicht. Vielmehr grenzt die Sendung neben all ihrer emotionalen Spannung und ihrem Facettenreichtum teilweise ganz eng an einen Aufmarsch der Lobhudelei. Doch auch das zählt eben zum Konzept der Sendung. Und wie die Zuschauerquoten bisher bestätigt haben, funktioniert dieses sehr gut.
Kann die diesjährige Staffel letztes Jahr toppen? Was die Künstler betrifft, wohl eher nicht. Denn die Hit-Dichte der Songs, kann mit der von 2014 nicht mithalten. Was zum einen damit zu tun hat, dass Künstler wie die Prinzen oder Hartmut Engler von PUR in den vergangenen Jahren wenig präsent waren. Zum anderen haben selbst stark präsente Künstler wie Andreas Bourani dennoch nur wenige bekannte große Songs. Nach „Auf uns“ oder „Auf anderen Wegen“ klingelt bei vielen lange nichts mehr. Ist „Sing meinen Song“ trotzdem ein Dienstagabend vor dem TV wert? Auf alle Fälle! Denn was die Sendung schlicht und ergreifend bietet, ist gute musikalische Unterhaltung von Künstlern, die unter anderen Umständen so nicht zusammengekommen wären, mit intimen Momenten der Künstler untereinander und emotional packenden Situationen. Da lässt sich auch über ein wenig Lobhudelei hinwegsehen.