Die saure Milch der Wollmilchsau
Müssen Schlager- und Volksmusikstars heutzutage singen können, eine eigene Show moderieren und ein Parfum auf den Markt bringen? Reicht es für den Erfolg nicht mehr aus, einfach nur Sänger zu sein?
Gesucht wird ein Moderator, der gleichzeitig mit einer Tanzausbildung aufwartet, sich außerdem auch gerne mal als Moderator im Mittelpunkt des Geschehens sieht und zusätzlich eine starke und vertrauenserweckende Ausstrahlung als Werbegesicht vorzuweisen hat. So oder so ähnlich könnte die moderne Stellenausschreibung an einen Schlagerstar aussehen. Eine eierlegende Wollmilchsau, die Plattenfirmen, TV-Sendern und Werbepartnern möglichst viel Nutzen einbringt und dafür wenig Investition erfordert. Beste Beispiele momentan: Helene Fischer oder Beatrice Egli. Bei ihnen werden die Eier quasi schon eingesammelt, bevor sie überhaupt den Boden berührt haben. Nutztiere, die tagtäglich von allen Seiten ausgemergelt werden und bei denen 80 Prozent schon zu wenig sind?
Andrea Berg: auch als halbes Multitalent erfolgreich
Doch muss man als Schlagerstar mittlerweile Alleskönner und damit auch ein wenig Allesfresser sein? Bringt der Beruf diese ziellose Orientierungslosigkeit mittlerweile mit sich? Bestes Beispiel dagegen ist Andrea Berg. Die 49-Jährige singt und performt auf der Bühne. Zwei Talente, die ohne einander natürlich nicht funktionieren. Eine Bühnenshow von Andrea Berg, bei der sie sich drei Stunden lang am Mikrofon festklammert, würde wohl auch keine 30.000 Zuschauer nach Aspach locken. Mit diesen 30.000 Zuschauern gibt sich die Sängerin allerdings zufrieden, versucht sich nicht noch als achtarmige Göttin.
Und der Erfolg sowie ihre Fans geben ihr Recht. Andrea macht sich auch immer wieder rar, besinnt sich auf ihr Können. Vielseitig interessiert muss nicht vielseitig begabt bedeuten. Der Wille alleine macht aus einem Schlagersänger keinen Moderator und ein Moderator, der nur mit halbem Herze dabei ist, wird auf seinen Erfolg lange erfolglos warten und hinterlässt bei den Fans immer einen sauren Nachgeschmack.
Schuster, bleib bei deinen Leisten
Helene Fischer mag vielleicht vielseitig begabt und talentiert sein, damit gehört sie allerdings zu einer von wenigen Ausnahmekünstlern. Überall mitmischen zu wollen und sein Gesicht in jede Richtung zu wenden, kann auch den gegenteiligen Effekt bewirken. Und sich satt fressen zu wollen an den Lorbeeren der Showbranche kann schnell zu einem Magen-Darm-Infekt führen. Authentizität ist es, was viele Fans sich wünschen. Mit voller Energie und ganzem Herzen seine Leidenschaft zu leben – das lässt einen Star wirken, macht ihn bewundernswert. Auf jeder Hochzeit dabei zu sein und dabei auch noch Weiß zu tragen hingegen, wirkt aufmerksamkeitssüchtig und macht unglaubwürdig.
Groß war das Geschrei mancher Schlagerfans, als bekannt wurde, Beatrice Egli moderiere nun ihre erste eigene Show. Sie solle lieber beim Singen bleiben, nicht einen auf Helene Fischer machen. Ebenso das Credo mancher, vor Ausstrahlung der Andreas Gabalier Show. Ross Antony hingegen wurde für seine „Schlagerwelt“ bisher noch nicht in die Schranken gewiesen. Womöglich, weil er mit Leib und Seele Entertainer, egal in welchem Bereich ist – wie eben auch Helene Fischer. Doch nimmt man sich ein Beispiel an diesen Alleskönnern und tut dies nicht alleine durch Leidenschaft, so kann es schnell heißen: Schuster, bleib bei deinen Leisten!
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