Pop-Titan Dieter Bohlen ist so einiges. Für seine ausgesprochene Musiktoleranz war er in den vergangenen zwölf Staffeln von „Deutschland sucht den Superstar“ aber nicht gerade bekannt. Nur zu oft verzog sich sein immerjunges Gesicht zur aufmüpfigen Fratze, wenn ein Kandidat seinen Geschmack verfehlte. Doch jetzt gibt es keine Ausreden mehr. Bei Michelle, Vanessa Mai und H. P. Baxxter kommt jetzt auch Hartes und Schrilles auf den Tisch. Und sie haben das zu akzeptieren.
Die Übersetzung von „No Limits“
Keine Grenzen: Jetzt ist der Rüpelrocker bei „DSDS“ genauso daheim wie die Operetten-Oma. Nunja, zumindest können sie zum Casting kommen, sich vorstellen und als unpassend eingestuft werden. Vor allem Michelle und Vanessa Mai scheinen immer wieder in ihrem Korsett der zeitgenössischen Popmusik zu stecken. Während Michelle ihre Meinung fundiert begründet, bekommt Schlagerküken Vanessa Mai eher einen Kicheranfall. So sieht auch bei „DSDS“ keine ernstzunehmende Grenzkontrolleurin aus.
Tatsächlich sind es H.P. Baxxter und Dieter Bohlen, die ihr grünes Licht vor allem für die Erscheinungen fernab der Leona-Lewis- und Jason-Derulo-Imitatoren geben. Nur taucht die Frage auf, wie lange diese „No Borders“-Politik noch gut geht. Tritt die erste „DSDS“-Metal-Band dann auch zwischen Palmen und Sand in Jamaika auf? Und räkelt sich so manche Opernsängerin zwischen den Pop-Prinzessinnen im Neon-Bikini? Das wäre wirklich Unterhaltung ohne Grenzen.
So ganz ohne Limits geht es nicht
Doch auch bei „DSDS“ gibt es weiterhin Grenzen. Vielleicht nicht eine bewachte Stahlmauer, aber immerhin einen kleinen elektrischen Draht. „No Limits“ schlägt vor, einen Kandidaten so zu nehmen und zu fördern, wie er ist. Ist es dann angemessen, Kandidaten aus finanziellen Gründen in eine bestimmte Musikrichtung zu drängen? Und gleich zwei Vertreterinnen eben jener Musikrichtung hinters blaue Pult zu setzen?
Immer mal wieder greift auch der neue Bote der Toleranz, Dieter Bohlen, zum Allheilmittel „Schlager“. Ganz offen sprach der Pop-Titan in der ersten Sendung aus, was die Charts schon lange zeigen: „Du musst deutsch singen!“, sagte er einer jungen Kandidatin, die sich auch auf Englisch versucht hatte. Wenn es keine Grenzen gibt, muss man gar nichts, außer die Jury überzeugen. Aber das geht scheinbar auch in diesem Jahr mit deutscher Musik etwas einfacher.