Helene Fischer: Fehlerfrei oder schöner Schein?

„Ich will mich beweisen und droh' zu entgleisen, mit Vollgas gegen die Wand“, diese Textzeile stammt tatsächlich – man mag es kaum glauben – aus einem Song von Helene Fischer. „Fehlerfrei“ heißt die Nummer, die zu den erfolgreichsten der Schlagerqueen gehört. Doch von Entgleisungen und einer Fahrt gegen die Wand, zeichnet sich weder in der Karriere, noch in der Künstlerin selbst etwas ab. Meist wirkt Helene Fischer beinahe schon unnatürlich perfekt. Wie viel ist tatsächlich dran an der fehlerfreien Helene Fischer?

Die Karriere

Mit Andrea Berg zählt Helene Fischer aktuell zu den wohl erfolgreichsten Schlagersängerinnen Deutschlands. Ihre Karriere startete gefühlt über Nacht. Auf einmal war es da, das Phänomen Helene Fischer, und stürmte die deutschen Charts. Ihr Best-Of-Album, das sie 2013 veröffentlichte, ist das erfolgreichste deutsche Album aller Zeiten. Mit ihrer „Helene Fischer Show“ erreicht sie jedes Jahr zur Weihnachtszeit ein Millionenpublikum, ihre Stadiontour 2015 war restlos ausverkauft – insgesamt sahen diese fast zehn Millionen Menschen.

Und dabei ist Helene immer perfekt. Nichts, was sie sich vornimmt, macht sie nur halbherzig, sei es nun als Werbegesicht oder auf der Bühne. Alles, was die 31-Jährige anpackt, wird zum Erfolg. Helene Fischer ist wie eine unendliche Geldmaschinerie, an der sich jeder Beteiligte eine goldene Nase verdienen kann. Ausrutscher Fehlanzeige! Songs, die kein Hit wurden, Konzerte, die nicht restlos ausverkauft sind – all das gibt es nicht. Ähnliche Karrieren wie diese legen sonst nur US-Stars hin, oder deutsche Popsänger. Im Schlager gibt es, zumindest in den vergangenen Jahren, keine ähnliche Erfolgsgeschichte. Abgesehen eben von Andrea Berg, die allerdings schon viel länger dabei ist als Helene Fischer.

Das Styling

Doch was macht das Erfolgsrezept Helene Fischer aus? Sicher weit mehr, als nur eine tolle und gut ausgebildete Stimme und die perfekte Performance, was sie sich beides unter anderem bei ihrer Musicalausbildung aneignen konnte. Es ist zudem auch das Erscheinen der Blondine, welches sowohl Männer als auch Frauen verzaubert. Die perfekten blonden Haare, die nicht künstlich wirken und dennoch in perfektem gold-blondem Ton daherkommen. Dass Männer auf blonde Frauen stehen ist bekannt und Frauen wiederum fragen sich, bei welche tollem Friseur man sich wohl so die Haare stylen lassen kann.

Dazu kommen die immer zum Event vorbildlich gewählten Outfits. Geht es zu einer Gala, so kommt Helene im langen Kleid mit neckischem Rückenausschnitt, für den letzten Schliff Sexyness. Steht sie vor dem Brandenburger Tor und feiert die Deutsche Nationalmannschaft, so trägt sie natürlich Trikot – und das als Sonderanfertigung, speziell für die Sängerin, in einer bauchfreien Variante. Ist sie zu Gast in einer Talk-Show, so darf es auch gerne mal eine Jeans mit schickem Shirt sein, ganz die Helene von nebenan eben.
Und dabei schafft es die 31-Jährige immer, die nötige Portion Sex mit ins Spiel zu bringen und dennoch niemals vulgär oder billig auszusehen. Schlagzeilen wie: „Oh Gott, was trägt Helene Fischer da?!“ gibt es nicht von der Sängerin. Und genau das ist es, was eben auch maßgeblich zu ihrem Image beiträgt. Von „Verplant und verpeilt, daneben gestylt, so komm ich mir manchmal vor“ kann bei ihr keine Rede sein.

Immer höflich, immer nett

Zudem verkörpert Helene Fischer das, was man Everyboys Darling nennen könnte. Sie lächelt immer, spricht stets bedacht und niemals plump. Ob auf dem Roten Teppich, oder in ihren Sendungen, ein spontaner Satz scheint ihr nie über die Lippen zu kommen. Vielmehr sieht es aus, als arbeite Helene Fischer exakt nach Drehbuch, was die einen als unsympathisch und künstlich bezeichnen, für die anderen aber genau die Helene ausmacht, die sie lieben. Auf den ersten Blick scheint es zwar fast unwirklich, wie eine Künstlerin niemals negativ auffällt, andererseits ist es auch bewundernswert. Denn wenn man sich so eine „Helene Fischer Show“ anschaut, dann erwischt man sich zwangsläufig dabei, wie man sich selbst die Frage stellt: „Gibt es eigentlich irgendwas, was diese Frau nicht kann?“.

Einen Fehler gibt es dann wohl doch

Wenn man Helene selbst nach Fehlern frägt, so ist diese ganz realistisch und weiß zumindest direkt auf einen hinzuweisen: Sie sei furchtbar chaotisch, erzählte sie zum Beispiel in Florian Silbereisens Sendung „Das Fest der Besten“. Und Freund Flori pflichtete ihr bei. Helene Fischer chaotisch – mag man das wirklich glauben, oder ist das vielleicht einfach ein cleverer Schachzug, um sich ein wenig greifbarer zu machen?

In ihrem Song gibt sie bereits einen Hinweis auf diese Schwäche: „Manchmal bin ich kein Held, kauf ein ohne Geld und verpass den letzten Flug. Die Wohnung sieht aus, nur Chaos im Haus, bin auf Übersichts-Entzug. Ich stress' mich und schlauch' mich, verlier' und verbrauch' mich, auch gegen den Verstand. Wir feiern die Schwächen!“ Schön wäre es ja, wäre Helene wirklich so eine Chaotin und man müsste sich nicht mehr selbst schlecht machen und sich fragen, warum man nicht ebenfalls in der Lage ist ein Alleskönner zu sein.

Doch selbst wenn Helene eigentlich chaotisch ist, so ist klar, dass die Öffentlichkeit nichts von diesem Chaos mitbekommt. Denn wer ein großes Management hinter sich hat, der hat glücklicherweise das Privileg, sich nicht um all das Organisatorische kümmern zu müssen. Was auch immer aber das Geheimnis dieser Frau sein mag, oder ob sie tatsächlich so perfekt und fehlerfrei ist, wie sie scheint: Ein paar Makel machen doch erst das Besondere aus und würden auch einer Helene Fischer sicher nicht mehr schaden, als dass sie sie wahrscheinlich nur sympathischer machen würden.