Vielen TV-Zuschauern dürfte bei der Punktevergabe während des „Eurovison Song Contest 2018“ aus der portugiesischen Hauptstadt Lissabon vor Schreck die Fernbedienung aus der Hand gefallen sein: Deutschland bekam für seinen Gesangsbeitrag Punkte! Von anderen Ländern! Sogar viele! So viele, dass er auf den vierten Platz hinauf schoss. Das hat es schon lange nicht mehr gegeben.
Der schönste „ESC“ seit Jahren
Los ging die Pleiteserie 2015, als Sängerin Ann Sophie für ihren Song „Black Smoke“ null Punkte bekam und entsprechend auf dem letzten Platz landete. Im Folgejahr schickte man die frischgebackene „Voice of Germany“-Gewinnerin Jamie-Lee mit „Ghost“ auf die Bühne. Immerhin bekam sie 11 Gnadenpunkte für ihre Darbietung, und den letzten Platz. 2017 bekam die bis dato unbekannte Levina für „Perfect Life“ zwar nur 6 Punkte, erreichte aber dennoch mit Ach und Krach den vorletzten Platz in der Gesamtwertung.
Platz vier für Michale Schulte
Dagegen war das, was beim „ESC 2018“ Michael Schulte passierte – und seinem sehr persönlichen Song „You let me walk alone“, den er seinem toten Vater widmete – eine wahre Punktedusche: Ganze 340 Punkte bekam der 28-Jährige für den in einem „Songwriter-Camp“ des NDR zusammengebastelten Beitrag. Gleich vier Mal gab es volle 12 Punkte aus den Niederlanden, der Schweiz, Dänemark und Norwegen! „Ein Traum hat sich erfüllt, von dem ich nie glaubte, dass er wahr werden würde“, schrieb Michael Schulte nach dem phänomenalen Erfolg. Seit Lena Meyer-Landruts Sieg von 2010 war kein deutscher Song in dem internationalen Wettbewerb mehr so erfolgreich. Das weckt Hoffnungen, dass Deutschland seine Pleiteserie beim „ESC“ endlich beendet hat. Gerüchteweise soll Stefan Raab 2019 wieder bei der Songauswahl mitmischen. Durch ihn gewann Lena das zweite Mal – nach Nicoles „Ein bisschen Frieden“ aus 1982 – für Deutschland. Erfreuliche Aussichten also für den kommenden „ESC“ in Israel. Denn gewonnen hat den Wettbewerb in Lissabon die israelische Sängerin Netta mit ihrem Lied „Toy“.