Aussehen wie im Mittelalter! Kleider der Epoche

Mittelalter Kleidung: Kostüme und Gewänder

Alte Gewandungen

In Zeiten wo Bands wie Faun, Oonagh und Schandmaul regelmäßig die Charts erobern, geht der Trend noch verstärkter in die Vergangenheit. Wer auf Mittelaltermärkten oder Konzerten der Bands epochengerecht auftreten will, erfährt hier wie es geht!

Mittelalter Kleidung Kaltenberger Ritterturnier
Auf dem Bild sind Beinlinge und Gugelhaube gut erkennbar.

Die Ständeordnung beherrschte das Mittelalter und auch die mittelalterliche Kleidung war eng mit ihr verbunden. Somit ist das mit dem Stil gar nicht so einfach – zumindest nicht im Mittelalter! Kleidung sagte aus, zu welchem Stand der jeweilige Träger gehörte und damit gibt es zwar oft nur kleine aber aussagekräftige Unterschiede. SchlagerPlanet hat für Euch zusammengefasst, was Ihr beachten müsst, wenn Ihr Euch für ein Schandmaul- oder Faun-Konzert so richtig in Schale werfen wollt.

Hier erfahrt Ihr alles über die Kleidungs-Farben.

So veränderte sich die Kleidung im Laufe des Mittelalters!

Das war die Mittelalterkleidung der verschiedenen Regionen

Die größten Unterschiede zeigen sich bei den verwendeten Materialien und dem Zierrat. Leinen, Hanf und Nessel benutzte der niedere Stand vornehmlich zur Herstellung der Unterbekleidung, für die Oberhemden benutze man meist Schafwolle. Der höhere Stand konnte auf mehr Luxus bauen und trug deshalb im Mittelalter auch Kleidung aus Seide und veredelten Tuchen.

Die Farbregeln der Mittelalter Gewandung

Wer im Mittelalter Kleider für den Tag auswählen wollte, war weitaus eingeschränkter als heute. Abgesehen davon, dass gerade den niederen Ständen nicht viele Kleidungsstücke zur Verfügung standen, waren diese zusätzlich einem Farb-Codex unterstellt. Anhand der getragenen Farbe konnte nämlich der Stand der Person abgelesen werden. Das hatte einen pragmatischen Hintergrund: Die teuer zu erzeugenden Farben waren den höheren Ständen vorbehalten. Aus diesem praktischen Ursprungsgrund entwickelten sich regelrechte Kleiderordnungen.

Mittelalterkleid Mittelalter Spectaculum Maxlrain
Verschiedene Arten von Hauben und Tüchern bedeckten die Köpfe der mittelalterlichen Bevölkerung.
©Mittelalter Spectaculum Maxlrain

Verwendete Farbstoffe der Mittelalterkleidung

Der niedere Stand färbte seine Kleidung im Mittelalter selten. Hier wurde der Stoff meist in seiner natureigenen Färbung belassen – das war praktisch und billig. Die höheren Stände Adel und Klerus färbten ihre Kleidungsstücke, was aus Buch-Abbildungen, überlieferten Färberezepten und archäologischen Befunden hervorgeht.

Die verwendete Farbe bestand aus natürlichen Stoffen, die vorrangig aus Pflanzen gewonnen wurden. Gelbe Farbstoffe gewann man unter anderem aus Birke, Rainfarn und Gilbkraut. Krapp, Gänsefuß, Ahornwurzeln, Schlehdorn sowie einige Flechten ergaben Rottöne. Um Blau herzustellen wurde vermehrt Indigo importiert, aber auch aus dem heimischen Färberwaid konnte die Farbe extrahiert werden.
Tierische Stoffe waren seltener, aber vorhanden: Die Kermeslaus lieferte ein teures Rot, die Purpur-Schnecke sorgte für den Rotton Purpur, der aufgrund seines Wertes nur dem Hochadel vorbehalten blieb.

Die Mittelalterkleider der Unterepochen

Leider ist die Beweislage, was den dritten Stand anbelangt äußerst schlecht. Auf Bildnissen wurden vorrangig Personen des Adels abgebildet, wodurch auch nur das Mittelalterkleid dieses Standes einwandfrei belegbar ist. Das änderte sich erst im Laufe der Zeit, nach dem 14. Jahrhundert, um genau zu sein.

Mittelalterliche Kleidung: die Romanik

Die Romanik ist zwischen 800 und etwa 1.200 nach Christus einzuordnen. Hier war vor allem noch die byzantinische Mode, welche allerdings von der römischen Gewandung abstammt, vertreten. Einflüsse jener Art wurden im Laufe der Jahrhunderte weniger. Mittelalterschmuck war auch hier schon vertreten: Als Zierrat wurden häufig brettchengewebte Borten verwendet.


Unterhemd und Unterhose, welche man Brouche nannte, bestanden zu jener Zeit aus Leinen. Darüber trug der Mann einen langärmeligen Kittel aus Wolle, welcher über die Knie reichte und an der Hüfte gegürtet wurde. Als Wärmespender diente ein wollener Rechteckmantel, welcher über die Schultern geworfen wurde. An der rechten Seite hielt diesen eine Spange. Filzhüte waren bei der Mittelalterkleidung als Kopfbedeckung beliebt. Bis zum 11. Jahrhundert waren Füße und Beine noch mit Binden umwickelt, anschließend gab es lange Strumpfbeine, auch Beinlinge genannt. Die Schuhe der damaligen Zeit bestanden aus Leder und waren wendegenäht. Der Mittelalterschmuck des Mannes bestand in der Romanik aus Armreifen, Mantelspangen, Gürteln und Schnallen. Diese bestanden zum großen Teil aus Buntmetall, also Bronze. Silber und Gold wurden auch verwendet aber nur bei den höheren Ständen.

Bis ins 11. Jahrhundert umspielte den Körper der Frau ein leinenes, bis zum Boden reichendes Untergewand mit langen Ärmeln. Darüber trugen die Damen knöchellange Obergewänder, welche weite, kurze oder spitze Ärmel hatten. Später wurde das Mittelalterkleid körperbetonter, weil es – so vermutet man – über der Taille geschnürt wurde. Ab dem 12. Jahrhundert weist die Mittelaltergewandung der Frau sehr viel mehr Formenvielfalt auf: Die weiten Obergewänder wurden durch seitlich geschnürte Bliauts ergänzt. Der Arbeitspraxis entsprechend, trugen Frauen niederer Stände eng anliegende, adelige Damen weite Ärmel. Über der Brust geschlossene Mäntel waren üblich. Verheiratete Frauen bedeckten ihr Haar mit einem Schleiertuch. Dieses wurde ab dem 13. Jahrhundert durch das Gebende ergänzt, eine Binde aus Leinen, welche Wangen und Kinn bedeckte. Schapel und Haube rundeten den Style ab. Verzierte Kopfreifen waren den adeligen Frauen vorbehalten. Die Schuhe der Frauen waren mit denen der Männer fast identisch. Im 11. Jahrhundert trugen Frauen reichlich Mittelalterschmuck – Fibeln, Ketten, Ohr- und Fingerringe waren häufig vertreten.


Poeta Magica Mittelalterkleider
Die mittelalterliche Musikgruppe Poeta Magica zeigt mit ihren Kostümen die oft anzutreffende Einfachheit der mittelalterlichen Gewandungen.
©Andreas Niemann/Poeta Magica

Mittelalterliche Kleidung: die Gotik

Die mittelalterliche Kleidung wurde in der Gotik sehr viel aufwendiger, wobei erst ab der Hochgotik und der Spätgotik das Aussehen dieser detailliert beschreibbar ist. Im Laufe der Gotik änderte sich der Modestil gravierend, wodurch keine kurze Aussage über sie getroffen werden kann. Zu Beginn näherte sich die Kleidung der Männer stark der der Frauen an. So trugen beide Geschlechter die Cotte – ein langes Obergewand. Körperbetonung lag zu dieser Zeit im Trend. In der späteren Gotik wurde die Kleidung zunehmend detailreicher und verspielter, behielt sich aber die Körperbetonung bei. Auf dieser späteren Mode soll hier der Fokus liegen.


Über ein fußfreies Unterkleid zog der Mann der Gotik einen manchmal an den Seiten geschlitzten Rock. Darüber wurde die Suckenie – ein ärmelloser Überrock getragen. Über eine Unterhose aus Leinen trug man oberschenkellange Strümpfe, welche heute als Beinlinge bezeichnet werden. Das Unterkleid entwickelte sich später weiter zu einem kurzen engen Rock mit Stehkragen. Der Rücken dieses war gefaltet und geschnürt und trägt den Namen Schecke. Vorne war es offen und konnte mit Knöpfen verschlossen werden. Die Houppelande oder auch Heuke war ein weiter mantelartiger Umhang. Dieser reichte kaum bis zum Hintern. Auf dem Kopf wurde die Gugelhaube – eine kragenartige Kapuze mit einem langen Zipfel – getragen. Auch üblich war die Bandhaube, welche aus einfachem Leinen bestand. Eine besondere Schuhform dieser Zeit war der Schnabelschuh. Daneben gab es mit Sohlen benähte Beinlinge. Der Mittelalterschmuck der Gotik bestand aus Fürspanen auf dem Überrock, prunkvollen Gürteln mit anhängenden Taschen.

Das Mittelalterkleid der gotischen Frau bestand ebenfalls aus einem langärmeligen Unterkleid aus Leinen oder Seide, der Cotte. Der Surcot war ein loses, langes, im Späteren auch ärmelloses Überkleid, welches mit einer Schleppe ausgestattet war. Populär waren darüberhinaus weite Röcke in Kombination mit engen Miedern, welche vorne geschnürt wurden. Zusätzlich wurden Gürtel getragen, die unter dem tiefen Ausschnitt saßen. Verheiratete Frauen trugen nach wie vor Gebende oder auch gefaltete Kopftücher, die Rise. Auch der Hennin war, besonders in Burgund, verbreitet. Dabei handelt es sich um eine kegelförmige Haube, die bis zu einem Meter hoch sein konnte und mit einem Schleier abgerundet wurde. Bei jungen Frauen waren Bänderkränze und Blumenreifen verbreitet. Die Füße der Frauen bedeckten weiterhin Wendeschuhe.


Mittelalter Kleidung Mittelalter Spectaculum Maxlrain
Gut erkennbar: Das geraffte Obergewand mit den Knöpfen vorne und den Taschen am Gürtel.
©Mittelalter Spectaculum Maxlrain

Regionale Unterschiede der Mittelalter Gewandungen

Neben den epochalen Unterschieden weißt die mittelalterliche Kleidung auch in den einzelnen Regionen Unterschiede auf. Unterschuhe oder Trippen kamen bei der Stadtbevölkerung im 15. Jahrhundert auf. Sie bestanden aus einer Holzsohle und einem Lederriemen und konnten über den Schnabelschuhen getragen werden. So wurden Feuchtigkeit und Schmutz besser abgewiesen. Beim Thema Mittelalterkleidung war Hannover eine Vorreiterstadt, denn sie war vermutlich die erste Stadt, die eine Kleider- und Schmuckordnung ins Leben rief. Dies geschah um 1300 n. Chr..














Mittelalterkleidung in SkandinavienMittelalterliche Kleidung aus Schottland
Im Süden Skandinaviens trugen zu Wikingerzeiten die Menschen helle Hosen. Schwarze Hosen galten als Adelssymbol. Dagegen unterschied sich die restliche Kleidung von Volk und Adel nur unwesentlich. Beim Schmuck jedoch zeigte sich der Stand einer Person – besonders was die Menge anbelangte. Schuhe und langes Haar waren Symbole der Freiheit, weshalb man Sklaven jener Zeit beides verbot.Tartans, als Zeichen der Clanzugehörigkeit sind, entgegen verbreiteter Behauptungen, keine Kinder des Mittelalters. Sie kamen erst im 19. Jahrhundert auf. Genauso verhält es sich mit der „Great belted Plaid“ – der großen gegürteten Decke, und dem Kilt. Die Schotten trugen im Mittelalter die Kleidung des Festlandes bestehend aus der germanischen Langhose sowie Tuniken und später der Cotte und den Beinlingen.

Schnabelschuh Kaltenberger Ritterturnier
Der Schnabelschuh kam im Spätmittelalter auf.
©Kaltenberger Ritterturnier

Seid Ihr Fans des Mittelalters? Kleider jener Zeit lassen jedenfalls viel Raum für Kreativität und sind auch relativ schnell selbst genäht. Welche mittelalterliche Kleidung sagt Euch am meisten zu? Schreibt uns, was Ihr denkt!

Gerda Naumann
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