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Schlagerstars zwischen Hoffnung und Nullstunde

Schlagerstars zwischen Hoffnung und Nullstunde

Insider-News

Deutschland kehrt immer weiter zur Normalität zurück. In der Schlager-Live-Branche allerdings ist noch immer Stillstand. Die Angst vieler Künstler ist groß.

Hat das schreckliche Corona-Gespenst schon seine Wirkung verloren? Wer die Bilder vom letzten Wochenende aus Berlin, Hamburg, Köln, von Sylt oder der Ostseeküste sieht, kann glauben, dass alles wieder so wie vor Corona ist.

Alles? Nein, in der Musikbranche ist weiterhin Stillstand angesagt. Schlagerkünstler wie Roland Kaiser, Kerstin Ott, Ben Zucker, Andrea Berg oder Florian Silbereisen mit seiner XXL-Tour können weiter keine Konzerte vor großem Publikum geben.

Auch kleine Konzerte und Open Airs wie die beliebten Pop-Schlager-Events im Ruhrgebiet dürfen immer noch nicht stattfinden. DJ’s, Künstler, Manager, Bühnenbauer und Techniker sitzen zu Hause und so langsam gehen vielen die ausgezahlten finanziellen Hilfen für Solo-Selbstständige aus.

Wer lange im Geschäft ist, hat finanzielle Rücklagen gebildet, von denen er jetzt leben kann. Aber für viele Newcomer und in der „Mittelschicht“ des Schlagers ist die Lage ernst. Nicht einmal mehr 7.000 Infizierte meldet heute morgen das Robert-Koch Institut, bei über 85 Millionen Einwohnern in Deutschland.

Rückkehr zur Normalität

Viele kleine Veranstalter und Clubbesitzer wünschen sich deshalb die Rückkehr zur Normalität. Es soll wieder Schlager gehört, getanzt und gefeiert werden – die Hoffnungen auf weitere Lockerungen noch vor Ende August sind groß.

Inzwischen versuchen sich einige Künstler die Flaute in der Kasse mit Autokonzerten zu überbrücken. Das klappt dann mehr oder weniger gut, da spielen auch schon mal bekannte Pop-Schlagersänger vor 38 oder 64 Autos und andere Autokonzerte werden wegen schlechter Vorverkaufszahlen gleich ganz abgesagt. Und mancher gefeierter Überflieger in den Album-Charts erlebt so live seine erste Bruchlandung…

Viele große Stars gehen nicht auf Autokonzert Tour. Matthias Reim hat es sich mal kurz überlegt und dann dagegen entschieden, Kerstin Ott hat es ausprobiert und festgestellt, es ist nicht ihr Ding.

Beatrice Egli, VoXXclub, Giovanni Zarrella, Fantasy, Michelle und auch DSDS-Sieger Ramon Roselly haben sich allerdings für ein Konzert vor der Motorhaube entschieden.

Tausende Insolvenzen in der Musikbranche

DEAG-Vorstandsvorsitzender Prof. Peter Schwenkow sagt im Interview mit „Pollstar“ tausende Insolvenzen in der Musikbranche voraus. "Die kleinen Unternehmen werden Pleite gehen, die mittleren müssen kämpfen und die großen werden sich dann in einer Welle von Konsolidierungen die Rosinen herauspicken", sagt CEO Schwenkow.

Und über die Rückkehr zum normalen Livebetrieb: „"Wir müssen entweder eine vollständige Herdenimmunität erreichen oder wir brauchen einen Impfstoff. Meine Theorie ist, dass die Leute erst dann die Angst vor einem Konzertbesuch verlieren, wenn allerfrühestens bis März oder April 2021 genügend Personen geimpft worden sind."

Was passiert aber, wenn nach langer Arbeitslosigkeit Toningenieure, Bühnenbauer, Lichttechniker sich ganz neue Jobs gesucht haben. Und wenn dann das Virus unter Kontrolle ist und alle wieder touren wollen, aber nicht genügend Dienstleister, Veranstalter, Techniker, Stagehands zur Verfügung stehen. Dann beginnt auch für die großen Stars die Stunde Null.

Auch der Chef des größten Ticketvermarkters und Event-Veranstalters Eventim, Klaus-Peter Schulenberg, rechnet nicht damit, dass Konzerte und andere Großveranstaltungen bald wieder stattfinden können. „Ich glaube, dass es erst wieder Veranstaltungen geben kann, wenn es einen Impfstoff oder ein wirksames Medikament gibt. Da werden wir noch einige Zeit warten müssen“, sagte Schulenberg im Podcast „Die Stunde Null“ 

Wer kann sich eine Konzert-Karte leisten

Die Kurzarbeiter- und Arbeitslosenzahlen steigen immer weiter an. Heute meldet die Bundesagentur für Arbeit 2,813 Millionen Menschen ohne Arbeit für den Monat Mai. Die Folge: Die Menschen haben Angst um ihr Geld und reagieren mit Kaufzurückhaltung.

Wer kann sich künftig ein Schlagerkonzert mit 100 Euro Eintritt oder mehr in einer großen Konzerthalle noch leisten? Denn eines ist sicher. Nach Corona wird es mehr Live-Konzert-Angebote geben, als je zuvor in der Schlagerbranche.

Aber wir hoffen, dass es alles ganz anders kommt und Stars und Newcomer wieder genügend Möglichkeiten bekommen, vor uns Schlager-Fans aufzutreten.

Denn die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Oder um es mit den Worten des  griechischen Philosophen Sokrates zu sagen: „Ich weiß, dass ich nichts weiß…“

Starmaker
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