Seit vier Wochen nun lebt Sarah Connor gemeinsam mit einer syrischen Flüchtlingsfamilie in ihrem Haus in Berlin. „Ich hatte nicht vor, diese Geschichte öffentlich zu machen. Doch Boulevardmedien haben es nun getan“, schreibt sie selbst in einem Artikel in der Wochenzeitung Die Zeit. Diese Woche gingen Bilder durch die Medien, die die syrischen Flüchtlingskinder gemeinsam mit Sarah Connors Kindern spielend vor dem Haus der Familie in Berlin zeigen. Nun will die Sängerin selbst sprechen, um sich, ihre Familie und vor allem die Flüchtlingsfamilie vor Gerüchten zu schützen, wie sie sagt.
„Ich sah grausame Bilder“
Mit dem Thema Flüchtlinge beschäftige sich Connor schon seit drei Jahren. Angefangen habe alles, als sie auf YouTube auf ein Handyvideo mit Bildern aus dem Kriegsgebiet gestoßen sei. „Ich sah grausame Bilder“, erinnert sich die 35-Jährige. Sie habe zwar keine Ahnung, wie sich das Thema in Deutschland entwickele und eine politische Lösung habe sie auch nicht, aber helfen könne sie zumindest. So entschied sie sich, unter einem anonymen Namen beim Jugendamt anzubieten, eine Familie bei sich aufzunehmen: „Es dauerte keine halbe Stunde, da klingelte mein Telefon.“ Auch wenn ihr Mann Florian Fischer und auch ihre Kindern zunächst noch skeptisch gewesen seien, habe Sarah ausgiebig mit ihnen gesprochen: „Als ich ihnen erzählte, dass diese Kinder aus dem Krieg kämen und weder ein eigenes Bett noch ein Spielzeug, geschweige denn richtige Kleidung besäßen, gab es kein zweites Überlegen.“
„Wir reden mit Händen und Füßen“
Knapp einen Monat wohne nun eine syrische 39-jährige Frau mit ihren fünf Kindern in der Einliegerwohnung des Hauses der Connor-Familie. Das kleinste Kind sei noch ein Säugling von wenigen Monaten, das älteste ein junger Mann mit 20. „Wir reden mit Händen und Füßen, mit Wörterbüchern und mithilfe einer Übersetzungs-App“, beschreibt die Mutter und Sängerin den Alltag mit der Flüchtlingsfamilie. Zwei der Kleinen hätten bereits einen Kita-Platz, der mittlere Junge wäre nun in der Schule und Sarah Connor helfe ihm bei seinen Hausaufgaben. Alle in der Familie würden fleißig Deutsch lernen, um sich zurecht finden zu können. Mit der Mutter mache sie Behördengänge und kümmere sich um alle Unterlagen, die nötig für das Bleiben in Deutschland sind.
„Ich maße mir nicht an, ein Vorbild zu sein“
„Manchmal kommen die Dämonen des Kriegs zurück“, schreibt Sarah Connor weiter: „Wenn es dunkel wird, wenn eine Türe laut knallt oder ein Flugzeug besonders tief über unseren Garten fliegt, sind sie da.“ Die Mutter weine noch jeden Abend. Der 20-Jährige habe wie selbstverständlich vom Krieg und seinen Erlebnissen berichtet, von all den Toten, die er gesehen habe. Vom Vater wurden sie getrennt, nachdem dieser verletzt wurde. Er sei nun in einem Flüchtlingsheim in der Türkei untergebracht. „Wir sind jetzt sechs Leute mehr zu Hause, und das wird wohl auch erst mal so bleiben. Wie lange, wissen wir heute noch nicht. Ich maße mir nicht an, ein Vorbild zu sein. Ich kann verstehen, dass nicht jeder Flüchtlinge bei sich aufnehmen kann oder will. Aber was sich jeder erlauben kann, ist ein bisschen Wärme, Nähe, Trost und Liebe zu spenden, ohne sich fürchten zu müssen.“