Die Geschichte von Nena – Ex-Freund berichtet
Er war der Schlagzeuger, sie die Frontfrau. Privat waren sie ein Paar, beruflich stürmten sie sogar in den USA die Charts. Nun hat Rolf Brendel ein Buch über diese Zeit geschrieben. SchlagerPlanet stellt Euch „Nena – Geschichte einer Band“ vor.
Wer den Namen Nena hört, denkt sicherlich zunächst einmal an die Sängerin, die bis vor kurzem noch in der Jury von „The Voice of Germany“ saß. Ihre größten Erfolge feierte sie in den 1980ern mit ihrer gleichnamigen Band. Damals am Schlagzeug: Rolf Brendel. Und der hat nun ein Buch über diese Zeit geschrieben. „Nena – Geschichte einer Band“ ist am 20. Oktober im Aufbau Verlag erschienen. Auch viel Privates kommt dabei ans Tageslicht. Immerhin waren Rolf Brendel und Gabriele Susanne Kerner, so Nenas bürgerlicher Name, fast zehn Jahre lang auch ein Liebespaar.
Hagen: Die Anfänge mit The Stripes in der Heimatstadt
Brendel startet seine Geschichte bei den Anfängen mit der Vorgängerband The Stripes und beschreibt den Karriereverlauf bis zur Auflösung von Nena in der damaligen Besetzung. Dabei gliedert er das Buch in vier Teile: „Hagen“, „Berlin“, „Ganz oben“ und „Der Anfang vom Ende“. Auch sein Verhältnis zu Sängerin Nena schildert er dabei sehr intensiv. Bereits in Hagen, der Heimatstadt der Band, verliebte sich Brendel in sie. Und er scheut sich nicht davor, intime Gedanken Preis zu geben:
„1980 war ich dreiundzwanzig, verheiratet und hatte eine zwei Jahre alte Tochter. Doch weder meine Frau noch mein Kind konnten verhindern, dass sich mein Herz davonschlich. Ich kann weder den Tag noch den genauen Ort benennen, an dem ich mich in Nena verliebte, aber es muss unweit von Lichtendorf-Süd gewesen sein. Und wahrscheinlich sang Nena dabei leise 'Heart of Glass' von Blondie.“
Berlin: Erst der Umzug, dann der Durchbruch
Nach dem Umzug nach Berlin kam der Durchbruch. Nena arbeitete dort im Büro des Fotografen und Managers Jim Rakete und bearbeitete die Fanpost der Band Spliff. Dadurch erreichte sie die Aufmerksamkeit der Spliff-Musiker Reinhold Heil und Manfred Praeker, die kurz darauf die erste Nena-Single „Nur geträumt“ produzierten. Zunächst war das Lied ein Ladenhüter. Doch schon direkt nach dem ersten großen Auftritt in der TV-Sendung „Musikladen“ deutete sich an, was noch kommen sollte. Die Reaktionen fielen laut Brendel äußerst enthusiastisch aus:
„Augenblicklich lief das Telefon heiß. Familienmitglieder, Freunde, Nachbarn und Bekannte riefen an, um mit uns zu jubeln, als hätten wir eine Weltmeisterschaft gewonnen.“
Welthits aus Deutschland
„Nur geträumt“ wurde letztendlich der erste von unzähligen Hits der Band und schaffte es in Deutschland bis auf Platz zwei. Was dann folgte, ist allseits bekannt: Nena starteten basierend auf dem Erfolg von „99 Luftballons“ eine Weltkarriere, mit der die Band anscheinend selber nicht gerechnet hatte:
„Insgesamt wurde der Song in fünfunddreißig Ländern ein Nummer-eins-Hit. Ein Erfolg, der vorher in Deutschland noch nicht einmal gedacht worden war. Später wurde der Song vielfach gecovert. Meine Lieblingsversion ist die der amerikanischen Rockband Goldfinger, die auch auf dem Videospiel 'Grand Turismo' zu finden ist.“
„99 Luftballons“: Ein Antikriegslied für die ganze Welt
Dass „99 Luftballons“ solch ein Erfolg wurde, hatte für Brendel neben der eingängigen Melodie, den frischen Sounds und dem charismatischen Auftreten der Frontfrau noch einen weiteren Grund:
„Trotz des deutschen Textes wurde die Aussage des Songs schnell zum Thema. Die Amerikaner verstanden es als Antikriegslied in Zeiten des Kalten Krieges und interpretierten es vielfach als politisches Statement gegen Russland. Interessanterweise wurde die Message in Russland genau umgekehrt gedeutet.“
Der Anfang vom Ende
Die Geschichte des Erfolges ist schon oft erzählt worden. Rolf Brendel wirft in seinem Buch aber auch ein Blick auf das Ende und schildert, welche Veränderungen seiner Meinung nach zur Auflösung führten:
„Nur ein hungriger Musiker ist ein guter Musiker. Bei uns aber hatten die Verlockungen des Ruhms über den
Zauber der Musik gesiegt. Wir hatten alles erreicht,
jetzt standen wir da, hatten unsere Leichtigkeit verloren und kein Ziel, so empfand ich es.“
Neben dem verlorgenen Erfolgshunger beschreibt er aber auch einen enormen gestiegenen Anspruch an die Band. Die enormen Verkaufserfolge steigerten die Erwartungen an jede neue Platte:
„Einige Hunderttausend verkaufte Platten - heute eine Sensation - bedeuteten damals einen Misserfolg für uns. Und dann, nach zwei Singleauskopplungen
('Mondsong' und 'Engel der Nacht') und den üblich
gewordenen TV-Promotouren, hörten wir einfach auf.
Ohne es jemals ausdrücklich beschlossen zu haben,
trafen wir uns einfach nicht mehr. Offiziell wurde die
Band niemals aufgelöst.“
„Sie sieht besser aus als je zuvor“
Fans können sich neben intimen Details und Rolf Brendels Insiderwissen über jede Menge Fotos aus dem privaten Archiv des Schlagzeugers freuen. Die Bandbiografie ist voll von Schnappschüssen, offiziellen Bandfotos, TV-Bildern oder Hitparadenlisten. Die Zeit mit der Band prägte ihn, das wird deutlich. Und trotz der Auflösung spricht der Musiker auch heute noch in besten Worten über seine ehemalige Partnerin:
„Nena verfolgte eine ausgesprochen erfolgreiche Solokarriere, zudem ist sie mit der Castingshow 'The Voice of Germany' ein paar Jahre sehr präsent gewesen. Ihr Ausstieg wird eine echte Lücke hinterlassen. Außerdem hat sie eine Großfamilie, betreibt eine Privatschule in Hamburg und sieht besser aus als je zuvor.“
„Nena – Geschichte einer Band“ von Rolf Brendel ist seit dem 20. Oktober im Handel erhältlich.