Nach den brisanten Vorwürfen des Produzenten Walter Widemair überschlugen sich die negativen Schlagzeilen über die Kastelruther Spatzen. Anfang der Woche erhob Widemaier der BILD gegenüber schwere Anschuldigungen gegen die Volksmusiker und warf diesen vor, ihre Fans getäuscht und betrogen zu haben. Laut Widemaier, sollen die Erfolgsmusiker kein einziges Instrument selbst gespielt haben, lediglich die Stimme des Frontsängers Norbert Rier sei echt gewesen.
Seither überschlagen sich die Beiträge in sozialen Foren. Ein Wunder ist dies nicht, denn das Thema gibt Anlass zur Polarisierung: während die einen den Vorwürfen zustimmen, behaupten andere wiederum, die Vorwürfe seien eine hervorragende PR-Maßnahme für die anstehende Veröffentlichung des Buches „Wenn die Berge nicht mehr schweigen“.
Der Grund für die umstrittenen Reaktionen ist, dass der Grat zwischen Playback und Betrug sehr schmal ist. Das Playback-Singen ist für Fans aller Genres in Ordnung, obwohl Künstler sich „live“ präsentieren, dabei aber nur die Lippen bewegen. Der Skandal um die Kastelruther Spatzen warf somit eine völlig neue Frage in den Mittelpunkt: Wo fängt „Betrug“ im Musikbusiness an und wo hört er auf?
Laut Bild.de sind die „echten Kastelruther Spatzen“ Spitzenmusiker. Claus Reichstaller, zum Beispiel, spielt nicht nur die Trompete für die Volksmusiker, sondern ist zudem auch noch Dozent an einer Hochschule für Musik und Theater. Manuel Lopez hat sogar schon für den Tatort die Saiten seiner Gitarre gezupft. Auch der begnadete Jazzmusiker Wolfram Dullnig und der österreichische Musikproduzent und Geschäftsführer eines Musik-Labels Christian Zierhofer, waren an den Produktionen beteiligt.
Auch der Top-Schlagzeuger Thomas Simmerl, der schon für die Söhne Mannheims gearbeitet hat, leistete seinen Beitrag für die Kastelruther Spatzen. Ein interessanter Fakt: auf seiner eigenen Website findet man einen deutlichen Hinweis zu Konzert- und CD-Produktionsbeiträgen für die Spatzen. Es war also nie ein Geheimnis und ist es heute noch nicht.
Ob Norbert Rier und seine Bandmitglieder, die beinahe schon 30 Jahre gemeinsam musizieren, wirklich das drauf haben, was sie uns stets versprachen, wird sich am 10. November zeigen: dann spielen sie nämlich im Musikantenstadl in Innsbruck – natürlich live.