Nena, die schon bei ihren ersten Auftritten mit ihrer ersten Band The Stripes in den 70er Jahren selbstbewusst und taff die Bühne mit purem Sex erfüllte und das Publikum mit ihrem Charme um den Finger wickeln konnte, deren Hit „99 Luftballons“ es bis nach Amerika schaffte und die mit ihrer Musik eine neue Zeit in der Branche einläutete, hatte nicht immer nur ein glanzvolles Musikerleben. Auch sie musste herbe Rückschläge verkraften und enorme Lebenskrisen meistern. Es waren Tiefen, über die sie lange schwieg, sich ihnen verschloss und erst zaghaft nach scheinbar endlosen Jahren ihr Schweigen brach.
Schule war nicht so ihr Ding
Schon früh war Nena nicht der geradlinigste Mensch. Die Schule war nicht so ihr Ding. Obwohl sie ein Mädchengymnasium besuchte, wartet die Sängerin letztlich „nur“ mit einem Realschulabschluss auf. Denn die elfte Klasse schmiss sie, einfach deshalb, weil sie keine Lust darauf hatte. „Ich war immer dann gut, wenn ich Lust hatte zu lernen. Das war meistens nicht der Fall. Bei allem, was mir von außen aufgezwungen wird, mache ich erst einmal total dicht. Insofern habe ich mich immer so durchgeschleust“, erklärte Nena einmal gegenüber dem Handelsblatt. Für Außenstehende mag dieses Ereignis in Nenas Leben einen herben Einschnitt markieren, wirklich umstürzend war die Entscheidung für die „NDW“-Ikone jedoch nicht. Wenn einem etwas nicht liegt, warum soll man sich dann quälen? Nena hat diese Entscheidung zumindest nie bereut und begann nach der Schule eine Lehre zur Goldschmiedin.
Das Aus für die Band Nena
Nachdem der Erfolg mit ihrer ersten Band The Stripes nach einigen Singleveröffentlichungen ausblieb, entschlossen sich Nena und ihr Schlagzeuger und damaliger Lebensgefährte Rolf Brendel zu einem zukunftsträchtigen Schritt. Sie gingen gemeinsam nach Berlin und gründeten dort die Band Nena, mit welcher die Megahits „Nur geträumt“ und „99 Luftballons“ veröffentlicht wurden.
Noch heute kennt man Nena als Sängerin vor allem aus dieser Zeit, der Erfolg war unbeschreiblich für die junge Band und musikalisch formierten die Musiker gemeinsam eine neue Musik-Epoche. Doch der Erfolg sollte nicht von Dauer sein. Als die Band Nena Mitte der 80er Jahre ihr Album „Feuer und Flamme“ auf dem Markt brachte, hielten sich die Verkäufe in Grenzen. Es entstand Streit unter den Bandmitgliedern und die erste Nena-Ära ging auf ihr Ende zu. Letztlich trennte sich die Gruppe von ihrem damaligen Manager Jim Rakete.
1996 erschien das letzte Album der Band mit dem Titel „Eisbrecher“. Es sollte den Misserfolg manifestieren und führte letztlich, nach endlosen Streitereien zwischen Nena und den Jungs zum Bandaus. Dieser schwere Schlag sollte allerdings nur ein Vorgeschmack auf das sein, was Nenas Leben die nächsten Jahre begleiten sollte.
„Bruder“ – ein Lied, das zu Tränen rührt
Auf Nenas aktuellem Album „Oldschool“ befindet sich ein Song, der den schwersten Schicksalsschlag in Nenas Leben beschreibt. Lange schwieg die Sängerin über diesen tragischen Vorfall, mit dem Song „Bruder“ bricht sie das Schweigen.
27 wäre der kleine Christopher in diesem Jahr geworden. Fast 27 Jahre musste seine Mutter jedoch ohne ihn auskommen – eine Zeit der Trauer, des Schmerzes, des Schweigens, des Akzeptierens und schließlich der Verarbeitung. Der Song „Bruder“ berichtet von eben diesem Jungen, der Nenas erstes Kind ist. 1988 kam Christopher auf die Welt. Doch schnell war klar: Er ist nicht wie jedes andere Kind. Aufgrund von Sauerstoffmangel hatte Christopher eine Behinderung. Solch eine Erkenntnis ist schwer für eine junge Mutter, wie Nena es damals war, doch es sollte noch nicht das Schlimmste sein.
Wenig später, im Jahr 1989 verstarb Nenas Erstgeborener und für die junge Mutter offenbarte sich eine andere Welt, als sie sie bis dato erlebt und wahrgenommen hatte. Der Tod trat in ihr Leben und verdunkelte den Horizont, der zuvor so verheißungsvoll und lebendig gefunkelt hatte. Heute kann sie wieder über diese Zeit sprechen. Im Interview mit „RTL Exclusiv“ sagte sie zum Thema Tod: „Also da hab ich mich nicht so viel mit beschäftigt. Bis zur Geburt meines ersten Kindes, wo ich mit dem Thema ganz stark konfrontiert war.“
Das Grab des kleinen Christophers hat die Sängerin mittlerweile schweren Herzens aufgelöst. Zur Erinnerung steht aber bis heute ein Kreuz in ihrem Hamburger Garten. Wenn Nena jetzt zurückblickt gibt es aber wieder dieses Licht, das damals oft gefehlt hat: „Ich hatte auch sehr leichte Zeiten mit meinem ersten Kind damals, das war nicht nur schrecklich, ganz im Gegenteil, das waren elf wunderschöne Monate. Aber wenn man es nach Hause holt, kann es auch nach 28 Jahren noch wehtun. Aber es ist nicht mehr dieses Drama drin.“
Heute hat die 90er-Ikone weitere vier Kinder – Sakias, Larissa, Simeon und Samuel – und mittlerweile auch drei Enkelkinder. Sie liebt das Leben wieder und bezieht auch einige ihrer Kinder in die musikalische Arbeit mit ein. Als stolze Oma hat Nena viel Lebensfreude: „Die sind sooo süß! Wenn die Kinder lächeln, das ist Magie“, beschreibt sie im „RTL Exclusiv“-Interview.
Bis heute begleiten Nena dennoch die Erinnerungen an ihre schweren Schicksalsschläge: „Es gibt keine Sicherheit und das Leben ist endlich. Das Thema Tod ist für mich nicht easy, denn das Leben ist ja eine Vorbereitung auf den Tod. Aber wir reden leider wenig darüber.“ Dass alles Schwere im Leben auch etwas Gutes hat, zeigt sich in Nenas Erkenntnis aus dem Erlebten: „Ob sich das Leben leicht oder schwer gestaltet, entscheidet man letztendlich selbst.“