Kulturgut unter Beschuss: Udo Lindenbergs Klassiker zensiert
Die jüngste Entscheidung am Berliner Humboldt Forum sorgt für Aufsehen und kontroverse Diskussionen. Udo Lindenbergs berühmter Song „Sonderzug nach Pankow“ aus dem Jahr 1983 soll dort im Rahmen der Chorkonzerte „Vielstimmig 2024“ im November erklingen – doch eine Sache wurde geändert: Der Begriff „Oberindianer“ wird durch „Ober-I“ ersetzt, was das Humboldt Forum und acht beteiligte Berliner Chöre nach internen Diskussionen beschlossen haben.
Die Wortwahl Lindenbergs, in der er den damaligen DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker als „Oberindianer“ bezeichnete, wurde von den Beteiligten als diskriminierend empfunden. Aus diesem Grund entschieden die Chöre, eine alternative Bezeichnung zu verwenden, um sich bei den Auftritten „wohlzufühlen“. Der Begriff „Ober-I“ soll dabei mit besonderer Betonung auf dem „I“ gesungen werden. Die Maßnahme hat eine kontroverse Debatte über Kunstfreiheit und politische Sensibilität entfacht.
Politische Stimmen und Kritik an der Entscheidung
Viele politische Akteure und Kulturvertreter sind über diese Entscheidung empört. Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki bezeichnet die Zensur als „kulturlos“ und kritisiert, dass ein Klassiker eigenmächtig umgeschrieben werde, was seiner Meinung nach die Kunstfreiheit gefährdet. Er fordert Kulturstaatsministerin Claudia Roth auf, sich für die Freiheit der Kunst einzusetzen, zumal ihr Haus das Humboldt Forum jährlich mit Millionenbeträgen unterstützt. Auch CDU-Generalsekretärin Ottilie Klein zeigt sich bestürzt und erinnert daran, dass dieses Lied einst das SED-Regime kritisierte und ironischerweise damals schon in der DDR verboten war.
DDR-Historiker Hubertus Knabe geht noch weiter und sieht in der Zensur eine „linksradikale“ Haltung des Humboldt Forums. Er fordert Konsequenzen für jene, die seiner Meinung nach eine derartige politische Richtung fördern und unterstützen.