Jürgen Drews: Viel mehr als nur ein König von Mallorca!

Jürgen Drews: Viel mehr als nur ein König von Mallorca!

Bewegtes Schlager-Leben

Wohl kein anderer Künstler steht so für das Auf und Ab des Schlagers der Nachkriegsgeschichte wie Jürgen Drews. Heute wird er 75 Jahre alt.

„Nein, so ein typischer Schlager-Fuzzi bin ich doch nicht“, ist so ein typischer Satz von Jürgen Drews, dem Sänger von Schlager-Hits wie „Ein Bett im Kornfeld“ oder „Barfuß durch den Sommer“.

Drews und der Schlager-Fuzzi

Das sagt ein Jürgen Drews, der am heutigen 02. April 75 Jahre alt wird und der – ohne die aktuelle Bedrohung durch den Coronavirus – Abend für Abend auf einer Schlager-Bühne stehen würde! Dabei gibt es kaum einen Künstler, der so für alle Höhen und auch Tiefen der Schlagergeschichte der Nachkriegszeit steht. Der die Fragilität (Zerbrechlichkeit) des Schlagers und die Halbwertszeit von „Shooting-Stars“ in der Branche aus eigener Erfahrung kennt.

Sein Vater war Wehrmachtsarzt, kurz bevor die Rote Armee in Berlin den 2. Weltkrieg am 8. Mai beendet, kommt Jürgen Drews in Nauen in Brandenburg auf die Welt. In seiner Jugend streift er nicht durch Kornfelder, sondern durch die goldgelben Rapsfelder rund um Schleswig an der Schlei in Norddeutschland.

Drews und sein Liebes-Banjo

Er ist ein begeisterter Banjo-Spieler, gewinnt schon mit 15 Jahren einen Preis als bester Banjo-Spieler Schleswig Holstein und ist Mitglied einer Jazz-Band. Er spielt in der Filmkomödie „Die Lümmel von der ersten Bank“ einen Schüler, produziert mit dem großen Giorgio Moroder („Flashdance“, „Die unendliche Geschichte“) zwei nicht sehr erfolgreiche Langspielplatten.

Drews und der jähzornige Bandchef

Der Durchbruch kommt in den frühen 70er Jahren bei den Les Humphries-Singers mit Hits wie „Mexico“, „Mama Loo“ oder „Kansas City“. Hier sammelte Jürgen Drews auch „Erfahrungen“ mit einem Bandchef, der für seine jähzornigen Ausbrüche bekannt war und den alle hinter der Bühne „den Diktator“ nannten.

Und noch eines ist aus dieser Zeit bis heute im Schlager geblieben. Nicht alle bekamen vom in Hamburg lebenden Bandleader Les Humphries pünktlich ihr Geld. Und das Finanzamt schon mal gar nicht. Kennen wir doch auch heute noch irgendwie alles von Michael Wendler…

Eines war in den wilden Siebzigern aber für alle Musiker erheblich leichter: Erfolgreiche US-Hits konnte man als Coverversion mit deutschem Text ohne Probleme auf den Markt bringen. Was heute wegen der Urheberrechte fast unmöglich ist, ging damals ganz einfach. Howard Carpendale singt“Ob-La Di, Ob-La-Da“ von den Beatles, Michael Holm singt „Mendocino“ von Doug Sahm und Bernd Spier „Pretty Belinda“…

© Jürgen Drews/youtube

Drews und die Discotheken-Eule

Und davon profitierte auch der junge Solo-Sänger Jürgen Drews. Aus dem Hit „Let your Love flow“ von den Bellamy Brothers wurde „Ein Bett im Kornfeld“, aus „Call on Me“ von Sunrise wurde „Wir zieh’n heut’ Abend aufs Dach“ und aus der Feder des Country-Sängers Eddie Rabbitt stammt „Barfuß durch den Sommer“…

Aus dieser Zeit stammen auch noch echte B-Seiten Raritäten, an denen Jürgen Drews selbst als Komponist mitgewirkt hat: „Buslinie 29“ und „Die Discotheken-Eule“. Irgendwie schon Vorboten seiner späteren Party-Karriere.

Mit langen Haaren und der Seitenscheitel-Frisur ist sich Jürgen Drews, wie in so vielen Dingen, bis heute treu geblieben. Er ist ein Womanizer und ständiger Gast in der ZDF-Hitparade bei Dieter Thomas Heck. Premiere ist am 10. Juni 1972 mit dem Titel „Dieser Tag hat so vieles verändert“. Mit in der Sendung sind: Peter Orloff, Bata Illic, Henner Hoier (war auch Mitglied bei Les Humphries), Christian Anders, Dorthe, Frank Farian und Martin Mann. 1976 setzt sich Jürgen Drews mit „Ein Bett im Kornfeld“ in der 83. Hitparade gegen Neuvorstellungen von Bernhard Brink, Howard Carpendale, Costa Cordalis, Peter Maffay oder Marianne Rosenberg mit „Lieder der Nacht“ durch. Mit letzterer stand Jürgen Drews übrigens in diesem Jahr wieder auf der „Schlagerfest-XXL-Bühne“ von Florian Silbereisen.

Drews und sein größter Fehler

Und wenn Matthias Reim seinen Jahrhundert-Hit „Verdammt, ich lieb dich“ von der Bühne rockt, dann huscht ein Lächeln über das Gesicht von Jürgen Drews. Seine Plattenfirma Polydor bot ihm damals gegenüber vom Hamburger Hauptbahnhof den Song eines jungen Komponisten aus Göttingen an. Der Titel „Verdammt, ich lieb’ dich!“

Jürgen Drews glaubte nicht daran, dass der Song Hit-Potential hatte. Ein Fehler. Matthias Reim sang ihn schließlich 1990 selbst und machte daraus einen Millionenseller…

Drews und Oberbayern

Mallorca war seine Insel und Jürgen Drews musikalischer Dauergast im legendären Oberbayern am Ballermann. Jürgen Drews ist sowas wie der Gründervater der Mallorca-Party Szene, hat Party-Songs wie „Wieder alles im Griff“, „Ne was ist das schön“ (mit Carmen Geiss), „König von Mallorca“ oder dem Duett mit Mickie Krause „Ich hab den Jürgen Drews gesehen“ wieder „salonfähig“ gemacht. Und so wird Jürgen Drews wohl auch mit 75 auf der Bühne vom Mega-Park die Massen zum Singen und Tanzen bringen. Und wenn Zeit ist, guckt er noch auf ein, zwei, drei bis zehn Lieder in seinem „Bar-Restaurant“ „König von Mallorca“ in Santa Ponça. Gleich um die Ecke wohnt der Sänger in seinem Ferienhaus.

Mit den Hits „Ich bau dir ein Schloss“ und „Wenn die Wunderkerzen brennen“ ist Jürgen Drews vor zehn Jahren sein „Schlager-Comeback“ gelungen. Und neben den „Mallorca-Partys“ ging es auch zurück auf die großen TV-Bühnen bei Carmen Nebel und Florian Silbereisen. Und Jürgen Drews gibt dem Schlagernachwuchs eine Chance.

Drews und die Vampire

Festzelt, Scheune, Stadthalle, Kirmesbühne, Arena oder Kurmuschel - es gibt wohl keine Bühne in Deutschland auf der Schlager gespielt wird und die Jürgen Drews in seinen über 50 Jahren im Live-Geschäft noch nicht gesehen hat.

Texter und Autor Alexander Scholz (Ross Antony, Norman Langen, Fantasy, Michelle, Feuerherz, Patrick Lindner, Bernhard Brink, Matthias Reim) schrieb 2014 bei einer Zeitschriften-Aktion mit „Und wir waren wie Vampire“ seinen ersten Pop-Schlager. Der Titel ist immer noch der Lieblingssong von Ehefrau Ramona.

Und wenn Jürgen Drews einen neuen Titel im Kopf hat, dann klingelt schon mal bei ausgewählten Schlager-Experten das Smartphone und am anderen Ende singt ein bestens aufgelegter Jürgen Drews den neuen Schlager-Refrain, wie immer mit etwas zu viel Vibrato in der Stimme…

Drews und das Vibrato

Über das bewegte Privatleben, die Frauen, heiße Flirts am Pool von Mr. Hitparade Dieter Thomas Heck und das US-Abenteuer als „J.D.Drews“ kann man Bücher schreiben. Aber das erscheint ja bald im nächsten August mit dem Titel: „Es war alles am Besten“.

Jürgen Drews wird nun 75 und er braucht für bestimmte Dinge keine Geduld mehr in seinem Leben. Nicht weil er arrogant geworden ist, sondern einfach nur, weil er einen Punkt in seinem Leben erreicht hat, an dem der Sänger keine Zeit mehr mit dem, was ihm missfällt oder ihm wehtut, verschwenden will. Keine Geduld mehr für Zynismus, für übertriebene Kritik und Forderungen jeder Art. Er verschwendet keine einzige Minute mehr an die, die lügen und manipulieren. Er hat sich entschlossen, nicht mehr mit Verstellung, Heuchelei, Unehrlichkeit und billigem Lob zu koexistieren. Und das ist für die Schlagerbranche gut so. Authentizität à la Jürgen Drews.

Drews und No-Tanztee

Jürgen Drews hat in seiner Karriere acht Bundeskanzler kommen und gehen sehen, darunter zwei Dauerkanzler/in und gefühlte tausend SPD-Chefs. Nein, er macht keine Harley-Touren, spielt Boccia oder geht zum Tanztee, wie andere Männer in seinem Alter.

Nein, du hast noch lange nicht genug. Die Schlagerbühnen und unser Applaus sind dein Leben lieber Jürgen. Aber, du bist natürlich kein Schlager-Fuzzi! Trotzdem lieben wir Schlager-Fans dich und deine Schlager durch und durch. Bleib so wie du bist…alter Jazzer!

Starmaker
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