Für Millionen Jecken und Narren hat jetzt die 5. Jahreszeit begonnen. Eine Woche lang abfeiern, tanzen, lachen und die Alltagssorgen vergessen. NRW ist eine Party und die Hochburgen Köln und Düsseldorf sind im Ausnahmezustand. Für viele andere allerdings ist Karneval nichts anderes, als ein netter Euphemismus für Bützen (Küssen), Saufen und One-Night-Stands im Kostüm.
Aber wo sind in diesem Jahr die großen Karnevals-Schlager? Wir von SchlagerPlanet haben uns in den Kneipen am Heumarkt in Köln und in der Düsseldorfer Altstadt umgehört. Die Betankungshymne aus den 70ern "Drink doch ene met“ der Bläck Föös ist ein Klassiker und wird im Stunden-Rhythmus in den Kölschkneipen gefeiert. Büdchen und Kneipen machen jetzt den Umsatz des Jahres, während in der Kölner Innenstadt einige Geschäftsleute ihre Schaufenster verbarrikadiert haben. „Karneval ist mir zuviel Ballermann“, stöhnen viele Ladenbesitzer.
Zuviel Ballermann erobert den Karneval
„Schatzi schenk mir ein Foto“ von Mickie Krause, immer noch der „Cowboy & Indianer Lasso-Mitmach-Song“ von Olaf Henning, „So ein schöner Tag“ von Tim Toupet oder sein „Humba, Humba Tätärä“ sind beliebte Klassiker. Letzterer Karnevals-Schlager wurde bereits 1964 vom Dachdeckermeister und Sänger Ernst Neger während der Mainzer Fastnacht im TV uraufgeführt. Damals war das Publikum noch ganz stilecht in langen Abendkleidern und Smoking gekleidet. Für seinen späteren 70er-Hit „Rucki Zucki“ wäre es mal für einen poppigen, kickbasslastigen Remix an der Zeit, vielleicht von den Jungs von Stereoact mit Klubbb3?
Song-Recycling überall wo man hinhört. Darunter sind leider auch Karnevals-Schlager, die nicht einmal mehr bei RTL2-Dokus gespielt werden dürfen. Vielleicht hat das auch mit dem Sterben der CD zu tun, da die Karneval-Hit Compilations sicher nicht mehr so gut verkauft werden wie früher.
Das "Halt die Welt an-Selfie" ist der Hit
Die Höhner sind ein Karnevals-Hit-Garant, ihre stimmungsvolle Schunkelballade „Lääv lääv lääv“ läuft gut, aber wer durch die Straßen in der Altstadt zwischen Rhein und Heumarkt zieht, sieht immer mehr bunt gekleidete Jecken im sogenannten „Freeze“ stehen und dabei Selfie-Filme machen. Was vor einigen Jahren schon als sogenannte „Mannequin-Challenge“ ein viraler Hit war, lebt mit dem 2018 gescheiterten WM-Song „Wir halten die Welt an“ jetzt wieder auf und ist der eigentliche Karnevals-Hit der Höhner in 2019.
Kollektives fröhlich sein ist sicher nicht jedermann/frau Ding, aber es schadet ja auch nicht. Bei manchen Karneval-Schlagern allerdings fällt auch das sehr schwer. Denn dagegen ist ein Wochenende im Bierkönig auf Mallorca, sowas wie die „Wagner-Festspiele“ in Bayreuth…
In der Düsseldorfer Altstadt läuft das „Altbierlied“ (klar!) von den Toten Hosen und aus alter Hassliebe „Da schwimmt 'ne Kölner“ in den Bars und Kneipen hoch und runter. Dazu alle gängigen Schlager-Hits der letzten Jahre. „Atemlos“ von Helene Fischer sowieso, am Weiber-Fastnacht (Ja, das ist noch politisch korrekt) haben die Frauen das Sagen. Und die stehen an diesem Donnerstag anscheinend auf „Warum hast du nicht nein gesagt“ von Maite Kelly und Roland Kaiser, „Bella Ciao“ und „Amsterdam“ von Axel Fischer sowie „Die Hände zum Himmel“. „Wahnsinn“, „Bronze Silber und Gold“ oder „Weiß der Geier“ von Wolfgang Petry geht immer, alle drei sind ein sicherer Tanzflächen-Knaller.
Kann TV-Quotenbringer Florian Silbereisen helfen
Alles in allem sind die TV-Quoten für Karnevalssendungen immer noch recht gut. Aber die Musik bräuchte mal wieder einen echten Kick mit bundesweiter Beachtung. Und das kann doch nur einer schaffen: Unsere Schlager-TV-Allzweckwaffe Florian Silbereisen, der ja sehr gut mit den Höhnern und den Jungs von Brings („Superjeilezick“) befreundet und schon im Schottenrock live aufgetreten ist.
Da Karneval, Fasching, Faslam auch im Norden, Süden und Osten gefeiert wird, wären die Einschaltquoten sicher top. Und irgendwie könnten Klubbb 3 doch die größten Karneval-Hits aller Zeiten im modernen Party-Sound covern. Und sicher kann man Ben Zucker, Olli P. und Eloy de Jong auch wieder mit einbauen – Ross Antony hat selbstverständlich mehr Karneval im Blut, als mancher Kölner Jung…
Also lieber TV-Macher Michael Jürgens, es wäre an der Zeit für euer Team, den Karnevals-Schlager zu retten. Unser Titelvorschlag für die Sendung: „Alaaf & Helau - die größte Karnevals-Party aller Zeiten“.
Hier unsere ultimative Karnevals-Playlist von SchlagerPlanet:
11. „Su noh bei Dir su joot“ Cat Ballou
10. „Kölsche Mädchen“ - Köbesse
9. „Denn wenn et Trömmelsche geht“ - Räuber
8. „Wer soll das bezahlen“ - Jupp Schmitz
7. „Rut sin de Ruse“ - Boore
6. „Pirate“ -Kasalla
5. „Schatzi schenk mir ein Foto“ - Mickie Krause
4. „Humba Täterä“ - Ernst Neger
3. „Das Altbierlied“ - Die Toten Hosen
2. „Komm drink noch ene mit“ – Bläck Föös
1. „Viva Colonia“ - Die Höhner