Wenn die Schlagerstars nur noch Weihnachtslieder veröffentlichen, es vor den Fenstern der Redaktion auf dem „Wintermarkt“ nach Glühwein, Anis, Zimt und Ingwer duftet, dann ist es auch für uns von SchlagerPlanet an der Zeit, auf das Schlager-Jahr 2019 zurückzublicken.
Eines gleich vorweg, es war ein gutes aber kein sensationelles Schlager-Jahr! Viele schöne neue Titel von Maite Kelly, Andrea Berg, Roland Kaiser, Matthias Reim, Kerstin Ott, Eloy de Jong, den Amigos oder Ben Zucker und vielen anderen Stars waren am Start. Aber ehrlich einen neuen Single-Hit, wie „Atemlos“ oder „Warum hast du nicht nein gesagt“ (Hat inzwischen die 115 Mio-Marke bei YouTube geknackt), der noch das nächste Schlagerjahrzehnt überleben wird, war nicht wirklich dabei.
Vielleicht liegt es auch daran, dass es noch nie so zahlreiche Single-Veröffentlichungen gab, wie in diesem Jahr. Allein wir von SchlagerPlanet haben in einigen Wochen des Jahres zwischen 25 und 35 Single-Bemusterungen bekommen und das waren sicher noch nicht alle…
Der Song verliert an Wertigkeit
Immer mehr Schlager-Masse! Dieser Trend hat sich in 2019 noch weiter verstärkt. Das einzelne Lied hat in Zeiten des digitalen Umbruchs leider an Wertigkeit verloren. Produziert wird oftmals nur noch nach „Playlist-Routine“ der Streamingdienste: Uptempo, treibende Kickbase und nach 30 Sekunden wird der Refrain gesungen, damit man aus den großen Playlisten nicht gleich wieder rausfliegt. Das war schon in den letzten Jahren im Pop-Genre so und geht beim Schlager inzwischen munter weiter.
Trotzdem sind wieder viele hoffnungsvolle Schlager-Newcomer an den Start gegangen oder haben sich in diesem Jahr weiter gefestigt. Besonders aufgefallen sind uns da: Marina Marx, Marie Wegener, Sonia Liebing, Julian Reim oder „Schlagerwunder“ Tim Peters.
Diese Newcomer beeindrucken
Und einer, der schon früher in einer Boyband erfolgreich war, hat gleich mal im Sommer das „Album des Jahres“ abgeliefert. Giovanni Zarrella, einst Sänger bei „Bro’Sis“ singt die großen Schlager-Klassiker auf Italienisch. „La vita è bella“ heißt sein Album und wurde gleich mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet. Außerdem bekam er den Titel „Schlager Newcomer des Jahres“ vom Radiosender SWR, und der in Köln lebende Sänger ist inzwischen Dauergast in den TV-Shows von Florian Silbereisen. Im nächsten Jahr geht Giovanni sogar mit ihm auf die „XXL Schlagerfest Tour“ durch 54 Hallen.
In einem Schlager-Land, in dem uns Künstler wie Peggy March immer noch als „Weltstars“ präsentiert und durchgewunken werden, liegt der ewige rethorische Vergleich mit den internationalen Top-Künstlern natürlich nahe. Zugegeben vor 56 Jahren landete, damals noch als „Little Peggy March“, mit „I Will Follow Him“ auf Platz 1 der US-Hitparade. Allerdings war der Song auch eine Cover-Version vom Petula Clark Titel „Chariot“. Seit Anfang der 1990er Jahre versucht die einst sehr erfolgreiche Sängerin mehr oder weniger erfolgreiche Combacks. Zuletzt im Juli 2019 mit dem Album „Man ist nie zu alt für Träume“ in Anlehnung an ihrem Schlager-Hit aus dem Jahr 1965 „Mit 17 hat man noch Träume“. Peggy March lebt heute in Florida, aber das tut der Wendler auch. Und selbst der nennt sich nicht einmal Weltstar, sondern nur bescheiden „The German King of Pop“…
Die neue Glaubwürdigkeit siegt!
Mit viel Schmalz, Pathos und Superlativen wurde auch in diesem Schlager-Jahr ganz sicher nicht gegeizt. Doch dieses 80er Relikt ist einem neuen Trend gewichen. Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit („Credibility“) der Künstler ist bei uns Schlager-Fans immer mehr angesagt. Selbstdarsteller und aufgeblasene Verkünder werden inzwischen schonungslos aufgedeckt und in den Sozialen Medien abgestraft. Denn davon haben wir in der Politik ja schon mehr als genug.
Bodenständig, offen, Fehler zugeben und auch mal seine Meinung sagen. Kerstin Ott, Ben Zucker oder ein Achim Petry sind da erflogreiche und authentische Vorbilder. Künstler sollten eben nur Maßstäbe an andere anlegen, die man selber nicht ständig reißt…
Die Krone: Jetzt kündigt Heino, der in diesem Jahr mit seinem Album „Tschüss“ seinen endgültigen Abschied vom Abschied der Abschiedstournee verkündete, in Berlin seine „Sensations-Tour“ für 2020 an. Nur eines ist bei Heino also sicher: Er hat seinen Manager Jan Mewes vor einigen Wochen erst einmal endgültig gefeuert…
Ach ja und die wichtigste Botschaft: Ein # macht eine Sache nicht unbedingt bedeutsamer…
Im nächsten Teil unseres Rückblicks: So lief das boomende Live-Geschäft wirklich, Gewinner und Verlierer am Ballermann, die TV-Show Tops und Flops und wer lieferte das schlechteste Album des Jahres ab?