Sänger Patrice bereut Teilnahme
Reggae-Sänger Patrice bereut seine Teilnahme an der deutschen Neuaufnahme des Charity-Songs „Do they know it’s Christmas?“. Er wirft den „Band Aid 30“-Verantwortlichen „Charity Porn“ vor.
Vergangene Woche wurde die deutsche Version des wohltätigen Weihnachtstitels „Do they know it’s Christmas?“ veröffentlicht. In England wurde der aus dem Jahre 1984 stammende Song in diesem Jahr bereits neu aufgenommen. Bob Geldof hatte zahlreiche Künstler zur Teilnahme aufgerufen – ebenso in Deutschland. Campino von den Toten Hosen nahm sich dieser Aufgabe an und trommelte große deutsche Musiker zusammen, um die deutsche Version des Songs zugunsten der Ebola-Opfer in Teilen Afrikas aufzunehmen.
Wohltätigkeit zu Promotion-Zwecken?
Seit einigen Tagen werden nun aber kritische Stimme um diese Neuaufnahme laut. Vor allem die englische Version rund um Schirmherr Bob Geldof ruft bei vielen Unmut aus. Der Musiker und Initiator der Live-Aid-Konzerte hatte Kritik an den Künstlern geäußert, die nicht an seinem neuen Projekt teilnehmen wollten – unter anderem die englische Pop-Sängerin Adele. Dass diese aber bereits im Vorfeld eine große Summe für die Ebola-Betroffenen gespendet hatte und dies lieber im stillen, als durch die Präsenz in einem Charity-Video tun wollte, das hatte Geldof im Vorfeld nicht bedacht. Vor allem aber das Video zur Single sorgt für Aufregung: Zu Beginn wird die Leiche einer Frau, die den Folgen des Ebola-Viruses erlag, von Männern in Schutzkleidung aus dem Bild getragen – eine große Verletzung der Würde dieser Frau, so die Meinung vieler.
Auch die deutschen Stars sind bereits vielen kritischen Äußerungen ausgesetzt. Dass es sich bei der Aktion um PR und weniger um eine gute Sache handele, ließ sich in den vergangenen Tagen vermehrt in den Schlagzeilen lesen. Sänger Patrice, der ebenfalls Teil der deutschen Version ist, bereut seine Teilnahme mittlerweile sogar.
Patrice: „Ich hätte besser nicht teilgenommen“
Reggae-Sänger Patrice wollte sich für eine gute Sache einsetzen: Der in Deutschland lebende Musiker mit afrikanischen Wurzeln, hatte spontan zugesagt, als man ihn für „Band Aid 30“ anfragte. Doch nun, nachdem er das Video zum ersten Mal gesehen hat, zeigt er sich auf seiner Facebook-Seite schockiert über den „Charity Porn“, der seiner Meinung nach in diesem Video betrieben wird. „Dass der Song rein musikalisch gesehen nicht der große Wurf ist, war mir ja klar und in diesem besonderen Fall auch zweitrangig, wenn es darum gehen soll, Menschen in Not zu helfen. Ich bin jedoch schockiert über die Anfangssequenz des Videos. Man hatte mir zugesichert, dass sie rausgeschnitten wird. Die Würde der darin gezeigten Frau wird vollkommen missachtet. Sie ist nicht einfach nur ein ‚anonymes Ebola-Opfer‘, sondern ein Mensch mit Eltern, Freunden, Verwandten, vielleicht Kindern.“
Auch das „Band Aid 30“-Logo hält er nicht für passend. Dieses zeigt einen Slogan vor dem afrikanischen Kontinent: „Ebola hat in drei relativ kleinen Ländern eines riesigen, aus 54 Nationen bestehenden Kontinents epidemische Ausmaße erreicht. Dass 99% des Kontinents nicht betroffen sind, wird durch das „Band Aid 30“-Logo komplett überlagert.“
Das Projekt an sich, dass Künstler sich einsetzen um etwas Gutes zu tun, hält Patrice nach wie vor für sinnvoll. Nur die Art und Weise der Umsetzung sind seiner Meinung nach unangemessen. Dass Künstler durch öffentlichen Druck zur Teilnahme gezwungen werden sollen, oder dass ein tote Frau als Schockeffekt instrumentalisiert wird, dieses Verhalten ist für ihn falsch. Würde man Patrice heute nochmal fragen, ob er Teil von „Band Aid 30“ werden möchte, würde er wohl ablehnen: „Aus heutiger Sicht muss ich leider sagen, dass ‚Band Aid 30‘ genau für die Art von ‚Hilfe‘ steht, gegen die ich mich seit Jahren verwehre. Heute sagen mir mein Bauch und mein Verstand, dass ich besser nicht teilgenommen hätte.“