Karel Gott ist in Deutschland bereits seit über 45 Jahren aus der Musikszene nicht mehr wegzudenken und das hat einen guten Grund: Seine Musik geht stets mit der Zeit und zeigt gerne neue Facetten. Gestern erschien das neue Album des Sängers „Herr Gott nochmal“, auf dem Karel Gott ganz neue Wege beschreitet.
SchlagerPlanet traf den sympathischen Musiker jetzt in einem kleinen Hotel in München zum Interview. Bei einer entspannten Tasse Kaffee erzählte er uns von der Arbeit zur neuen Platte, seiner Einstellung zum Leben und der Musik und berichtete uns von seinen Zukunftswünschen.
Ein Album voller „Teamwork“
Zu Beginn des Interviews interessierte uns natürlich vor allem das neue Album „Herr Gott nochmal“, denn das ist nicht nur vollgepackt mit zwölf tollen Songs, sondern entstand durch eine ganz besondere Art von Teamwork. Im sogenannten „Songwriter-Camp“ tat Karel Gott sich mit jungen Komponisten und Musikern zusammen, um neue Lieder zu erschaffen und umzuschreiben. „Wir haben uns in den Studios einer Firma getroffen - in einer alten, umgebauten Fabrik in Berlin, die dort produziert und verlegt. Dort gibt es mehrere – ich glaube 14 oder 15 – Studios und nach einem Gespräch mit mir haben sich die Komponisten und Songwriter in die Studios „verstreut“ und haben angefangen. Und ich hab sie ab und zu besucht: ‚Darf ich rein? Ist der Titel schon so weit?‘ – ‚Nein! Noch nicht, noch nicht! Komm später!‘ Und andere haben gesagt: ‚Komm rein!‘ Und: ‚Was meinst du? Wir haben solche Ideen, das Thema wird das und das.‘ Und ich habe gesagt: ‚Sehr gut! Macht weiter so!‘ Da öffnete sich für mich eine Tür in eine ganz andere Welt.“ Wichtig war Karel Gott dabei vor allem, dass neue Sprache verwendet wird und moderne Aspekte mit eingebaut werden, denn der Sänger liebt die Weiterentwicklung und möchte mit dem Strom der Zeit schwimmen, auch wenn er dabei trotzdem seinem typischen Stil treu blieb.
Karel Gott lebt und singt also im Hier und Jetzt und genau darum geht es auch in seiner ersten Single-Auskopplung „Sag einfach Ja (zu diesem Tag)“. Ein Lied mit einer eingehenden Melodie, das direkt zum Tanzen auffordert und mit einem wunderbaren Text überzeugt. „Frag nicht was sein wird und was gestern war – Jetzt! Und das Ganze jetzt, hier mit Dir.“, so beschreibt uns der Sänger mit einem strahlenden Lächeln auf seinem Gesicht den Inhalt und man merkt direkt, wie sehr er sich selbst diese Botschaft verinnerlicht hat.
Ein weiteres schönes Lied ist die Ballade „Schau nach vorn“. Ein Song, der eigentlich noch aus den 70er Jahren stammt, aber durch das Songwriter-Camp und die Zusammenarbeit von Jung und Alt einen ganz neuen Stil bekommen hat. „Es klingt, als wäre es ein Lied von heute. Also so mixe ich das Alte von mir mit neuen Texten des Camps, das voll mit jungen Komponisten ist, die mich sehr angenehm überrascht haben. Wie sie mit Ernsthaftigkeit und viel Freude und Respekt zu mir gekommen sind und die Herausforderung ernst genommen haben und viel Einsatz gegeben haben. Und so kommt genau das dabei raus: Ich über drei Generationen!“
Ein großer Star mit Lampenfieber
Karel Gott zeigt also auf seinem neuen Album seinen großen Mut, sich immer wieder auf etwas Neues einzulassen. Und es ist tatsächlich wahrer Mut, denn auch wenn der Sänger bereits seit Jahrzehnten Musik macht und absoluter Vollprofi ist, nimmt die Aufregung vor Auftritten und Veröffentlichungen sogar zu: „Als ich angefangen habe, war ich frech und: ‚Ach! Es gibt nichts zu verlieren!’ Jetzt könnte ich mit nur einem Schritt verlieren, was ich in jetzt 55 Jahren aufgebaut habe. Das könnte durch einen falschen Satz oder Schritt oder Misserfolg kaputt gehen.“ Um deswegen nicht all zu nervös zu sein, ist es für Karel Gott wichtig, vor den Auftritten nur Positives zu hören und sich von schlechten Nachrichten fernzuhalten. Denn Positives möchte er auch seinen Fans geben und sie mit einem tollen Konzert und nicht mit schlechter Laune überschütten.
Sein großes Vorbild ist in dieser Hinsicht Louis Armstrong. Vor vielen Jahren – also noch vor seiner eigenen Karriere – sah Karel Gott den beliebten Musiker auf einem Konzert und war von seiner sympathischen Art durch und durch angetan: „Der Mann war alt, krank und sehr müde auf Europa Tour, kam nach Prag und hat trotzdem mit vollem Einsatz gespielt und gesungen. Und danach saß er in der Garderobe und hat die Veranstalter gehört, die gesagt haben: ‚Nein, nein! Herr Armstrong wird keine Autogramme geben!’ Das hat er irgendwie verstanden. Und was hat der Mann gesagt? Dass er müde ist und keine Autogramme gibt? Nein, nein! ‚Ich werde jetzt natürlich schreiben!’, hat er gesagt. Und erst, als der letzte zufrieden nach Hause gegangen ist, ist er auch zufrieden gewesen.“ Ein Erlebnis, was für den Sänger zu den schönsten seines Lebens gehört und ein Beispiel darstellt, das er sich selbst sehr zu Herzen genommen hat und mit dieser Einstellung seine Fans begeistert.
Der Träumer trifft auf die knallharte Straße
Das Geheimnis von Karel Gott ist also der Wunsch nach dem Neuen und die Treue zum Alten. Denn auch wenn sich der Sänger gerne weiterentwickelt, bleibt er seinen Fans, aber auch den typischen Karel Gott Tönen treu und bringt diese weiter mit ein. Trotzdem probiert er auch gerne mal den Sprung zu gewagteren Projekten. 2008 kam zum Beispiel die Single „Für immer jung“ auf den Markt, die Karel Gott zusammen mit Bushido aufnahm. Ein Spagat zwischen eitel Sonnenschein und dem Gesang der Straße – der geglückt ist! „Ich habe ein neues Publikum. Seitdem haben viele junge Leute gesagt. ‚Ah! Das ist der Karel Gott! Der singt mit Bushido!’ Die hätten früher meine alten Lieder gar nicht akzeptiert. Aber seitdem interessieren sie sich.“ Es funktionierte gerade weil die beiden Männer so unterschiedlich sind und sich trotzdem in der Mitte trafen – und zwar bei dem Gedanken, die Seele jung zu halten. „Das Lied heißt ja ‚Für immer jung‘. Was eigentlich ja gar nicht möglich ist. Man kann nur, und das ist das was uns beiden so gut gefallen hat, die Blue Jeans in der Seele haben. Das heißt: Seine Seele soll jung bleiben. Egal, wie alt man kalendermäßig ist.“
Was ist eigentlich mit Biene Maja?
Und jung hielt ihn natürlich auch die kleine Biene Maja. Denn die Kinderserie wurde ganze 35 Jahre von der schönen Titelmusik eingeläutet, die Karel Gott sang. Aber damit ist jetzt Schluss, denn dieses Ruder wurde an den neuen deutschen Star des Schlagerhimmels abgegeben: Helene Fischer, die den Song für den 3D-Film sang. Aber für Karel Gott kein Problem: „In der 35 jährigen Geschichte der Biene Maja war es meine Version und jetzt kommt eine neue, mit neuer Technik und neuer Stimme. Frisch und jung! Das ist so in der Geschichte und das ist toll.“ Aber natürlich wird ihn dieses Lied auch weiter begleiten... „Ich war mit Helene Fischer in einer Sendung, wo ich meine Version gesungen habe und mich von dem Lied verabschiedet habe. Aber natürlich nicht bühnenmäßig, das ist klar, das habe ich auch gesagt – für mich ist das die beste Zugabe“, erzählt uns Karel Gott lachend. Am tollsten wäre aber ein Biene Maja Duett zusammen mit Helene Fischer. „Das wäre schön. Aber das muss sie wollen.“ Wir sind gespannt!!
Karel Gott, der Familienmensch
Neben der Musik gibt es aber auch noch eine weitere große Leidenschaft und vor allem Stütze in Karel Gotts Leben: seine Familie! Seiner Frau Ivana widmete er jetzt sogar einen romantischen Song. Übersetzt heißt dieser „Die Zeit zurückgeben“. Ein Lied voller Liebe, mit der großen Kernaussage: „Ich hätte Dich schon gerne früher getroffen!“ Trotzdem betont der Sänger im Interview, dass es um das Hier und Jetzt geht und man genau das auch genießen soll. So genoss er vor ein paar Wochen zum Beispiel die Einschulung seiner jüngsten Tochter. „Es war ein schöner Tag, ein festlicher. Sie war davor schon oft mit uns in der Schule, als wir die Ältere begleitet haben. Da war sie ein paar Mal mit dabei. Am ersten Tag kam sie dann – ganz frech – reingelaufen, als ob sie da schon längere Zeit hingehört.“ Und genauso wie diesen Tag genießt er auch die anderen Tage mit seiner Familie und beobachtet seine Kinder beim Größer werden und Talente entdecken. Stolz erzählt er uns: „Die Ältere singt im Musical. Sie ist schon in zwei Musicals engagiert.“ Man darf sich also schon auf die nächste „göttliche“ Generation freuen.
Ein paar Worte zum Abschied
Nach diesem angenehmen Interview gibt es dann noch ein paar Worte von Karel Gott direkt an die Fans – und die sind ziemlich ausdrucksstark: „I love you all!! Gut, das geht schon ein bisschen weit, aber ich liebe mein Publikum einfach, weil ich weitermachen darf! Und ich gebe das Beste, was ich geben kann. Und wenn ich merke, dass ich nicht mehr das Optimale geben kann, dann werde ich das spüren und rechtzeitig aufhören. Das kann ich auch versprechen.“
Wir hoffen, dass dieser Tag noch weit, weit weg ist, aber daran wird jetzt gar nicht gedacht, denn was wir aus dem ehrlichen Interview mit dem Sänger mitnehmen können, ist, dass man einfach den Moment genießen soll.
- Vielen Dank, lieber Karel Gott!