Im Februar wurde das Trio Elaiza über Nacht berühmt: sie gewannen das Clubkonzert, ergatterten die begehrte Wildcard und durften am Vorentscheid zum „Eurovision Song Contest“ teilnehmen. Dort setzen sie sich gegen bekannte Bands wie Unheilig und Santiano durch und fuhren zum „ESC“ nach Kopenhagen. Am 10. Mai standen sie dann auf der größten Bühne der Welt und repräsentierten Deutschland. Wir sprachen mit ihnen über den größten Auftritt in ihrem Leben, den Konkurrenzkampf mit anderen Künstlern, ihren peinlichsten Momenten sowie Zickereien unter Frauen.
Das Kennenlernen
Elaiza werden von vielen Reportern gerne als „Schnapsmädels“ bezeichnet. Hinter dieser Bezeichnung liegt eine lustige Kennenlerngeschichte, wie uns Yvonne, Ela und Natalie lachend erzählten:
Ela: „Ich habe mit 16 angefangen in Berlin als Singer-Songwriter zu arbeiten. Ich habe da regelmäßig meine Ideen aufgenommen und mit der Zeit, kurz vorm Abi, habe ich dann Yvonne kennengelernt, weil sie vorbeigekommen ist, um mit dem Akkordeon ein paar Sachen einzuspielen. Das war einfach ein Bild für die Götter: Ein junges Mädel, zierlich, ein Riesenteil auf dem Rücken, eines hinter sich her schleppend – es könnte ja für den Sound wichtig sein, 2 Akkordeons mitzuschleppen. Wir haben uns sofort gut verstanden.“
Yvonne: „Dann haben wir zu zweit Musik gemacht. Das war auch ziemlich cool, aber wir haben dann gemerkt, wir brauchen ein bisschen mehr Bass. Und waren dann auf der Suche nach einer Bassistin, einer Kontrabassistin – wir wollten unbedingt Kontrabass. Und, ja, das war nicht so einfach, da es eine sehr männerdominierte Domäne ist und es nicht so viele Frauen gibt, die das spielen. Und dann war ich bei einem gemeinsamen Freund von uns bei einer Schnapsverkostung. Man muss dazu sagen: Er ist Tonmeister, ich habe schon mal was für ihn eingespielt, und der hat noch ein zweites Standbein. Er hat einen Likör rausgebracht, nennt sich ‚Pjökel‘, und ich war auf der ersten Verkostung eingeladen und da habe ich Nathalie auf einem Foto entdeckt. Mit ihrem Kontrabass und ihren anderen Instrumenten und ich dachte: ‚Die sieht so super sympathisch aus, die müssen wir mal anrufen‘.“
Natalie: „Dann habe ich irgendwann einen Anruf bekommen. Da saß ich gerade im Gemeindezentrum an der Heizung, während einem Konzert und hatte Pause. Das war dann Ela. Ich habe mir die Musik angehört, Ela hatte mir ein paar Demos geschickt, und ich habe mich total verliebt und habe mich auf den Weg gemacht.“
Ihr erstes gemeinsames Treffen fand bei Yvonne im Wohnzimmer statt. Natalie war so gut vorbereitet, dass die anderen beiden dachten: „Wow, was bist Du denn für ein Nerd?“ fügte Ela hinzu und lachte: „Aber es hat sofort funktioniert.“
Der Bandname
Viele Fans der Band haben sich sicherlich schon einmal gewundert, warum der Bandname Elaiza so stark an den Namen der Frontfrau Ela angelehnt ist und fragten sich, wieso die Namen der anderen beiden in der Bandbenennung keine Rolle gespielt haben? Dafür haben die Mädels eine eindeutige Erklärung:
Natalie: „Ela heißt ja eigentlich Elżbieta und wir fanden den Namen so schön, dass wir ein Wortspiel daraus gemacht und die Buchstaben ein bisschen hin und her getauscht haben. Und da sie ja schon die Basis der Band ist, da sie die Songs liefert und als Sängerin die Botschaft transportiert, haben wir gedacht: ‚Warum nicht?‘ Es klingt schön, es klingt ein bisschen verspielt.“
Yvonne: „Alles andere klingt auch nicht gut.“ (lacht)
Der Durchbruch
Mit ihrem Sieg beim Clubkonzert in Hamburg und dem darauffolgenden Vorentscheid „Eurovision Song Contest 2014 - Unser Song für Dänemark“ wurden Elaiza über Nacht berühmt. Ereignisse, die ihr Leben komplett veränderten:
Ela: „Wir hatten plötzlich ganz viele Fans! (lacht) Über Nacht hat unsere Musik plötzlich ganz viel Aufmerksamkeit bekommen. Und das ist nicht selbstverständlich. Wir sind noch immer extrem dankbar dafür. Wir wurden dann zu ganz vielen Interviews eingeladen, wir haben unser Album veröffentlicht, wir durften dann natürlich auf der größten Bühne der Welt spielen, beim „Eurovision Song Contest“. Natürlich möchten wir uns darauf nicht ausruhen und ackern jetzt ordentlich weiter. Unsere neue Single ‚I don’t love you‘ ist jetzt raus und wir gehen im Oktober auf Tour. Es ist wirklich so viel auf einmal passiert – und das nur durch diesen einen Moment. Das ist echt unbeschreiblich.“
Yvonne: „Der Song ‚Is it right‘ wurde ja auch im Radio gespielt – was nicht selbstverständlich ist, weil die Radiosender entscheiden ja was gespielt wird.“
Beim Vorentscheid in Köln ließen sie bekannte Bands wie Santiano oder Unheilig hinter sich. Wir wollten wissen, mit welcher Motivation man bei solchen Veranstaltungen als Newcomer an den Start geht: „Denen zeigen wir es heute“ oder „Wie haben sowieso keine Chance“?
Elaiza: „Wir haben uns gar nichts dabei gedacht.“ (lachen)
Natalie: „Wir haben uns tatsächlich sehr gewünscht, dass wir unseren zweiten Song spielen können. In der zweiten Runde hatten wir Gastmusiker dabei und die waren drei Tage mit uns unterwegs und wir dachten ‚Och Mensch, das wäre echt ärgerlich, wenn die jetzt nicht mit auf die Bühne kommen könnten‘. Wir wollten auch gerne den Song spielen und dachten uns ‚Wenigstens zwei Songs‘. Dann können wir denen mal zeigen, was wir für Songs haben. Das war so unser persönliches Ziel. Dass da jetzt diese Bands sind, die so unglaublich erfolgreich sind und große Fanbases haben, das war uns ja klar und wir dachten ‚Komm egal, dabei sein ist alles. Wir werden unseren Spaß haben, egal wie es ausgeht‘. Und dass das dann so ist, das war schon sehr skurril, so unwirklich irgendwie.“
Ela: „Es ist auch so witzig, der Graf, ganz in Dunkel angezogen, wir in diesen weißen Kostümen. Man steht sich so gegenüber und auf einmal heißt es ‚Elaiza‘. Also da bin ich immer kurz vorm flennen. Für mich ist es immer noch unbegreiflich. Und ich finde es auch blöd, wenn jemand sagt: ‚Ihr habt den Graf geschlagen!‘ Man muss echt sagen, der Graf ist einer erfolgreichsten Künstler in ganz Deutschland und daran hat sich nichts geändert.“
Natalie: „Man hatte total viel Respekt vor dem, was die Künstler bisher geleistet haben. Und dann passiert plötzlich so etwas – verkehrte Welt irgendwie.“
Viele denken, beim Vorentscheid herrscht eine Art „Krieg“ unter den Künstlern, denn jeder möchte den Sieg selbstverständlich mit nach Hause nehmen. Weit gefehlt, denn „alle waren super fair“, verrieten die Mädels.
Inhalte des „richtigen“ Songs und Stimmung hinter den Kulissen
Erst zwei Mal hat Deutschland beim ESC gesiegt: 1982 mit Nicole und 2010 mit Lena Meyer-Landrut. Was ist das Erfolgsgeheimnis der beiden? Was muss ein Song haben, um bei dem internationalen Musikwettbewerb ganz vorne mitspielen zu können?
Natalie: „Ich glaube das hängt gar nicht so sehr vom Song ab. Der Gewinnersong zum Beispiel: Die Performance ist unglaublich stark gewesen, die Conchita Wurst war Hammer! Man bekam jedes Mal Gänsehaut. Wenn die Flammen hochgestiegen sind, sie mit ihrem Kleid dastand auch mit dem Bart – das hat alles so gepasst irgendwie. Es war einfach tierisch beeindruckend! Und zwar jedes Mal! Aber vom Song her gab es Lieder, die ich stärker fand. Dänemark zum Beispiel oder andere. Aber da zählt eben das Gesamtding. Und die Politik spielt eine große Rolle. Worunter die Künstler manchmal auch zu leiden hatten.“
Die Stimmung hinter den Kulissen des „ESCs“ war super, „alle haben gefeiert“. Obwohl die Woche sehr anstrengend war, waren alle sehr gelassen und die Veranstaltung eine große Party, „eine Familienparty, weil alle zusammenhalten“. Die Platzierung der Teilnehmer am Ende des Abends spiegelte auch nicht ihren Erfolg in den Charts wieder:
Natalie: „Man hätte eigentlich auch nicht rumlaufen sollen, damit nicht so viel Unruhe entsteht – daran hat sich aber niemand gehalten. Man hat sich auf jeden gefreut und bei allen mitgesungen. Frankreich zum Beispiel.“
Yvonne: „Frankreich hat so eine Stimmung gemacht, der ganze Saal hat mitgefeiert – und die sind Letzter geworden!“
Natalie: „Aber wenn man die iTunes Charts direkt danach verfolgt hat, dann hat man schon gesehen, welche Songs häufiger runtergeladen werden. Und da war Frankreich relativ weit oben.“
Ela: „Wir waren auch auf Platz drei, vier oder fünf – das war richtig heftig. Wir bekommen ja jetzt allgemein viel Fanpost, zum Beispiel aus China und auf Facebook. Und da kam letztens die Nachricht: ‚Euer Song läuft gerade in Ungarn! Oder Brasilien, Argentinien‘ – das ist richtig heftig.“
Auch Heiratsanträge waren bereits dabei – „Ja“ hat aber noch keine der drei Mitglieder von Elaiza gesagt.
Wildcard auch im nächsten Jahr
Auch im nächsten Jahr haben noch unbekannte Künstler die Möglichkeit, sich für eine Wildcard zu bewerben und so am Vorentscheid zum „Eurovision Song Contest“ 2015 teilzunehmen. Eine Chance, wie Elaiza international bekannt zu werden. Ob die Mädels anderen Künstlern raten würden, sich für eine Wildcard zu bewerben?
Natalie: „Das ist eine Riesenchance, seine Musik vorzustellen – egal, ob man damit weiterkommt oder nicht. Wir haben so viel Aufmerksamkeit damit bekommen, mehr geht gar nicht. Da kann man als Künstler schon dankbar sein. Das passiert ja sonst so schnell nicht, dass alle auf einen einstürzen. Das ist zwar anstrengend, aber auch eine wahnsinnige Chance, die man auch wahrnehmen sollte. Insofern sollte man das machen. Auch diese Wildcard-Sache: da sehen einen die Leute immerhin deutschlandweit.“
Yvonne: „Der nächste ‚ESC‘ wird auf alle Fälle sehr spannend. Jetzt nach der Entscheidung mit Conchita und der Wildcard – wir sind echt gespannt, was da noch kommt.“
Peinliche Momente auf der Bühne
Beschämende Momente hat jeder schon einmal erlebt. Schlimm ist nur, wenn viele Leute dabei sind und die „Tragödie“ mit ansehen. Auch Elaiza hatten bereits mit peinlichen Momenten zu kämpfen:
Yvonne: „Oh, mir passiert ständig was Peinliches auf der Bühne. Letztens ist mir der Ständer umgefallen. Oder Ela hat letztens eine Leggings an, mit Kleid. Und die Leggings war so glatt, dass das Kleid ständig hochgerutscht ist.“ (lacht)
Ela: „Man hat meinen Hintern gesehen. Ach, es passiert ständig etwas, aber wir helfen uns da auch ganz gut immer wieder raus.“ (lacht)
Natalie: „Da war mal ein Loch auf der Bühne. Und es war total dunkel, man konnte nicht so richtig sehen – und plötzlich: ‚Flotsch‘ – und der Kontrabass flog über die Bühne. Zum Glück ist weder mir noch dem Bass etwas passiert.“
Neues Album mit deutschen Songs?
Ihr erstes Album „Gallery“ ist bereits im März erschienen, einfach, „weil plötzlich die Nachfrage so groß war“. Die Fans erwarten gespannt bereits jetzt schon die nächste Platte:
Ela: „Jetzt im Sommer habe ich sehr viele Songs geschrieben, weil einfach so viel passiert ist. Wir stellen ein paar dieser Songs auch auf unserer Tour vor. Und die kommen dann auch auf das zweite Album.“
Ab dem 05.10. gehen Elaiza auf Deutschlandtour: Alles zur Tour erfahrt Ihr hier!
Viele der Songs schreibt Ela allein, wie sie uns erzählte:
„Manches sind Dinge, die biografisch sind, die mich zum Beispiel belasten oder die ich verarbeiten möchte oder aus der Gesellschaft einfach mitnehme, die schreibe ich alleine. Aber manchmal setze ich mich auch mit anderen Singer-Songwritern zusammen und erarbeite einen Song, weil ich es wichtig finde, über den Rand hinauszuschauen. Wenn man nur mit sich selber beschäftigt ist, kann man den Blickwinkel nicht erweitern und wenn man zu Dritt ist, dann trägt jeder zu einer Diskussion bei und das wird dann schon ganz spannend.“
Bei der Frage, ob die Band auch mal auf Deutsch singen wird, sind sie sich nicht ganz sicher:
Ela: „Ich würde niemals nie sagen. Ich habe auch schon deutsche Songs geschrieben – ich schreibe ja auch für andere Bands – aber für unsere Art von Musik ist Englisch eigentlich optimal. Ich will ja auch, dass meine Leute aus Polen und der Ukraine uns verstehen. Es gibt deutsche Künstler, wie Xavier Naidoo, der klingt auf Deutsch super. Englisch könnte er auch sicher singen, aber ich kann ihn mir nicht auf Englisch vorstellen.“
Yvonne: „Das wäre auch mit Facebook schwierig. Und das Witzige ist: Ich erkenne Ela nicht, wenn sie Deutsch singt. Das ist total komisch. Ela klingt komplett anders. Jede Sprache hat einen anderen Sound und man singt es anders, deswegen klingt es anders.“
Zickereien unter Frauen? Natürlich!
Drei Mädels auf einem Haufen – da muss es doch früher oder später zu kleinen Reibereien kommen? Viele Bands behaupten immer wieder, Zoff würde bei ihnen keine Rolle spielen. Dies ist und bleibt für viele unvorstellbar. Doch Elaiza sind ehrlich und geben zu, dass es schon die ein oder anderen Streitpunkte gibt:
„Natürlich streiten wir uns. Es wäre total albern zu behaupten, es gäbe nur Friede, Freude, Eierkuchen‘. Wir fetzen uns wirklich. Aber es ist auch wichtig, dass jeder Mal was sagt und Dinge ausspricht. Dadurch entwickeln wir uns als Band weiter und dadurch auch unsere Musik. Wir sind drei so unterschiedliche Menschen – es ist eh ein Wunder, dass das Schicksal uns zusammengeführt hat.“ (lacht)