Seit Freitag steht „Unendlich“ in den Plattenläden. 19 Hits sind auf dem neuen Album von Schlagersänger Bernhard Brink enthalten, darunter auch fünf neue Songs. Für die Platte warf er seine alten Hits in ein neues Gewand und machte sie somit moderner, sodass am Ende ein „schönes, poppiges Schlageralbum“ entstand. Wir sprachen mit dem Sänger in München über seine Leidenschaft für die Musik und die Liebe zu seiner besseren Hälfte Ute, „einer tollen Frau“.
Bekanntschaft mit dem Graf höchstpersönlich
Zwei der Songs auf dem neuen Album stammen aus der Feder des Grafen, Frontman von Unheilig, höchstpersönlich. „Von hier bis zur Unendlichkeit“ und „Die schönste Zeit im Leben“ heißen die beiden Titel, auf die Bernhard Brink sehr stolz ist. Kennengelernt haben sich die beiden auf einer Veranstaltung – und sofort Sympathie füreinander empfunden. Auch an älteren Songs beteiligten sich die kreativen Köpfe rund um den Grafen:
„Er hat gesagt: ‚Komm, ich schreib was für euch.‘ Dann haben sie plötzlich Spaß gehabt, das auch selber zu produzieren. ‚Von hier bis zur Unendlichkeit‘, vom Grafen-Team produziert und vom Grafen selber geschrieben. ‚Die schönste Zeit im Leben‘, ein Titel auch vom ihm geschrieben, illustriert, welchen Respekt er auch vor so einer langen Schlagerkarriere hat. Ich fand es toll, dass sie gesagt haben ‚Komm, wir produzieren auch zwei ältere Titel von Dir‘ und haben noch ‚Ich wär so gern wie Du‘ und ‚Erst willst Du mich, dann willst Du nicht‘ produziert. Das haben sie toll gemacht.“
Doch warum keine neuen Songs, sondern hauptsächlich alte Hits in neuem Sound? Das hat vor allem mit dem Wechsel des Labels zu tun, wie der Sänger uns verriet: „Durch den Firmenwechsel von Electrola Universal Music hin zu Sony Ariola. Die haben mich auf der Bühne mit Band gesehen und sich gedacht: ‚Mensch, da sind so schöne Sachen dabei. Die müssen wir eigentlich wiederbeleben‘. Und dann haben wir gesagt, wir machen einen Mix aus fünf neuen Titeln und alten Titeln, die wir wieder aufpeppen. Und das ist uns auch gut gelungen. Wir haben vier Teams am Start gehabt und insofern muss ich sagen, waren wir blendend aufgestellt.“
Einen großen Erfolg kann der 63-Jährige bereits verbuchen: „Wir haben natürlich immer die Hoffnung, dass etwas gut läuft und jetzt ist erfreulicherweise der Grafen-Song, die erste Single ‚Von hier bis zur Unendlichkeit‘, ganz überraschend schnell Nummer eins der Airplay-Charts geworden.“ Für Bernhard Brink hat die Nummer „so einen Modern Talking-Sound“.
Bernhard Brink ist mit dem Endergebnis seiner Platte „Unendlich“ sehr zufrieden: „Ich glaube, das wird vielen Leuten, die poppigen Schlager mögen, viel Spaß bringen. Da bin ich ganz sicher.“
Entspannt über „Leichen“ im Keller
Vielen Stars sind Erfolge aus der Vergangenheit manchmal unangenehm – zu peinlich war der erste Hit, zu langweilig das erste Album. Für Bernhard Brink gehört das zum Business dazu: „Es gibt heute viele Interpreten, wie zum Beispiel den wunderbaren Peter Maffay, der sich für sein erstes Lied ‚Du‘ geschämt hat. Man soll zu den Sachen stehen. Ich würde sagen, ‚Bombenfest‘ war auch kein Highlight, aber das ist heute Vergangenheit, da kannst du drüber lachen. Das ist wie ein Schauspieler, der einen Nacktfilm gedreht hat und sagt: ‚Ich war jung und brauchte das Geld‘. Du hast dich auch verändert in allem, insofern ist das ja ganz normal, dass man auch ein paar Jugendsünden begeht. Dann soll man einfach ein bisschen mehr lachen. Das wäre, glaube ich, angebracht.“
Bernhard Brink – kein Besserwisser
Vor 40 Jahren veröffentlichte der heute 63-Jährige sein erstes Album, hat in den vergangenen Jahrzehnten Erfahrung gesammelt und aus eventuellen Fehler gelernt. Was würde er dem Schlagernachwuchs wohl mit auf den Weg geben?
„Ich werde einen Teufel tun und ein Ratgeber sein. Ich würde gerne manche Leute beraten, was finanzielle Dinge angeht. Wir aus den 70er Jahren haben viele Fehler gemacht und sind zum Teil pleite, was ich sehr bedauere, weil das unnötig ist. Die haben viel Geld verdient und wissen nichts damit anzufangen, weil sie niemanden haben, der sie gut berät. Sich zum Teil auch nicht gekümmert haben. Da könnte man sich bei mir einen Ratschlag holen. Aber viele sind auch beratungsresistent, die glauben einfach, sie machen alles richtig. Insofern hält man sich am besten zurück. Es gibt auch keinen Weg, der vorgeschrieben ist, wie man am besten Erfolg hat oder wie man am besten das ganze Leben gestaltet.“
Bernhard Brink hat früher besonders auf einen Ratgeber gehört – seinen Vater: „Was pekuniäre Dinge angeht, meinen Vater. Er hat mich gelehrt, dass die Mark nur 30 Pfennig wert ist. Er hat den Euro nie erlebt, er ist leider früh gestorben.“ Auch sein früherer Manager war ein guter Mentor: „Ich habe einen Manager getroffen, der mir beigebracht hat, was man zwischen den Liedern bei Auftritten sagen kann. Da war er ein großer und sehr wichtiger Ratgeber. Da habe ich auch Glück gehabt. Es gab auch viele Idioten, die sagten ‚Gib mal Geld her und ich mach Dir ne Platte‘ – hatten aber gar keinen Vertrieb, gar kein Label – Betrüger auf gut deutsch. Da hab ich auch einige erlebt.“
Bernhard Brink über die schönste Zeit im Leben – und negative Entwicklungen
„Die wilde Zeit, das waren natürlich die 70er Jahre. Auch was Mädels anging eine wunderbare Zeit. Da gab es kein AIDS, das war eine einzige Party. Das war eine wilde Zeit, ich hab mit 20 gar nicht gemerkt, dass ich 30 wurde. Da flogen Fernseher aus dem Fenster, Plattenfirmen haben nicht gespart und haben Spaß gehabt auf den Partys. Was da alles los war, das kann man heute gar nicht begreifen. Die 70iger werden schon als ganz große Zeit angesehen, insofern möchte ich das nicht missen.“
Heute sieht dies alles ein wenig anders aus – vor allem bei Events fällt die Veränderung Bernhard Brink besonders auf: „Es sind acht oder neun Interpreten in neun verschiedenen Hotels. Damals bei der Hitparade mit Dieter Thomas Heck, das war eine Zeit, da waren wir nach der Sendung alle in der Todeszelle – so haben wir den Schweizer Hof genannt. Da saßen wir alle zusammen an der Bar, haben eine fiese Fete gefeiert und sind anschließend noch in die Diskothek. Das war eine ganz andere Zeit, das kann man gar nicht vergleichen.“
Auch was aktuelle Themen betrifft, sieht der Schlagerstar negative Entwicklungen: „Die Sache mit dem Internet hat alles geändert. Da sitzen sechs Leute am Tisch, vier sind am Machen und zwei reden vielleicht. Ich bin auch kein besonderer Technikfreak, der jedem Trend hinterher rennt, sondern ich passe mich an. Gewisse Sachen muss man machen, aber nicht alles. Auch in der Globalisierung ist nicht alles gut. Die Menschen auf der Welt wissen, wo es den Menschen gut geht. Das haben die früher gar nicht mitbekommen. Das ist auch das Problem mit der Flüchtlingskrise zurzeit, wenn sie mitkriegen, dass in Europa alles besser ist. Deswegen haben wir solche Probleme und wir haben das Ganze, beziehungsweise die Politik hat das verpennt. Da rennen Flüchtlinge durch Deutschland, halten Züge an, sind nicht registriert, man weiß gar nicht wer das ist. Es hat sich einfach alles verändert, insofern bist du manchmal baff, was so alles geht auf der Welt.“
Bernhard Brink und Frau Ute: Die Zeit vergeht, die Liebe bleibt
Seit 35 Jahren gehen Bernhard Brink und seine Ute bereits gemeinsam durchs Leben, im April feiern sie 29. Hochzeitstag. Damals war er der gut gelaunte Musiker, der stets einen frechen Spruch auf den Lippen hatte – und gerne feierte. Seine Ute gab ihm dennoch eine Chance: „Wir sind altersmäßig sechs-sieben Jahre auseinander. Als sie die Branche gesehen hat ‚Oh, das ist aber ein Lodder-Haufen‘, hat sie dann gemerkt, dass mit der Zeit immer mehr auch viel Blabla ist. Heute ist es sehr busy geworden, ein echtes Business und nicht mehr ganz so wild, wie es damals war.“
Bernhard Brink und seine Ute wollten keine Kinder – ein klarer Entschluss, den der Schlagersänger „nie wirklich“ bereut hat: „Wir konnten immer reisen, wann wir wollten. Wir mussten nicht auf Ferien achten. Das war damals so eine Entscheidung zwischen ‚Das gehört dazu‘ – ‚Oder‘? Bei zwei Beziehungen aus dem Tennisclub, kaum war das Kind da, waren sie plötzlich getrennt. Da hat meine Frau ein bisschen Panik gekriegt und hat gesagt ‚Mensch, ich weiß nicht, ob das so sein muss‘. Dann haben wir einfach gesagt, wir lassen es drauf ankommen. Dann tickt ja irgendwann die biologische Uhr... Du kannst dir auch nicht sicher sein, dass wenn du heute einen Sohn oder eine Tochter von 20-25 Jahren hättest, dass die jetzt bei dir wäre und dir im Alter vielleicht helfen würde. Vielleicht ist sie als Au-pair nach Australien gegangen. Dann kriegst du einmal im Jahr einen Anruf. Es sollten nicht alle so denken wie wir, dass sie ihre Egoismen damals ein bisschen nach vorne gestellt haben.“
„Ich mag Trash-Formate“
2014 nahm Bernhard Brink an der siebten Staffel von „Let’s Dance“ teil und musste viel Kritik einstecken. Doch das war nichts, was sich der Sänger zu Herzen genommen hat und auf eine Art und Weise hat sich die Teilnahme am Format für ihn auch gelohnt: „Nein, das ging mir am sprichwörtlichen Dings vorbei, weil ich ja wusste, ich bin kein Tänzer. Ich tanze ausgesprochen scheiße, da hat der Llambi nicht Unrecht. Bei mir gingen natürlich die Alarmglocken beim ersten Tanz von Alexander Klaws und Isabel Edvardsson an. Ich bin da gestanden und hab mir gedacht ‚Ach du scheiße, da kommst du Bratwurst Brink gleich und machst dann so einen Tanz für Arme‘. Sarah Latton hat mir immer Leid getan und sagte: ‚Uh, Kondition hast du, aber Tanzen ist wirklich nicht deine Stärke‘. Das muss man auch als Spaß sehen. Und das war es auch, ein großer Spaß. Mit natürlich sehr anstrengender und sehr harter Arbeit. Inzwischen sind Llambi und ich befreundet.“
Sein Kollege und Kumpel Gunter Gabriel zog dieses Jahr in den australischen Busch – jedoch hielt er es dort nicht lange aus. „Ich bin ein Star – Hold mich hier raus!“ ist für Bernhard Brink keine Option, andere TV-Shows jedoch liebend gern: „Ich werde als Voyeur da sitzen und mir das anschauen. Hab ich Gunter versprochen, der rief mich von Frankfurt aus nochmal an. Dschungel ist kein Thema für mich! Das ist einfach eine Sache, die werde ich auslassen. Trash-Formate liebe ich natürlich. Ich bin prädestiniert für ‚Inas Nacht‘, Witze erzählen, auch mal einen schmutzigen. Mit Ina kannst du natürlich ‚nicht viel schnacken, Kopp in Nacken‘. Ich gehe gerne in Talkshows, erzähle was vom Leben. Ich mag solche Trash-Formate, finde ich toll und pass ich auch hin, weil ich mir auch nicht zu schade bin, mich selbst zu verarschen.“