„I did it my way“: Semino Rossi begeistert durch Ehrlichkeit
Italienische dolce vita und kubanische Gelassenheit in der Münchener Olympiahalle – das kann nur Semino Rossi. Wir waren dabei und sagen Euch: der Auftritt zeugte von musikalischer Perfektion, komödialer Raffinesse und charmanter Einzigartigkeit!
Die riesige Olympiahalle in München ist halb bestuhlt, vereinzelt sind noch Plätze frei. Vor der Bühne hängt ein großes Laken mit dem Schriftzug „Symphonie des Lebens“. Das Motto des Abends verrät eigentlich schon alles über diesen Abend: sanfte Töne, harmonische Musik, Romantik pur! Und ein grandioser Semino Rossi, ein sympathischer Mann mit reiner Stimme.
Pünktlich um 19:30 beginnt der musikalische Ohrenschmaus – jedoch erst einmal nur akustisch. Semino Rossis Stimme ist zu hören, er selbst ist noch nicht zu sehen. Der 51-Jährige wolle Blumen und ganz viel Schokolade, ertönt seine Stimme hinter der verhangenen Bühne hervor. Die ersten Lacher hat er schon. Dann fällt ganz plötzlich der Vorhang. „Hallo München, endlich in Bayern! Heute habe ich schon drei von diesen Würsten gegessen, diesen weißen mit dieser Sauce…“, begrüßt der argentinisch-italienischer Schlagersänger das Publikum. Lieber Semino, wir klären Dich gerne auf: In Bayern sagen wir Weißwürste, die essen wir in gepflegter Manier mit einer Breze und ganz viel süßem Senf.
Semino Rossi ist einer von uns
„Die nächsten fünf Stunden gehören mir“, witzelt der 51-Jährige. „Sind Sie dabei mit mir zu tanzen? Zu singen? Heute ist alles erlaubt!“ Und los geht’s, es wird romantisch: „Bella Romantica“ singt Semino und die Menge ist verzaubert. Die Fans schunkeln und wiegen gegenseitig im Takt. Zwischendurch gibt’s ein „Hallo“ und ein Winken ins Publikum. „Singen Sie bitte mit“, wünscht sich der Schmusesänger. „Dass Ihr hier seid macht mein Glück vollkommen“, ruft er freudestrahlend.
Es sind Aussagen wie diese, die Semino Rossi so unglaublich sympathisch machen. Er steht zwar auf der Bühne, lässt zu sich aufschauen, doch ist er einer von uns. Und er hat sie alle gefesselt – die großen, die kleinen, die alten und jungen Menschen in dieser Halle. Die Fans klatschen, stehen, jubeln ihm zu! Ganz klar: Dieser Mann ist der Held des Abends. Genau passend in diese Stimmung hinein singt der 51-Jährige „Du machst mein Glück vollkommen“.
Der stille Genießer
Auch Semino selbst genießt sichtlich das Feeling. Im Hintergrund unterstützen ihn seine drei Sängerinnen im blauen Glitzerkleid. Es ist ein grandioses Szenario – optisch wie akustisch! Semino Rossi kann nicht musikalisch sondern auch tänzerisch überzeugen. Dieser Mann lässt die Hüften kreisen, als gäbe es kein Morgen mehr. Wie ein 20-Jähriger bewegt er sich im Takt, rhythmisch und vollkommen perfekt. Semino Rossi hat eine weitere Qualität: Er ist ein Charmeur! Der nächste Song ist eine Hommage an seine Frau Gabi. „Für immer und einen Tag“ gefalle ihr besonders gut, deshalb ist auf der gigantischen Leinwand ein wunderschöner Herbsttag zu sehen und eine Frau, die zu Seminos Tönen die Hüften schwingt. Ihr langer Rock weht im Wind.
„Ich habe ein Frau, die tanzen kann“, ruft der 51-Jährige. Auf das Stichwort kommt eine exotische Frau in langem Rock auf die Bühnen und kreist die Hüften. Toll sieht das aus! Nun habt Ihr etwas zu „gucken“, witzelt Semino. Und es kommen noch mehr Tänzer auf die Bühne, die sich zu grazilen Salsarhythmen im Takt bewegen. „Du warst das schönste Mädchen, du bist die schönste Frau“, singt der Schmusesänger. Der humorvolle Semino Rossi versetzt das Publikum mit gekonntem Witz und ganz viel Charme in Trance, den Fans hängt ein Dauerlächeln im Gesicht.
Schmusesänger zeigt Herz
Semino Rossi ist ein bodenständiger Mensch mit einem ganz großen Herzen. Einst sei er in Dänemark gewesen, erzählt er, dort habe er eine Straßenmusikerin gehört, die für ihre vierjährige Tochter singend um Geld gebettelt habe. Und wie sie so bettelarm dort saß, mit dieser riesigen Portion Gesangstalent, setzte Semino Rossi die Frau in den nächsten Flieger und beschloss, dass sie bei seinem Konzert auftreten darf. Und da steht sie nun, Hulia, die mutige Frau, und performt mit dem 51-Jährigen ein englisches Duett. Beide halten sich während des Singens an den Händen und beenden ihren emotionalen Auftritt mit den schönen Worten „we believe“.
Im Anschluss setzt sich Semino Rossi ans Klavier, begrüßt seine Mama, die in der zweiten Reihe sitzt und wahnsinnig stolz bis über beide Ohren strahlt. Er bedankt sich bei ihr, dass sie immer für ihn dagewesen sei und widmet ihr den Song „You raise me up“. Weil sie immer an ihren Sohn geglaubt hat und schon damals wusste: „Deine Zeit wird kommen!“ Es ist ein rührendes Szenario, das in tosendem Applaus endet.
„Symphonie des Lebens“
Was folgt auf eine solch akustische Liebeserklärung? Genau. Das zweite Lieblingsthema eines jeden Mannes: das Essen! Er schwärmt von Italien und dessen kulinarische Köstlichkeiten. „Ein Mann ohne Bauch ist wie ein Himmel ohne Sterne“, erklärt Semino Rossi. Darauf folgt eine Lobpreisung an das schöne Italien, mit seinem großartigen dolce vita.
Und „jetzt kommt die Pause, aber davor möchte ich erst noch mein neues Lied vorstellen.“ Applaus, Applaus. Sein Produzent Alfons Weindorf kommt auf die Bühne, mit seiner Unterstützung habe Semino seine aktuelle CD „Symphonie des Lebens“ kreiert. Es ist ein besonderer Mix, der unter anderem einen Hit enthält, den man in sämtlichen Sprachen singen kann. So auch auf „boarisch“, versucht der Künstler den Bayer zu mimen. Er gibt eine kurze aber amüsante Vorstellung, dann entlässt der 51-Jährige seine Fans in eine 20-minütige Pause.
Danke, Mama!
„Haben Sie Lust zu Schunkeln? Dann hacken Sie sich jetzt ein“, ruft Semino und singt „Dich zu lieben ist schön“. Er ist zurück aus der Halbzeit. „Soll ich jetzt zu Euch gehen?“, fragt er ins Publikum und mischt sich kurzerhand unter die Fans.
Dass er nicht nur musikalisch, sondern auch komödial ein richtig guter Entertainer ist, beweist er, indem er fröhlich durch das Publikum spaziert, „Rot sind die Rosen“ singt und bei Zeiten das Mikrofon dem ein oder anderen Fan entgegenhält, der anstelle seinesgleichen in das Mikro singen soll. Nach einer Umarmung für die Mama geht er wieder auf die Bühne.
Der geheime Star des Abends
Weiter geht die Comedy: „Seid ihr FC Bayern Fans? Ich mag Guardiola, der hat meine Haare“, scherzt der 51-Jährige. „Ich bin auch ein toller Fußballspieler. Aber ich bin hier um Musik zu machen“, schließt er den Bogen. „Ich war in Kuba, machte dorthin eine Fan-Reise.“ Er habe am Strand ein Konzert gegeben und „wunderschöne Frauen“ entdeckt, die ihn „2015/16 zu 80 Konzerten begleiten“, kündigt Semino Rossi an. Unter anderem entdeckte er ein 86-jähriges Ausnahmetalent, das sich bewegt wie ein Profi: „Ich habe ihn mit auf Tour gebraucht!“, verkündet Semino und prompt tritt ein beweglicher liebevoll aussehender kubanischer Mann auf die Bühne.
Semino singt „Guantanamera“, der 86-Jährige tanzt im Rhythmus – und wir sind sprachlos! „Ich muss dich was fragen: Welche Drogen nimmst du? Du bist so vital!“, scherzt Semino Rossi. Er habe eine Leidenschaft für „rice, chicken, milk and chocolate“, gesteht der 86-Jährige lachend. Mit seinem kulinarischen Geheimnis, Reis, Hühnchen, Milch und Schokolade und seiner grandiosen Salsa-Performance stiehlt er Semino Rossi beinahe die Show.
„I did it my way“ - wirklich toll, Semino!
Nachdem der 86-jährige Kubaner die Bühne verlassen hat verfällt Semino wieder in Liebesschmalz: „Dich gibt’s nur einmal für mich“ performt er und die ganze Halle singt mit ihm. Doch er musiziert nicht nur mit seinen Fans, er fordert sie auch zum Tanzen auf. So entsteht eine spontane Choreografie, vorgetanzt von Semino Rossi und vom Publikum ganz individuell imitiert. Nach dieser tänzerischen Erheiterung wird es wieder ruhiger. Semino Rossi singt, nur von der Gitarre begleitet, „Halleluja“ und beweist einmal mehr ein fabelhaftes Gesangstalent.
Fast am Ende der Show angelangt präsentiert er einen Song, der wirklich wie für ihn gemacht ist: „I did it my way“. In der Tat, das hat er wirklich gemacht. Ganz auf seine persönliche, bodenständige, sympathische Art und Weiße hat er das Publikum verzaubert. Und trotz seiner Bekanntheit und seines großen Erfolges bleibt er bescheiden und schließt mit den aufrichtig ehrlichen Worten: „Nächstes Mal komme ich in die Philharmonie, hier ist das zu groß. Da gehören Robbie Williams oder Helene Fischer hin, ich bin dafür zu klein!“
Es ist das wohl aufrichtigste und ehrlichste Geständnis an diesem Abend. Und ein Schmeichelndes folgt zugleich: „Ich möchte mich mit einem Wort verabschieden: Danke!“ Applaus, Applaus. Ein nie enden wollender Beifallssturm bricht aus.