Ende 2014 ließ der markante Graf von Unheilig die Bombe platzen, als er gleichzeitig zur Veröffentlichung des neuen Studioalbums „Gipfelstürmer“, seinen Abschied vom Musikgeschäft bekannt gab. Die „Ein letztes Mal – Die Open Air Konzerte 2016“-Tournee, ist die letzte ihrer Art und soll ein endgültiges Ende markieren. Gestern spielte die Band im Münchner Zenith und lockte große und kleine Unheilig-Fans zum Abeschiedskonzert in die Kulturhalle.
Vier Bands zum Preis von einer
Der Abend lässt sich mit einem fulminanten musikalischen Gipfelsturm vergleichen zu dem auch die Vorbands einen erheblichen Teil beitragen. Zuerst eröffnete die deutsche Popband Cosby den Abend, bei deren Auftritt sich schon die ersten Hände im Publikum heben. Die clownsgesichtigen Gestalten von Megaherz und ihre „Neue Deutsche Härte“-Klänge, brachten schon die Ersten zum Jubeln und die Mittelalter-Folk-Rock-Band Schandmaul leitet dann die finale halbe Stunde vor dem Unheilig Auftritt ein. Der Spannungsaufbau im Publikum war deutlich zu spüren und alle warteten gespannt auf das letzte Unheilig-Konzert in München.
Eine ausgewogene Mischung
Um kurz nach 20:00 Uhr war es dann so weit und der Graf stürmte im romantischen Kerzenlicht der Bühnenrequisiten seinem letzten Konzert in München entgegen. Auch wenn das musikalische Aus von Unheilig einen Riss in den Fanherzen hinterlässt, salben der Graf und seine Band die Wunden mit ihrer melancholischen Setliste. Beginnend mit „Auf ein letztes Mal“ und endend mit „Zeit zu gehen“, bietet die Songauswahl die richtige Mischung aus Wehmut und ausgelassener Konzertstimmung, nach der sich das Publikum gesehnt hat. Dabei füllte die außergewöhnliche Stimme des Grafen auch den letzten Winkel der Kulturhalle aus und ließ auch die kleinsten Fans begeistert auf den Schultern ihrer Väter mitklatschen.
Herzblut, Schweiß und Humor
Auf der rot und violett erleuchteten nebeligen Bühne gab der Graf wie immer alles für sein Publikum und geriet dadurch auch schnell ins Schwitzen. Doch die Liebe, die ihm seine Fans entgegenbringen, flog ihm sogleich in Form eines Schweißtuchs mit Herzmusterung entgegen. Den ganzen Abend hinweg scherzte der Sänger mit seinem Publikum, schenkte den ersten Reihen seine Wasserflaschen und brachte die weiblichen Fans mit seinem Hüftschwung zum Jolen. Die Menge belohnte den Auftritt der Band mit vollem Einsatz und sang auch noch nach dem Ende der Lieder weiter. Diese Hingabe zwang den Grafen zwischenzeitlich auf die Knie, als er sich demütig vor seinem Publikum verbeugte.
Während des Auftritts unterhielt der Graf seine Fans auch mit kleinen Anekdoten. Beispielsweise über das Fernsehen und dass man für einen dreiminütigen Fernsehauftritt drei Tage vor Ort sein müsste. Nur um zwei Mal täglich während der Proben kurz ins Scheinwerferlicht zu treten. Besonders ungünstig sei dies für den Sänger, da sein sonst so glattrasierter Kopf im Laufe des Tages stoppelig werden würde. Außerdem esse er an Sets viel zu viel, da man die meiste Zeit mit Warten verbringt. „Fernsehen macht fünf Kilo schwerer. Ich dachte immer das wären die Kameras“, witzelte der Künstler auf der Bühne.
Ein Ende ohne Zugabe?
Der offizielle Hauptteil des Konzerts endete mit dem Lied „Zeit zu gehen“. Doch nach tönenden „Zugabe“-Rufen traten Unheilig wieder auf die Bühne und spielten ihre eigene Version von „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ und gaben ihr „Geboren um zu Leben“ zum Besten. Nach erneuter Verabschiedung und emotionalem Winken zwischen der Band und dem Publikum, fragte der Graf jedoch erneut: „Könnt ihr noch?“ Unter brausendem Beifall folgte dann noch eine zweite Zugabe bei der in der Menge und auf der Bühne Unheilig-Flaggen geschwenkt wurden. Bei einem solchen nicht enden wollenden Abschiedskonzert könnte bei den Fans die Hoffnung aufkeimen, dass Unheilig vielleicht nach dieser Abschiedtournee noch eine Zugabe geben könnten, oder vielleicht auch zwei, oder drei…