Roland Kaiser adelte den Circus Krone in München

Roland Kaiser mit „Seelenbahnen“ im Circus Krone München

Eventbericht

Gestern zog Roland Kaiser mit seiner Garde im Münchner Circus Krone ein. Der Kaiser gab musikalisch einen aus, Sahnehäubchen Maite Kelly inklusive –und Nachschlag gab es mehr als einmal.

Roland Kaiser München Maite Kelly
Roland Kaiser und Maite Kelly erzählten gemeinsam musikalische Geschichten.

Geschichtsträchtiges Gemäuer, die ganz große Manege. Welchen passenderen Ort könnte es für ein Konzert der Schlagerkoryphäe Roland Kaiser geben als den Circus Krone in München mit seinen samtenen, schweren Vorhängen, den glimmenden Kronleuchtern und den kleinen Logen und Balkons, die nur dazu einluden dem 62-Jährigen zu huldigen. Rund drei Stunden dauerte die Show an, die die Zuschauer in den rot gesäumten Sitzreihen verbrachten. Und wären die roten Arkaden im Foyer des Circus Krone nicht schon mit Gold besetzt gewesen, hätte Roland Kaiser diesen wohl den ehrwürdigen Glanz verliehen.

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Ein Grandseigneur auf der Bühne

Roland Kaiser betrat den Saal und die Zuschauer erstarrten in Ehrfurcht. Im Rahmen seiner „Seelenbahnen“-Tournee trug es den Sänger gestern Abend nach München. Im schwarzen Smoking betrat er die Bühne, eine neckische Fliege um den Hals und charmante Worte auf den Lippen. Wohlwissend seiner Wirkung, strahlte der Künstler eine gelassene Aura aus. „Für manche ist die Frauenquote 30 Prozent, für andere 50 Prozent, für mich ist sie 100 Prozent !“, scherzte der Fliegenträger zu Beginn über das vornehmlich weibliche Publikum. Und tatsächlich genügte dieser Satz schon um die Damen ins Schwelgen zu versetzen. Bei seiner Bühnenshow verließ sich Roland allein auf seine Stimme, seine fußtreue Band und wenige visuelle Effekte.

Roland Kaiser München
Roland Kaiser zog in den Circus Krone ein.
©SchlagerPlanet/Melanie Gladbach

Er brauchte keine großen Leinwände, keine zuckenden Blitze, keine wandelnden Lichtschranken. Hier sprach die Musik und ein Mann, der das Leben sah: „Irgendwann wird jedes Gesicht zur Landschaft“, philosophierte er. „Seelenbahnen zeichnen mein Gesicht!“ Doch für Roland Kaiser kein Grund zu verzagen. Mit Luftküssen, Verbeugungen und Liebesbekundungen stellte sich der Kaiser in den Dienst seines Volkes, und er tat das gerne.

Ein kaiserliches Musikprogramm

Alle Generationen seines Volks und seiner kaiserlichen Garde winkte Roland Kaiser würdigend herbei. Er sang alte Klassiker wie „Lieb‘ mich ein letztes Mal“ oder „Schach-Matt“. Aber ebenso präsentierte er viele seiner Lieder in einer Akustikversion, die dem Abend zuletzt noch eine neue Richtung gaben. Der Zuschauer sah Roland Kaiser im Duett mit einer charmanten Saxophonisten oder als nachdenklichen Mondenlicht-Bewunderer. Er streifte auch aus, um den verstorbenen Künstlern Udo Jürgens, Dean Martin und Frank Sinatra eine weitere Adelung zu verleihen: Er swingte und die Zuschauer lagen sich in den Armen.

Roland Kaiser München
Roland Kaiser verließ manchmal bewusst das Scheinwerferlicht.
©SchlagerPlanet/Melanie Gladbach

Das Publikum wandelte sich im Laufe der Show zu einem klatschenden Chor und bei „Santa Maria“ hatte der Sänger rund 1000 Backgroundsänger. Ein Highlight des Abends war der Klassiker „Midnight Lady (einsam so wie ich)“. Melancholisch-einsame Klavierakkorde kündigten dieses Kapitel an, ähnlich wie eine Fanfare den Kaiser ankündigt, bevor er sich in seinem eigenen Glanz weidet.

Das Sahnehäubchen zum Apfelkuchen

Maite Kelly war das Sahnehäubchen zum adeligen Apfelkuchen, die süße Traube zum royalen Rotwein. Süß wie Zuckerguss in einem Rock der selbigem ähnelte, betrat sie die Bühne. Ihre Präsenz und ihre warme Ausstrahlung versetzte das Publikum in Bewunderung und auch Roland Kaiser erschien entzückt von diesem lebendig gewordenen Zuckerwatte-Traum. „Sag bloß nicht hello“ war die erste Nummer, die das Duo gemeinsam anstimmte. Ähnlich einem Musical tigerten die beiden Sänger umeinander her. Doch natürlich sorgte der YouTube-Hit „Warum hast Du nicht nein gesagt?“ nochmals für die potentierte Explosion. Maite Kelly verwandelte sich von Zuckerwatte in ein kaiserliches Sahnebaiser, Roland Kaiser blieb der elegante Charmeur. Sanfte Berührungen, tiefe Blicke und eine losgelöste Stimmung im Publikum prägten die Präsentation dieses Songs, der sicherlich als einer der Höhepunkte des Abends geadelt werden kann.

Roland Kaiser München
Roland Kaiser wirkte entzückt von Maite Kelly.
©SchlagerPlanet/Melanie Gladbach

Nach unzähligen Zugaben, unzähligen Dankesbekundungen und einer Stimmung, die vom bewundernden, stillen Schwelgen bis hin zu losgelöstem Tanzen reichte, verließ Roland Kaiser die Bühne mit einer großen Verbeugung. „Über den Wolken, da liegt mir die Welt endlich zu Füßen!“, meinte Roland Kaiser in Anspielung an den Liedermacher Reinhard Mey. Wahrscheinlich liegt Roland Kaiser die Welt wohl tatsächlich nicht zu Füßen, doch beim Circus Krone in München hat er gestern schon einmal einen Anfang gemacht.

Melanie Gladbach
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