Man muss kein Insider sein, um zu wissen, dass die Konkurrenz um Gäste am Ballermann groß ist. Gerade in der Nachsaison, wenn die Ferienzeit vorbei ist. Am Ballermann sind der „Bierkönig“ und der „Megapark“ sowas wie der BVB und die Bayern in der Bundesliga. Es ist seit Jahren zwischen den Party-Tempeln ein Kampf um die „Champions-League“. Künstler, die in einem der Läden auftreten, dürfen nie wieder in dem anderen vor Publikum singen. Jürgen Drews, Mickie Krause, Tim Toupet oder Peter Wackel wissen das.
Jetzt kam es zum Show-Down auf nicht einmal 1000 Meter Entfernung. Der „Bierkönig“ veranstaltete gestern (26.9) das „Schlagerfest“ mit den Zipfelbuben, Sonia Liebing, Ella Endlich und Kerstin Ott. Gleich um die Ecke wurde im Megapark das „Schlager Festival“ gefeiert mit u.a. Michael Fischer, Isi Glück, Almklausi und Michael Wendler.
Wer gewonnen hat? Hier ist unser SchlagerPlanet-Spielbericht im Spitzen-Duell…
Zuschauervergleich ist unfair
Die Zuschauerzahlen sind für gute Stimmung und die Bierumsätze am Ballermann ein wichtiger Indikator. Der Vergleich hier ist allerdings nicht ganz fair. Freier Eintritt im Megapark gegen 35 Euro im Bierkönig. In einem Amüsierviertel, wo die Locations mit „Freibier“ und „Happy-Hour“, auch wenn man es dort nach Behördenauflagen nicht mehr so nennen darf, um Gäste kämpfen, sind 35 Euro eine Menge Holz. Klar, dass die Zuschauerzahl im Bierkönig, nennen wir es mal „übersichtlich“ war.
Fazit: 1:0 für den Mega-Park.
Image und Mut
Während vom Programm her der Megapark auf Bewährtes setzt, versucht der Bierkönig hier zumindest einmal im Jahr ein neues Schlager-Highlight beim Ballermann-Publikum zu positionieren. Im letzten Jahr kam Beatrice Egli auf die Bühne in der Schinkenstraße. Deshalb 1 Punkt für den Bierkönig!
Fazit: 1:1 unentschieden!
Sonia Liebing vs Michael Fischer
„Tu nicht so“, sang Newcomerin Sonia Liebing in sexy Jeans-Hot Pants auf der Bühne im Bierkönig. Schnell musste sie feststellen, dass es harte Arbeit ist, die Schlagerfans hier zum Mitsingen eines vierzeiligen Refrains zu bewegen. Denn schließlich kennt man hier nur Lyrics wie wie „Düpp, Düpp, Düpp“ oder „Saufen, Saufen“ …
Gleich um die Ecke trat Michael Fischer („Unser Moment“) ans Mikrofon. Im Megapark konnte der Sänger aus Franken schon einen Titel für sich verbuchen. „Beste Stimme des Abends“.
Künstler-Fazit: 1:1 Unentschieden. Zwischenstand: 2:2
Zipfelbuben vs Almkausi
Warum man im Bierkönig auf die alternden Party-Buben gesetzt hat, bleibt uns unerschlossen. Sagen wir es mal so: Die Zipfelbuben („Nimm die Beine in die Hand“) gaben wie immer ihr Bestes. SchlagerPlanet-Note 3. Im Mega-Park war Almklausi dran und hat bewiesen, dass ein Sänger hier auch mit einem Ballermann-Hit aus dem letzten Jahr stimmungsmäßig so richtig abräumen kann: „Mama Laudaaa, Mama Laudaaa …“
Künstler-Fazit: 1:0 für Almklausi. Zwischenstand: 3:2 für den Megapark!
Ella Endlich vs Isi Glück
Der Ballermann ist doch kein Kirchenkonzert. Warum hat das niemand Ella Endlich erzählt. Sie hat mit einem Trio live gespielt. An der Akustik-Gitarre saß Vater Norbert Endlich (H&N, Langzeit-Lover von Carmen Nebel). Ihr Pop-Schlager: „Spuren auf dem Mond“ kam in einer Unplugged-Version rüber - das muss man sich auch erst einmal am Ballermann trauen. Denn Top-Stimme Ella Endlich mit Akustikgitarre und E-Piano passt so an den Ballermann, wie KLUBBB3 mit Florian Silbereisen auf die Hauptbühne nach Wacken, dem größten Heavy Metal Festival der Welt.
Am Bühnenrand applaudierte Kerstin Ott der schönen Sängerin mit den „heißesten Schuhen des Abends“.
Über die Gesangskünste von Isi Glück (ehemalige Miss Germany) muss man nicht viel schreiben - es gibt keine! Die blonde „Cover-Version“ von Ballermann-Star Mia Julia ist eher eine Bühnenanimateurin, die im Stil eines US-Drillseargant Mitmachbefehle an ihr Publikum rausbrüllt- wie das Original…
Künstler-Fazit: 1:1. Zwischenstand: 4:3 für den Megapark!
Kerstin Ott vs Michael Wendler
Ehrlich! Was waren das für Zeiten, als Michael Wendler die Bühne und das Publikum im Mega-Park beherrschte wie kein anderer. Aber der Pop-Schlagersänger ist in die Jahre gekommen. Sein routinierter, aber lustloser Auftritt mit seinem Klassiker „180-Grad“ war ein Abturner. „Jetzt singt für mich“, ruft der Trash-TV Star Wendler in die Menge - und nichts kommt zurück!
Was hatte dieser polarisierende Sänger mal für eine Bühnenpräsenz! Und heute Abend? Zielgerichtete Körpersprache ans Publikum Fehlanzeige. Tempo, Lautstärke, Ausdruck und Klangfarbe der Stimme - Fehlanzeige!
Vielleicht hatte er Ärger mit seiner Laura oder mit seinem Hotel, weil mal wieder die Wäsche für ihn nicht schnell genug gemacht wurde? Wir wissen es nicht.
Was wir wissen: Alles spricht im Moment vom sogenannten „Impeachment“, dem Amtsenthebungsverfahren eines Präsidenten.
Wann gibt es ein Bühnen-Enthebungsverfahren für Künstler? Ein „Schlager-Whistleblower“ hat uns erzählt, dass es wohl die letzte Saison für den „König des Pop-Schlagers“ hier war…
Kerstin Ott ist einfach Kerstin Ott. Eine von uns! Texte mit Botschaften - und das macht sie bei vielen Fans auch außerhalb des Schlagers immer beliebter. Zu ihrem Jahrzehnt-Hit „Die immer lacht“ streift sie im Bierkönig durch das Publikum, macht gutgelaunt Selfies und stellt sich am Saalende zum Singen auf einen Biertisch. Eben eine Sängerin, die immer lacht und damit im Moment Riesenerfolge einfährt.
Künstler-Fazit: 1:0 für Kerstin Ott. Endstand: 4:4 unentschieden.
Das ganze schreit also förmlich nach Verlängerung im nächsten Jahr. SchlagerPlanet wird dann auch darüber berichten…