„Grenzen in der Musik verhindern Neues“ – so das Motto von Sänger, Moderator und Entertainer Florian Silbereisen. Und genau um diese Grenzen aufzubrechen, zog es ihn 2014 zum ersten Mal auf große „Fest der Feste“-Tour. Mit an Bord des etwas waghalsigen Kahns gingen auch die sechs feschen Burschen von voXXclub und Party-Superstar DJ Ötzi. Durch ganz Deutschland tourten sie mit der Mission, ihren Slogan „Volksmusik macht Spaß – auch wenns keiner zugibt ;-)“ nicht nur zu verbreiten, sondern zu beweisen. Und es klappte! So gut, dass sich die Truppe mit dem kleinen Zusatz „Die Party geht weiter“ auch in diesem Jahr wieder auf große „Fest der Feste“-Tour machte.
Frischer Wirbelwind für die „Feste“
Als große Überraschung sollte in diesem Jahr Ex-No-Angels-Star Lucy Diakovska als weibliches Power-Paket für noch mehr Bandbreite sorgen. Nicht nur durch ihre Musicalausbildung und langjährige Bühnenerfahrung, sondern auch durch ihre internationalen Wurzeln, sollte die gebürtige Bulgarin den „Festen“ frischen Wind in die Segel pusten. Gestern Abend dann schipperte die bunte Truppe in München im Circus Krone ein, zum vorletzten Konzert der Event-Reihe. Bis auf wenige freie Plätze in den Rängen, war der bis zu 3.000 Menschen fassende Veranstaltungsort vollends besetzt. Und jeder einzelne der Zuschauer sollte an diesem Abend vom Spaß an der Volksmusik abgeholt werden.
Die Mischung machts
Von Anfang an konnte Florian Silbereisen gestern in München zeigen, wo seine Qualitäten liegen: Souverän zeigte er sich als charmanter Gastgeber, sicherer Moderator und talentierter Musiker. Der 33-Jährige, der gerne auch als Schwiegermuttis Liebling bezeichnet wird, ist ein Muster-Entertainer der Volksmusik. Er schafft nicht nur mit seinen Shows im TV, sondern eben gerade auch mit seiner „Feste“-Tour das, woran Volksmusik und Schlager die letzten Jahre arbeiten: Das staubige Image loszuwerden und Jung und Alt gleichermaßen für die Musik zu begeistern. Denn eines war auffällig gestern Abend: In den Reihen saßen viele junge Leute, die nicht nur bei den voXXclubbern lauthals in Kreischalarm ausbrachen, sondern genauso Fans der anderen Künstler zu sein schienen.
Das „Fest der Feste“ schaffte es auch 2015 genreübergreifend und vielfältig aufzutrumphen. Neben Volksmusik-Klassikern wie dem „Zillertaler Hochzeitsmarsch“ oder dem „Schuhplattler“, die an so einem Abend natürlich nicht fehlen durften, brachten Lucy, DJ Ötzi, voXXclub und Florian Silbereisen gekonnt und jeder auf seine Weise, poppigen sowie auch internationalen Flair auf die Bühne. Russische Nummern unterstrichen das gleichermaßen wie englische und deutsche.
Heiße Performance im kühlen Nass
voXXclub performten die Songs aus ihrem aktuellen Album „Ziwui“, die bekannt dafür sind, keine klassischen Volksmusiklieder zu sein, sondern mit rockiger und poppiger Note daherkommen. „Oben aufm Berg“, „Die Seele der Ferne“ und natürlich „Ziwui, Ziwui“ sangen die Jungs gleich zu Beginn. Nicht fehlen durfte auch der Song, der sie bekannt gemacht hat: „Rock mi“. Selbst für einen Sprung in die Badewanne waren sich die Jungs nicht zu schade. Zu Gloria Gaynors Megahit „I Will Survive“ planschten sie gemeinsam mit dem Gastgeber und Quietsche-Ente Paulinchen im vermeintlich kühlen Nass. Allerdings trugen sie Badehose und Shirt, während sie im letzten Jahr noch gemeinsam die Hüllen fallen ließen.
Doch der Sprung ins kalte Wasser war nur symbolisch, nicht sinngebend für den Verlauf des Abends. Denn es wurde immer wieder heiß: Ob nun durch DJ Ötzis Performance seines noch nicht veröffentlichten Songs „Leb deinen Traum“, dessen Botschaft einem das Herz erwärmte, durch die Pyrotechnik, die die Lieder mit jeder Menge Bums unterstrich, durch die Untermalung von Geigerin Joana Suchon, oder durch die Auftritte der TV-Startänzer, die mit akrobatischen Einlagen zwischendurch immer wieder ihr Können zeigten.
Stockende Momente im zweiten Teil
Zum zweiten Teil der über dreistündigen Show hin kam dann der große Auftritt von Neuzugang Lucy. Die wirbelte mit ihrem Lockenkopf ordentlich über die Bühne hinweg und sang dazu „Daylight In Your Eyes“, das erfolgreichste Lied der Girlband No Angels. Gemeinsam mit ihren Musical-Kollegen voXXclub und Florian Silbereisen zeigte sie außerdem das Stück „Totale Finsternis“ aus dem Musical „Tanz der Vampire“, ein Auftritt der erstmals an diesem Abend für bedächtige und gespannte Stille im Publikum sorgte. Diese Stille sollte auch den Großteil der zweiten Hälfte im Circus Krone begleiten. Die Nummern wurden mit „Guten Abend, gute Nacht“ oder „Großvater“ ruhiger, nachdenklicher, emotionaler. Zur späten Stunde trug das nicht unbedingt zur ungeteilten Aufmerksamkeit des Publikums bei. Zeitweise wanderte der Blick zu diesem Zeitpunkt dann doch mal auf die Uhr.
Auffällig auch der Ablauf des Abends, der dem von 2014 im Aufbau doch sehr ähnelte. Die Songs wurden zum großen Teil ersetzt durch die aktuellen Nummern der Künstler, dennoch blieben die Show-Elemente in abgewandelter Form ähnlich. Aus einem gemeinsamen Schläfchen im Bett, wurde der Gang in die Badewanne, aus der einen Musical-Nummer wurde die andere und aus einem Stand-Up-Stück über zu viel Alkohol wurde eines über die Gefahr beim Skifahren. Was nicht nur schlecht sein muss. Denn gleichzeitig schafft es genau dieser Ablauf – in diesem wie im letzten Jahr – jedem Künstler Raum zu schaffen. Florian Silbereisen gibt zwar den Gastgeber und steht als Presenter deutlich im Vordergrund, dennoch gibt er jedem seiner Kollegen viel Zeit und Platz ihre Titel vorzutragen und einen großen Beitrag zum Gesamt-Konzept zu leisten.
Insgesamt aber konnte das „Fest der Feste“ 2015 an den Erfolg des vergangenen Jahres anknüpfen. Florian Silbereisens Anliegen, die Grenzen zwischen den Musikrichtungen aufzubrechen und ein Publikum jeden Alters für seine etwas weitläufiger interpretierte Volksmusik zu begeistern, hat er geschafft. Unterstützt wurde das sicher nicht nur von den verschiedenen Künstlern, die Party, Pop und Volk in die Show brachten, sondern auch von der Bühnenshow. Pyrotechnik und Breakdance-Einlagen des Breakdance-Weltmeisters Benedikt Mordstein sorgten für Frische und Moderne, die dem Staub ordentlich den Kampf ansagten. Dennoch schafften sie die Balance aus Tradition und Moderne und schipperten an diesem Konzert-Tag Hand in Hand gen Abendsonne.