Xavier Naidoo: „Ich trete nicht an, um zu toppen“
Der Weg von Deutschlands populärstem Soulsänger Xavier Naidoo war nicht immer leicht, die Kritik immer wieder laut. Wir haben mit dem Musiker im Interview über „Sing meinen Song“, Freiheit, Kritiker und seine kommenden Projekte gesprochen.
Xavier Naidoo polarisiert. Von Kritikern belächelt, als selbsternannter Prediger Gottes und als Verschwörungstheoretiker angeprangert, gibt ihm sein Erfolg dennoch seit mehr als 15 Jahren Recht. Sechs Studioalben hat der Soulsänger in seiner Karriere veröffentlicht – alle davon schafften es auf Platz eins der Charts. Auf den Lorbeeren seiner Solokarriere ausruhen? Das kommt für den 43-Jährigen allerdings nicht in Frage. Xavier Naidoo ist ein Macher, einer der für seine Überzeugung einsteht und für die Verwirklichung seiner Träume kämpft. Die Söhne Mannheims zum Beispiel sind so ein Herzensprojekt, das Xavier schon immer umsetzen wollte. Nach dem Anstoß seiner eigenen Karriere durch Moses Pelham und dessen Produktionsfirma 3p, nutzte er die Gelegenheit, die Söhne mit seiner Bekanntheit nach vorne zu bringen.
20 Jahre Söhne Mannheims
20 Jahre feiert das Bandprojekt, das aus wechselnden Mitgliedern besteht, in diesem Jahr. Auch Xavier, der sich vor vier Jahren aus dem Projekt zurückzog, um mit den Kandidaten von „The Voice of Germany“ ein Album zu veröffentlichen, wird künftig wieder ein beständiger Teil der Söhne sein: „Wir haben uns jetzt mit den Söhnen so verständigt, dass wir das viel freier gestalten werden künftig und da muss man sich einfach überraschen lassen. Aber wir haben alle Lust und werden mal schauen. Wir haben schon neue Songs miteinander eingesungen, das hat sich sehr gut angefühlt. Man kann einfach mal wieder ein Album machen und neue Grundlagen schaffen.“
Fünf Studioalben haben die Söhne Mannheims in den vergangenen 20 Jahren veröffentlicht. Auch wenn „Noiz“ die einzige Nummer-eins-Platte bisher bleibt, schafften es alle in die Top 10. Kein einfaches Unterfangen, in der hart umkämpften Musikbranche so lange beständig Erfolg zu haben. Gerade bei einer wechselnden Besetzung, die von Zeit zu Zeit variiert. Oder vielleicht gerade deshalb? „Da besteht eine gewisse Ungezwungenheit, weil alle Künstler auch ihr eigenes Ding machen. Und immer dann, wenn man es für richtig befindet und es passt, macht man ein Album und geht auf Tour. Ja, das ist was Besonderes mit den Söhnen, weil da auch eine gewisse Verantwortung und eine gewisse Last auf mehreren Schultern verteilt ist.“
Künstlerische Freiheit
Ab dem 03. Juli ist Xavier auf „Frei sein“-Open-Air-Tour. Konzerte, die er sich in all den Jahren beibehalten hat. „Ich habe letztes Jahr mal einen Ausflug in den Dubstep-Bereich gemacht, dieses Jahr werde ich einfach vom ersten Album, deswegen heißt die Tour auch ‚Frei Sein‘, bis zum letzten Album mal überall so reinreiten und auch natürlich ‚Sing meinen Song‘-Songs performen. Und einfach Spaß haben, das Freiheitsthema ein bisschen rausarbeiten und mal schauen, was der Sommer zu bieten hat.“
„Frei sein“ – ein immer wieder gern gewähltes Thema in Xaviers Songs. „Wenn ich den Freiheitsbegriff interpretieren müsste, dann wäre er in meiner jetzigen Phase die künstlerische Freiheit. Ansonsten klar, ist unsere Freiheit irgendwo auch in Teilen aber vielleicht auch in großen Teilen, bedroht. Auch im europäischen Kontext. Aber mir geht es jetzt natürlich erstmal, weil uns geht es ja immer noch hervorragend, um diese künstlerische, gelebte Freiheit. Wenn ich bei ‚Sing meinen Song‘ mitmachen will, dann mache ich das und keiner sagt, ‚ne, das finde ich aber nicht so toll‘.“
Texte aus der Seele für die Seele
Die Texte sind für Xavier Naidoo wichtiger Bestandteil seiner Musik. Bei ihm ist immer erst der Sound da und beim Hören von diesem, kommen ihm Ideen zum Text. „Im Moment des Schreibens denke ich eigentlich an gar nichts, dann denke ich nur an Musik, dann höre ich nur, dann fühle ich nur, dann ist das Denken fast ausgeschaltet, es passiert einfach.“ Viele der Texte aber sind von Gott inspiriert, von politischen und gesellschaftskritischen Themen. Nicht so sein aktuelles Album „Bei meiner Seele“. Der Platte gab der Sänger viel Persönliches mit: „Weil da einfach Texte drauf sind, die eigentlich nur ich persönlich entschlüsseln kann oder meine Frau. Oder Dinge, die einfach zu dieser Zeit passiert sind, die man da so frei mitteilt, weil es in dem Moment, wo ich das schrieb, einfach für mich wichtig war musikalisch festzuhalten.“
Was seine persönliche Interpretation der einzelnen Lieder ist, darauf geht er selten ein. Die Zeilen lassen Interpretationsraum, Raum für Spekulationen. Als „schwammig“ und „vage“ wird das oft degradiert. Doch mit seinen Kritikern hält sich Naidoo nicht mehr auf: „Ja, da bin ich schon lange drüber. Früher, glaube ich, ist man mehr unter dem Motto angetreten ‚Wie kriege ich den jetzt?‘ – aber das ist lange vorbei. Das ist ja ein Wahnsinn, wenn man da auf den letzten Hörer noch aus ist, der noch nicht überzeugt ist.“
„Emotionale Bomben“ bei „Sing meinen Song“
Nicht zuletzt mit „Sing meinen Song“ hat der Pop- und Soulsänger im vergangenen Jahr gezeigt, dass seine Ideen ein breites Publikum ansprechen und nicht nur für eine kleine Gruppierung streng christlicher Gläubiger gemacht sind. Knapp zwei Millionen Zuschauer zog alleine die erste Staffel regelmäßig vor den Fernseher. Volksrock, Pop, Soul, Rock und Jazz vereint in einer Sendung, eine Message, die dem Musiker sehr wichtig ist: Musik kennt keine Grenzen.
Auch in diesem Jahr ist die musikalische Bandbreite bei „Sing meinen Song“ unglaublich groß. Künstler, die sich zuvor zum Großteil nichts aus den Liedern des anderen gemacht haben, interpretieren diese plötzlich gegenseitig und klopfen sich auf die Schulter. Was am Ende dabei herauskam, sind laut Xavier Naidoo ein paar „emotionale Bomben“, die VOX auch in diesem Jahr Top-Einschaltquoten bescheren. „Natürlich ist an dem Format einfach ein Reiz vielleicht, wieder glücklicher, noch näher bei sich zu sein und sich künstlerisch wieder auszudrücken. Oder auch, wenn man eine längere Zeit nicht so präsent war, so wie Yvonne Catterfeld.“
Neben „emotionalen Bomben“ und einem neuen Zugang zu den eigenen Songs, entsteht durch „Sing meinen Song“ auch über die Sendung hinaus musikalische Zukunft. Schon Gregor Meyle hatte Xavier in der vergangenen Staffel auf den Weg geholfen, in diesem Jahr wird Daniel Wirtz als Support bei einigen seiner Konzerte dabei sein. „Hartmut Engler und ich haben zum Beispiel zusammen an etwas geschrieben“, verrät uns der Sänger weiter.
„Ich trete eigentlich nicht an, um zu toppen“
Am Dienstagabend wird die vorletzte Folge der Staffel ausgestrahlt, es ist Xavier Naidoos Abend. Sein Fazit: Er könnte sich auch sehr gut eine dritte Staffel der Show vorstellen. „Es hat sich auf jeden Fall so angefühlt, als hätten wir die erste Staffel noch getoppt. Ich trete eigentlich nicht an, um zu toppen, sondern um ein emotionales Niveau zu halten und das ist, glaube ich, oftmals schwierig genug, die Leidenschaft, die Flamme, also dieses Interesse wahrhaft, glaubhaft darzustellen. Da muss ich mir jetzt keine Mühe geben, weil ich wirklich interessiert bin an diesen ganzen Fragen und Facetten der Künstler und das ist auch dieses Jahr wieder gelungen. Ob das jetzt abseits von allen Einschaltquoten ist oder nicht, bin ich super zufrieden damit, dass die Leute, die da dabei waren, absolute Freude empfunden haben.“
Was folgt nach dem Ende von „Sing meinen Song“? Wie sehen die musikalischen und privaten Pläne des Sängers aus? „Ich mache gerade mit Moses Pelham das zweite ‚Nicht von dieser Welt‘- Album und dann gibt es natürlich wieder ein Weihnachtszusammentreffen der ‚Sing meinen Song‘-Künstler und da wird es auch ein Album geben.“
Xavier Naidoo lässt in seine Seele blicken
Ihr kennt Xavier Naidoos Video zu „Bei meiner Seele“ noch nicht? Dann wird es höchste Zeit!