Er war Produzent, Texter und Komponist der Flippers, schrieb Songs für namhafte Künstler wie G.G. Anderson und Roland Kaiser, veröffentlichte bereits 1989 sein erstes Solo-Album und kann insgesamt 29 Goldene Schallplatten sein Eigen nennen. Am 17. Juli 2014 erscheint Uwe Busses neuestes Werk. „Applaus für dich“ heißt es und was es damit auf sich hat, erzählte er uns im Interview.
Der Titel des Albums und damit auch der ersten Singleauskopplung kommt nicht von ungefähr, denn wie bei den meisten seiner Lieder trägt auch dieser Song eine Geschichte in sich, welche auf ganz persönlichen Erfahrungen des Sängers beruht:
„'Applaus für dich' ist eine Hommage an die Liebe, eine Hymne an die Liebe und an das starke Geschlecht – die Frauen dieser Welt. Ich finde, in der Liebe sind die Frauen immer so ein bisschen die Sieger. Ganze Königreiche sind gefallen, weil eine Frau irgendeinen Herrscher irgendwie beeinflusst hat. Ich finde das ist sehr bemerkenswert und genau für dieses starke Geschlecht habe ich das Lied geschrieben.“
Diese Titel-Idee wird nicht nur musikalisch, sondern auch visuell aufgegriffen, berichtet Uwe Busse weiter.
„Es gibt einen tollen Videoclip dazu und den haben wir ganz bewusst in einem Box-Camp aufgenommen. Da geht's um eine junge Boxerin – das soll die Power der Frauen gegenüber den Männern ein bisschen rüberbringen. Es geht also wie immer um die Liebe, das schönste Thema der Welt und es geht darum, dass man schon oft mal als Mann K.o. gegangen ist, wenn es um Gefühle geht. Meine Frau hat das Talent, mich zu etwas zu überreden, sodass man als Mann das Gefühl hat, man hätte selber die Entscheidung getroffen. Da hat die Frau dann die Fäden gespannt und den Mann in die richtige Richtung getrieben. Und ich finde, das ist ganz witzig. Ich gucke immer ein bisschen genauer hin im Leben und auch das ist eine Geschichte, die auf dem Album drauf ist.“
Aber nicht nur der Titel „Applaus für dich“ hat einen persönlichen Hintergrund, auch das Lied „Hausnummer 30“ lässt die Verarbeitung von Erfahrungen erahnen. Diese Vermutung bestätigt uns Uwe Busse, denn auch dieser Song steht in ganz enger Beziehung zu seiner Frau Katharina:
„Bei 'Hausnummer 30' ist es tatsächlich eine Geschichte, die mir selber passiert ist. Es geht einfach um die erste gemeinsame Wohnung. Meine Mutter war völlig außer sich, als wir gesagt haben: 'Wir ziehen aus'. Weil Mütter wollen ihre Söhne nicht gern gehen lassen. Ich glaube sogar, eher lassen noch Väter ihre Töchter gehen, obwohl das auch schon schlimm genug ist. Aber bei uns war das wirklich so, dass meine Mutti gedacht hat: 'Das kann ja nicht sein, dass der jetzt auszieht!'. Aber wir haben das natürlich trotzdem getan, meine Frau und ich.“
Diese erste Wohnung war auch bei einem Star wie Uwe Busse natürlich nicht perfekt, aber perfekt für die damalige Zeit und das jugendliche Alter des Sängers. Eine Bleibe mit viel Charme eben, an die man sich auch heute noch gern zurückerinnert.
Uwe Busse beschreibt sie so: „Die erste Wohnung ist natürlich keine luxuriöse, wir hatten kein Geld, eine Wohnzimmer-Couch hatten wir auch nicht. Da hatten wir Matratzen auf dem Boden – das war in den 70ern ja auch sehr in. Es gibt sehr viele Erinnerungen an diese 70er Jahre, nämlich, dass man so einen alten Schallplattenspieler hatte, dass man damals vom Italiener so bauchige Weinflaschen hatte, in die man immer neue Kerzen reinsteckte, sodass sich dann das Wachs über die Flaschen ergoss. Das war unsere Dekoration. Wir haben sehr viel dort mit Freunden auf dem Boden gesessen und haben da über Gott und die Welt gesprochen. Daran kann sich jeder zurückerinnern und noch heute ist es so, wenn ich zu meinen Eltern fahre, dann fahren meine Frau und ich immer an diesem alten Haus vorbei, in dem wir mal gelebt haben. Das steht immer noch und das ist die Geschichte von 'Hausnummer 30'. Ich glaube, jeder von uns hat eine ähnliche Geschichte aus einer Studenten-WG oder wie auch immer mal erlebt.“
Ein Lied auf dem neuen Album liegt Uwe Busse aber besonders am Herzen. Als gerade eine Strophe und ein Teil des Refrains dieses Titels fertig geschrieben war, fragte er seine Frau um Erlaubnis zur Veröffentlichung, denn auch dieser Song hat einen ganz persönlichen Hintergrund, erzählt Uwe Busse:
„Meine Frau und ich sind jetzt dieses Jahr 34 Jahre lang verheiratet und wir haben keine Kinder bekommen. Das ist vielleicht ein Thema, das viele Paare interessiert, die keine Kinder bekommen konnten oder sich bewusst dagegen entschieden haben. Wenn man über 50 ist, macht man sich Gedanken über das Leben und darüber, wie es weitergeht. Wir haben uns schon manchmal gefragt, wie es gewesen wäre, Kinder gehabt zu haben. Das Lied heißt 'Wie würdest du lachen?' und es ist ganz klar die Geschichte über ein Kind, das wir nie haben konnten. Und ich habe dieses sehr emotionale Lied geschrieben und veröffentlicht. Meine Frau hat dazu gestanden und gesagt: 'Viele Journalisten haben in der Vergangenheit sowieso danach gefragt.' Insofern ist es sowieso schon einmal angesprochen worden. Es gibt ein wunderschönes Video, wo ich dann selbst ein Tränchen im Knopfloch hatte, als ich das gesehen habe. Das ist das wichtigste Lied für mich persönlich und ein ganz großer Teil von mir, meiner Seele und meines Herzens. Wir haben unser Leben so eingerichtet, wir sind glücklich auch ohne Kinder, aber der ein oder andere stellt sich sicherlich in so einer Situation oft die Frage: Wie würdest du lachen?“
Hört man Uwe Busses Lieder begleitet einen eine Unverkennbarkeit. Der Stil des Sängers und Komponisten hat einen hohen Wiedererkennungswert. Doch besonders „Applaus für dich“ trägt noch eine weitere musikalische Komponente in sich. Er selbst würde seinen Fans das neue Album so beschreiben:
„Das neue Album hat mir besonders viel Spaß gemacht. Meine Plattenfirma, mein Team von Telamo hat gesagt: 'Uwe, mach doch einfach, was dir Spaß macht!'. Das ist ein Luxus, wenn ein Künstler so einen Freibrief bekommt, sich einfach das von der Seele zu schreiben. Das habe ich getan und bin zurück zu den Wurzeln gegangen. Es ist musikalisch sehr unterschiedlich: Es gibt sehr rockige Stücke, 'Unvernünftig' ist zum Beispiel so ein Titel, der sehr an meine Wurzeln, an meine Heavy Metal Zeit erinnert. Man kann das jetzt als Schlager betrachten, aber ich sehe mich ganz intensiv als Geschichtenerzähler, als Liederschreiber, als Chansonier ein bisschen – ich schreibe einfach das auf, was mich interessiert, beobachte sehr viel, aber sehr viel ist autobiografisch.“
Doch obwohl Uwe Busse schon so lange im Musikgeschäft unterwegs ist, schaut er musikalisch nicht ausschließlich zu seinen Wurzeln, sondern ist sehr offen Neuem gegenüber. Junge Künstler wie Beatrice Egli, voXXclub oder Andreas Gabalier sieht er als Bereicherung und als Kinder ihrer Zeit.
„Es ist das, was es schon immer gab. Es sind halt jetzt jüngere Leute, die produzieren neue Sachen, es kommen immer wieder Modetrends. Dass man zum Beispiel sagt: Wir nehmen mal die Gitarren ein wenig zurück und machen die Keyboards etwas lauter, ist einfach entsprechend dem Zeitgeist. Es gab schon immer so A-Capella-Gruppen und der bayerische Touch von voXXclub löst vielleicht die Volksmusik ein bisschen ab. Bei Andreas Gabalier mutet es auch nicht so sehr nach Volksmusik an, sondern es ist einfach eine eigene Note. Das ist eigentlich nur, dass er so ein bisschen aus den Bergen kommt, die Lederhose trägt und seinen Dialekt einbringt und das war's. Jede Zeit hat ihren Geist und ich finde es ist wichtig, dass man jungen Leuten auch immer wieder eine Chance gibt, weil dadurch ist es auch immer bunt und schön. Mir gefällt das alles wahnsinnig gut.“
Auch in anderen Bereichen verschließt sich der 53-Jährige nicht gegenüber seiner Umwelt. Er selbst betrachtet sich ein Stück weit als Weltenbürger. Dass er nicht der typische Deutsche, sondern vielmehr ein Europäer ist, zeigt er auch mit dem Titel „Mitten in Europa“.
„Europa ist mir sehr wichtig.“, sagt er, „ Ich finde Europa ist auch eine ganz ganz tolle Sache. Ich möchte dazu animieren und aufrufen, allen ins Köpfchen reden, wie kostbar Europa ist. Es ist einfach so, ich lebe mit meiner Frau abwechselnd in Deutschland und auf Mallorca und das schöne ist: es gibt keine Grenzen mehr. Man fliegt da rüber, muss selten noch seinen Pass vorzeigen und hat dieselbe Währung. Ich finde auch ganz toll, dass sich die Kulturen so annähern, sprachlich oder auch bei den Lebensmitteln in den Supermärkten. Ich sehe plötzlich auf so einer spanischen Baustelle, wie ein Handwerker mit einer deutschen Salami da sitzt, die man kennt, die in unserer Heimat gefertigt wird. Ich finde gut, wenn Leute das probieren und dafür offen sind. Politisch möchte ich nicht allzu viel dazu sagen, außer, dass wir auch in der Welt ein stabiles Europa brauchen. Es gefällt mir ein Europäer zu sein.“
Und natürlich zieht es Uwe Busse deshalb auch während seiner Urlaube mit seiner Frau nicht ins ferne Ausland. Er macht am liebsten in seinem Häuschen auf Mallorca Urlaub.
„Ich bin sehr viel unterwegs, auch gerade jetzt wieder mit der Promotion für das neue Album. Ich sehne mich dann nicht nach Hotels und ich freue mich dann wirklich, wenn man die Tür zu machen kann, wenn ich mal unrasiert eine Woche rumlaufen kann und mich einfach fallen lassen kann, ein gutes Buch lesen kann und solche Dinge. Das ist für mich dann wirklich Urlaub und somit wären wir wieder im Häuschen auf Mallorca.“
Klar, dass ein solcher Weltenbürger kein typisch deutsches Leben führt. Gartenzwerge jedenfalls haben in Uwe Busses Garten nichts verloren. Bei ihm erwartet einen eine bunte Mischung, wie er beschreibt:
„Wir haben genau dieses Mediterrane angenommen. Bei uns gibt es viel Fisch. Wir sind nicht unbedingt so diese Kartoffelfraktion. Auch unsere Einrichtung ist hier in Deutschland nicht wirklich die typisch deutsche, wir nehmen von überall so ein bisschen was mit. Wir lieben die ein bisschen klassischen Gegenstände, wir haben einige alte Schränke an denen wir festhalten. Wir haben Sesselchen, die noch von der Urgroßmutter meiner Frau Katharina sind. Die haben wir dann von ihrer Großmutter bekommen und neu beziehen lassen und halten sie in Ehren. Wir hängen an diesen alten Stücken und das ist kunterbunt zusammengewürfelt, hat aber dann doch einen sehr schönen Stil.“
Natürlich interessierte es uns in diesem Zusammenhang auch brennend, wie ein gefühlter Europäer, welcher sowohl in Deutschland als auch in Spanien lebt, die Fußball-Weltmeisterschaft beurteilt. Uwe Busse gesteht, dass er kein rasender Fan ist, gerade aber bei solch einem Turnier durchaus die Spiele verfolgt und mitfiebert:
„Wenn Deutschland spielt, ist es für mich ein absolutes Muss, dabei zu sein oder das anzuschauen. Bei der Bundesliga hört es dann schon ein bisschen auf. Bei ganz wichtigen Spielen, ja. Ich habe sehr viele Freunde, die da sehr versiert sind und da bekomme ich immer sehr viel mit, aber ich gebe zu: so ein verrückter Fan bin ich eigentlich nicht. Ich gestehe auch, ich war noch nie in so einem richtigen Stadion. Und habe noch nie so richtig ein Spiel dort gesehen, möchte das aber mal erleben. Ich fiebere aber trotzdem mit, gerade das Spiel Deutschland gegen Ghana, das war wie ein Krimi.“
Am liebsten schaut er die Spiele jedoch im privaten Umfeld, denn beim Public Viewing „gibt es doch immer wieder Leute, die sagen: ‚Mensch, das ist doch der Sänger!‘ und dann hat man nicht so die Ruhe.“
Gemeinsam mit Freunden macht er es sich gemütlich und genießt die ganz besondere Atmosphäre eines solchen Welt-Turniers:
„Es ist schon so, dass wir uns mit Freunden treffen und auch bei einem Freund einmal eine Leinwand aufspannen und mit einem Beamer das ein bisschen großartiger anschauen. Das Spiel Ghana gegen Deutschland habe ich in Suhl geschaut. Da hatte ich einen Auftritt mit einer Fernsehaufzeichnung. Da gab es ein Open Air und Gott sei Dank fing die Show um 18:00 Uhr an und war um 20:00 Uhr zu Ende. Wir konnten dann gerade noch so ins Hotel und mit dem Anpfiff saßen wir in der Bar des Hotels. Da gab es eine Leinwand und da war natürlich richtig was los.“
Bestimmt drückt er nun, da Spanien ausgeschieden ist, Deutschland die Daumen, oder?
„Soll ich jetzt etwas Gegenteiliges sagen?“, schmunzelt er, „Nein, die deutsche Mannschaft ist wirklich gut drauf und taff. Ghana war schon ein hartes Spiel und man merkte, dass die unheimlich engagiert waren und jetzt muss man einfach mal schauen. Ich drücke Deutschland die Daumen, hatte allerdings Spanien auch immer so ein bisschen die Daumen gedrückt, weil ich ja Europäer bin und einen Teil des Jahres in Spanien lebe. Ich habe das auch schon erlebt, als Spanien mal gegen Deutschland gewonnen hat, das ist schon ein bisschen her und da hatte ich ein weinendes und ein lachendes Auge. Ich bin bei sowas also nicht ganz so traurig wie mancher Deutscher. Ich glaube aber: Deutschland hat gute Chancen!“
Zum Abschluss rückt Uwe Busse dann sogar noch mit einem Tipp für das Weltmeisterschafts-Finale heraus:
„Erst einmal muss man gucken: Wer kommt ins Finale? Also ich glaube, ich kann das noch gar nicht mit Gewissheit sagen. Ghana hat mir super gefallen. Auch dieses Tänzchen, welches die da aufgeführt haben, das hatte sehr viel Herz und Seele, sodass alle schmunzelnd da saßen und gesagt haben: 'Denen gönne ich das mal!' Deutschland und Ghana im Endspiel wären ein Knaller! Es wird dann ganz knapp, es gibt einen Elfmeter und ich würde mal sagen: Mit 3 zu 2 gewinnt Deutschland. Ich weiß nicht, ob ich recht habe (lacht).“
Ein interessanter, wenn auch riskanter Tipp, aber man wird sehen, ob Uwe Busse Recht behält. Wir jedenfalls bedanken uns bei ihm für dieses nette und ausgesprochen herzliche Interview und wünschen für das Album und die Zukunft alles erdenklich Gute!