Tim Wilhelm von der Münchener Freiheit im Interview: „Musik, für die das Herz schlägt“
Tim Wilhelm, Sänger und Frontmann der Münchener Freiheit, spricht im Interview über die neue Single „Ich brenne für dich“, wie er über den Schlager denkt und welche aufregenden Projekte bei der Band anstehen.
Die Münchener Freiheit ist eine der erfolgreichsten Live-Bands des Landes, steht jedes Wochenende auf einer neuen Bühne und fast jedes Kind kann die Songs der Band, die 1980 gegründet wurde, mitsingen: „Ohne dich schlaf ich heut‘ Nacht nicht ein“, „Tausendmal du“, oder „Solang man Träume noch leben kann“. Nach dem Ausstieg von Stefan Zauner ist Tim Wilhelm seit 2012 Sänger und Frontmann der Münchener Freiheit – weiterhin dabei sind die Musiker Aron Strobl, Michael Kunzi, Alexander Grünwald und Rennard Henry Hatzke. SchlagerPlanet traf sich mit dem sympathischen Energiepaket Tim Wilhelm zum Interview über die gerade erschienene Single „Ich brenne für dich“ – die aktuell erfolgreich in die konservativen Airplay-Charts eingestiegen ist –, die Album-Pläne und weitere spannende Projekte der Band, über die vielen Facetten des Schlagers, Hard-Rock und vieles mehr.
SchlagerPlanet: Eure neue Single „Ich brenne für dich“ klingt wie ein klassischer Hit der Münchener Freiheit. Kannst Du etwas über die Single und über deren Entstehung erzählen?
Tim Wilhelm: Gerne! Und vielen Dank für die Einschätzung, die wir übrigens teilen: Wir finden ebenfalls, dass das Stück in unsere Tradition prima passt, sonst hätten wir es wohl auch kaum zur Single erkoren (Anm. d. Red: Tim grinst), und sich nach einem typischen Münchener-Freiheit-Song anhört. Das ist, um die Frage nach der Entstehung gleich zu beantworten, desto erfreulicher, da wir teils mit einem jungen Berliner Team zusammengearbeitet haben - nicht, weil uns die eigenen Ideen ausgehen würden, haha! Vielmehr finden wir es einfach interessant, mit externen Experten zu kooperieren, dabei deren Arbeitsweisen kennenzulernen und umgekehrt auch mal fachkundige Leute außerhalb der Band hinter die Kulissen gucken zu lassen. Persönlich halte ich es generell für gut, sich selbstkritisch zu reflektieren. Das Ergebnis zeigt, dass unser Stil und der Sound der Münchener Freiheit für sich stehen, denke ich. Wir freuen uns auf jeden Fall über das Resultat - und über die Reaktionen, die sehr positiv sind. Wir haben die neue Single schon während einiger Live-Konzerte in Deutschland und Österreich präsentiert, und sie wurde super angenommen. Toitoitoi!
SchlagerPlanet: Das ist natürlich toll und freut uns für euch! Wo habt ihr denn produziert?
Tim Wilhelm: Gemastert wurde der Song, der übrigens vom Großteil der Gruppe mitgeschrieben wurde und so ein klassischer Band-Song ist, in der „Mischbatterie“ bei Rosenheim. Dort hatte Tonmeister Stefan Zeh schon unser „Schwerelos“-Album gemixt, mit dem wir sehr zufrieden waren und unverändert sind. Folglich war für uns klar, wieder mit ihm zu arbeiten. Allerdings wurde zuvor schon in unseren eigenen Studios aufgenommen und der Mix in dem von Micha* erarbeitet (*Anm. d. Red: Kunzi - Bassist der MF). Die Leute, die Großartiges hinter den Kulissen leisten, dürfen ja auch mal öffentlich gelobt und genannt werden - wie „Mr. Mischbatterie“. Teamwork ist mir einfach ein Anliegen, und über seine Sound-Ergebnisse freu‘ ich mich wirklich: weil die Aufnahmen so klingen, wie wir live spielen. Die mannigfaltigen Möglichkeiten in Studios können ja leicht dazu verleiten, dass Songs etwas überproduziert, künstlich oder fremd und die Instrumente nicht echt klingen. Unser Anspruch war und ist aber aktuell, dass sich unser Live-Zusammenspiel in der Produktion wiederfindet.
SchlagerPlanet: Gibt es Pläne für ein neues Album?
Tim Wilhelm: Absolut. Wir empfinden zwar keinen Druck, in einem festgelegten Turnus ein neues Album herausbringen zu müssen, aber wir schreiben im Prinzip permanent und haben viel Freude daran. Vor Veröffentlichungen ist uns jedoch wichtig, zuerst einen Fundus an Songs zu sammeln und in Ruhe reflektierend auszuwählen, damit man am Ende das ganze Album gerne anhört, nicht nur zwei oder drei Lieder und die anderen „Füll-Songs“ weiter klickt. Deswegen lassen wir uns immer bewusst Zeit und erarbeiten viel Material, ehe wir daraus eine Auswahl veröffentlichen.
SchlagerPlanet: Bringt ihr das Album gezielt zu einem Termin auf den Markt, der für den Einstieg in Hitparaden hilfreich sein könnte - und mit der heutzutage offenbar nötigen Promotion?
Tim Wilhelm: In der Tat scheint’s inzwischen leider oft so, es ginge mehr um die Kampagne, weniger um das Produkt, was ich bedauerlich finde. Erfolg ist doch eigentlich in erster Linie, mit Musik, für die das eigene Herz schlägt, Menschen glücklich machen zu dürfen, denke ich. Natürlich müssen auch wir Musikschaffenden Miete zahlen, doch überwiegen in meiner Denke immer das Herz und die Glaubwürdigkeit vor konzipierten kommerziellen Kampagnen und Überlegungen. So oder so sind die Charts nicht wirklich wichtig für uns, weil wir eine Band sind, die eigentlich permanent unterwegs ist und auftritt. Die Situation ist natürlich anders, wenn man vorrangig in Studios sitzt und auf Hitparaden eher angewiesen ist, um wahrgenommen zu werden. Unser Kriterium während der Termin-Planung ist vor allem, unserer Booking-Agentur neues Material quasi wie eine Steilvorlage für die Organisation einer Tour zu liefern. Das liegt uns vorrangig am Herzen, dass Konzert-Kontinuität gewahrt wird, weil wir nach wie vor immensen Spaß daran haben, live zu spielen und dabei die Freude mit unserem Publikum zu teilen.
SchlagerPlanet: Gerade Dir merkt man das ja auch wirklich an, davon konnten wir uns erst in Bad Segeberg wieder überzeugen - so wie von euren unbestrittenen Live-Qualitäten. Da liegt doch die Frage auf der Hand: Wann wird es ein neues Live-Album von euch geben?
Tim Wilhelm: Oh.... Wird der „SchlagerPlanet“ von Hellsehern bevölkert, haha?! Man munkelt wirklich, wir würden auch daran arbeiten und dafür bereits fleißig bei Konzerten mitschneiden: um gegen Ende des Jahres vielleicht dann zu hören, was dabei so rausgekommen sein wird, und dann über eine Veröffentlichung nachzudenken. Richtungsweisend war, dass wir im vergangenen Jahr etwas gemacht haben, was nicht nur in der Geschichte der Münchener Freiheit außergewöhnlich ist: Der ORF und der SWR durften komplette Konzerte von uns live übertragen. Da kann immer mal was schief gehen, daher war das auch mutig. Und es kam in beiden Fällen allgemein super an – beim Publikum und in den Redaktionen. Daraufhin haben wir uns dazu entschlossen, in nicht allzu ferner Zukunft wieder eine richtige Live-CD zu machen. Mehr kann und möchte ich aber jetzt noch nicht verraten, allein schon angesichts des Teamgeists - sowas verkünden wir gemeinsam, wenn die Zeit reif ist.
SchlagerPlanet: Vielleicht kannst Du uns wenigstens einen kleinen Anhaltspunkt verraten. Gibt‘s denn bald auch weitere neue Songs von euch?
Tim Wilhelm: Wir haben intern in diesem Jahr über drei verschiedene Album-Ideen gesprochen, schau‘n wir mal, welche sich durchsetzen wird. Aber ich freue mich, euch verraten und versprechen zu können: Mehr Musik von uns wird auf jeden Fall kommen, und die aktuelle Single ist sicher nicht der einzige Song, der fertig vorliegt...
SchlagerPlanet: Würdest Du die Musik, die ihr macht, als Schlager bezeichnen?
Tim Wilhelm: Die Antwort fällt mir nicht leicht, da Schubladen-Denken generell nicht meins ist. Neulich habe ich auf einem Plakat gelesen und musste dabei schmunzeln: „Schubladen sind gut für die Ordnung, aber nicht für‘s Denken.“ Das stimmt. Nur in meinem Fall würden die Schubladen überquellen und ich wüsste gar nicht mehr, was drin ist, auch bei der Ordnung (lacht).
Sängen wir englischsprachige Texte, würde man uns wohl unter Pop einsortieren. Live klingen wir oft recht rockig, die Fans von EUROPE und sogar SAXON hatten während gemeinsamer Auftritte auch bei uns offensichtlich Spaß. Doch wir sind deshalb natürlich nicht plötzlich eine Hard-Rock-Band. Vielmehr verbindet Musik eben, wenn sie echt authentisch und mit Herz interpretiert wird. Zum Glück. Doch wo sind wir dann stilistisch einzuordnen? Angesichts unserer deutschen Texte und vielen romantischen Balladen gibt es sicher Songs, die in das Genre Schlager passen - es ist schließlich wirklich weit gefächert, meine ich, man findet darin viel schöne Musik, mit Chanson- bis zu Rock-Elementen. So geschätzte Kollegen wie Santiano oder Heino sind gute Beispiele dafür, dass harter Rock Einzug in die Schlagerwelt gehalten hat und das Genre facettenreich ist. Auf jeden Fall habe ich kein Problem, wenn man uns Schlagerband nennt, Hauptsache nicht SchlaEgerbandE: Zwei Es machen hier einen nennenswerten Unterschied, der mir nicht gleich wäre.
Summa summarum denke ich, dass wir speziell live richtig rockig unterwegs sind, aber auch eine große Bandbreite abdecken, was nicht zuletzt an unseren individuellen Musikgeschmäckern liegt: Wir sind eben eine gewachsene Gruppe eigenständiger Musiker, kein Casting-Act. Alex, unser Keyboarder, kommt eher von den Beatles, ich hingegen eher von Guns’n’Roses her, und irgendwo in der Mitte treffen wir uns.
Ja, ich finde, dass das Schlager-Genre heutzutage extrem facettenreich und vielseitig ist. Es wird zu Unrecht ab und an per se etwas negativ betrachtet. Man darf nicht vergessen, welche großartigen Künstler für das Genre stehen, ich denke an Caterina Valente und viele andere, es gibt großartige Kompositionen und Arrangements, da kann man nur den Hut ziehen.
SchlagerPlanet: Wie sehen denn eure weiteren Pläne aus?
Tim Wilhelm: Wir werden uns im letzten Drittel des Jahres zusammensetzen und schauen, wie wir mit dem angesammelten Musik-Material verfahren. Wir denken gegenwärtig tatsächlich recht weit in die Zukunft, planen konkret schon das übernächste Jahr und darüber hinaus. Es kommt viel Neues und wir sind, um unseren Gitarreo*, der in meinen Augen auch die Gallionsfigur der Gruppe ist, zu zitieren (*Anm. d. Red: Aron Strobel): „Wir sind auch alle noch viel zu jung, um nicht mehr unterwegs zu sein“.
SchlagerPlanet: Man hört, 2019 würdet ihr mit anderen Künstlern durch die ganz großen Hallen des Landes touren. Stimmt das?
Tim Wilhelm: Viele Gerüchte haben bekanntlich einen wahren Kern. Da wir es lieben, Menschen mit unserer Musik Freude zu machen, und auch viel von Kameradschaft unter Musikern halten, Teamwork mögen, könnte schon was dran sein... Ihr werdet es auf jeden Fall frühzeitig erfahren, aber dann von der ganzen Band. Und Überraschungen wären keine mehr, würden sie zu früh ausgeplaudert...
SchlagerPlanet: Lieber Tim, vielen Dank für das amüsante und aufschlussreiche Gespräch!
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