Rainhard Fendrich: kein schwarz-weiß Denker
Rainhard Fendrich gehört zu den bekanntesten Singer-Songwriter, die das Genre des Austropops geprägt haben. Seine Texte haben Tiefgang, sie sprechen auch unschöne Dinge an und öffnen den Zuhörern bei gewissen Themen ganz neue Blickwinkel.
Rainhard Fendrich, österreichischer Singer-Songwriter und Kind der 60er- und 70er-Jahre, zählt zu den bekanntesten Austropop-Künstlern, die eine ganze Generation in musikalischer Hinsicht geprägt hat. Im Interview mit SchlagerPlanet sprach der Singer-Songwriter über sein neues Album „SCHWARZODERWEISS“, die gleichnamige Tour und über den gesellschaftlichen Wandel, der den 61-Jährigen derzeit beschäftigt.
„SCHWARZODERWEISS“
Noch im Herbst diesen Jahres wird Rainhard Fendrichs neues Album „SCHWARZODERWEISS“ im Handel erscheinen. Ab Februar 2017 startet der Austropop-Künstler mit seiner „SCHWARZODERWEISS“-Tournee und wird zahlreiche Konzerte in Deutschland und Österreich geben. Dieses Mal hat sich Rainhard Fendrich viel vorgenommen, damit seine Konzerte besonders facettenreich werden, wie er im Interview mit SchlagerPlanet verriet: „mit jeder Platte kommt ja neues Liedgut dazu und ich werde natürlich auch fast alle meine Hits spielen, die das Publikum kennt. Es wird außer dem neuen Album kaum ein Lied geben, das das Publikum, das mich seit vielen, vielen Jahren begleitet, nicht kennt. Ich habe auch alte Lieder wieder ausgegraben.“ Auf seinem neuen Album fällt auf, dass Rainhard Fendrich einige Lieder im Dialekt, andere wiederum auf Hochdeutsch singt. „Ich erlaube mir dann oft die Freiheit, hochdeutsche Sachen in einen Dialekt-Text einzubringen, weil es mir dann auch um die Verständlichkeit geht“, erklärt der 61-Jährige, denn „wirklich Hochdeutsch wird ein Österreicher nie sprechen können“.
Politisch-bestimmte Musik
Auch in seinem aktuellen Album fällt auf, dass der 61-jährige Singer-Songwriter politisch bestimmte Lieder singt, die nachdenklich stimmen wie zum Beispiel der Titel „Frieden“. Denn Rainhard Fendrich spricht auch unschöne Dinge an und reflektiert auf diesem Weg die Welt, in der er lebt, wie er SchlagerPlanet erzählt: „Es passiert automatisch, dass die Lieder in einer Zeit, in der viel passiert, was nicht schön ist, auch dementsprechend sind.“ Er öffnet damit den Blickwinkel und will deutlich machen, dass man zum Beispiel im Falle der Attentäter in Paris nicht nur in schwarz-weiß denken kann: „Wenn man genauer forscht, kommt man darauf, dass diese Attentäter ohne Perspektive in Randbezirken von Paris abgeschottet waren und eigentlich gar keine gläubigen Moslems waren. Ich möchte die auf keinen Fall verteidigen, ich möchte das in keinem Fall gutheißen. Aber das ist wenigstens eine Erklärung dafür. Man kann nicht einfach eine ganze Religion unter Generalverdacht stellen.“ Das suggeriert auch schon der Titel seines neuen Albums „SCHWARZODERWEISS“.
Wandel in der Musikgeschichte
Rainhard Fendrich gehört zu jenen Künstlern, die bereits von Anfang an politisch geprägte Lieder gesungen haben. Der 61-Jährige ist „ein Kind der 60er- und 70er-Jahre und da war es schon so, dass politische Lieder auch in den Charts waren“, wie er gegenüber SchlagerPlanet erzählt. Damals gab es viele Bands und Künstler wie zum Beispiel Konstantin Wecker oder Georg Danzer, die im Rahmen der Friedensbewegung politische Lieder gesungen haben. Über die Jahre ist Rainhard Fendrich etwas aufgefallen: „Im Laufe der 80er-Jahre ist bei den jungen Menschen eine gewisse Politikmüdigkeit eingetreten. Und ich wundere mich immer, weil Politik oft mit so einem trockenen Keks verwechselt wird, den man nicht gerne herunterschluckt. Dabei kommt Politik ja aus dem Griechischen: „polis“, der Staat. Das ist das, was uns und unser Leben eigentlich betrifft.“ Insbesondere in Bezug auf die aktuelle gesellschaftlche Situation ist laut Rainhard Fendrich eine „Wegschau-Mentalität“ eingetreten, die „à la longue eigentlich nichts Gutes bringen wird.“ Doch dabei geht es dem Singer-Songwriter nicht um Themen mit einem bitteren Beigeschmack, sondern um „lebensnahe Geschichten oder Themen, die teilweise auch nicht schön sind.“