Im Exklusiv-Interview mit SchlagerPlanet-Chefreporterin Daniela Kerscher spricht Patrick Lindner über sein 30-jähriges Bühnenjubiläum und von Show-Erlebnissen, die ihm heute noch wie im Film vorkommen. Der Bambi-Preisträger erzählt aus dem Nähkästchen, blickt aber ebenso auf Pläne in der Zukunft.
SchlagerPlanet: Wie fühlt es sich an, seit 30 Jahren Publikumsliebling zu sein?
Patrick Lindner: Das ist schon Wahnsinn! Das ist unheimlich toll, was ich mir auch so nie gedacht hätte, dass ich so viele Jahre bestehen kann. Das sehe ich auch voller Demut.
SchlagerPlanet: Sie haben in den drei Jahrzehnten eine Vielzahl von starken Persönlichkeiten kennengelernt. Dazu gehörte gleich am Anfang Ihrer Karriere die Grande Dame der Volksmusik. Was haben Sie an Carolin Reiber besonders geschätzt – als TV-Gastgeberin und auch als Ex-Nachbarin?
Patrick Lindner: Ich hab natürlich Carolin Reiber immer im Fernsehen bewundert. Ich werde nie vergessen, als ich sie beim Vorentscheid des Grand Prix der Volksmusik in Leverkusen kennengelernt hab’. Ich war ganz ehrfürchtig vor ihr gestanden. Später, als ich in Grünwald wohnte, wurden wir Nachbarn. Da sagte sie schon mal bei einer Fernsehsendung: „Grüße von Baumwipfel zu Baumwipfel.“ Und wenn du dann mal unangemeldet geklingelt hast, war Carolin auch eine Person, die selbst Hand anlegte, wenn wieder mal ein Sturm war. So kam es vor, dass sie selbst die Äste aufgesammelt hat. Genau das machte sie aber auch so sympathisch. Viele denken ja, dass man immer nur Bedienstete um sich hat und keinen Handstrich selber macht. Doch jeder führt ein normales Leben. Es gehörte damals auch zum normalen Alltag, dass ich vielen anderen prominenten Leuten wie Uschi Glas und Senta Berger begegnet bin. Man traf sich beim Einkaufen, im Supermarkt. Es war nichts besonders, auch für die Kassiererin im Laden nicht. Für mich war das schon damals ein sehr schönes Gefühl, zum Arbeiten in die Studios auf dem benachbarten Bavaria Filmgelände zu fahren.
Patrick Lindners Begegnungen mit Audrey Hepburn und Carolin Reiber
SchlagerPlanet: Welche besondere Begegnung bleibt Ihnen unvergessen?
Patrick Lindner: Bei der „Bambi“-Verleihung im Kurhaus in Wiesbaden stand ich plötzlich neben Audrey Hepburn (†63). Da war Claudia Schiffer mit dabei und Karl Lagerfeld, der die Laudatio hielt. Ebenso Patricia Kaas, die später ein Weltstar wurde, ebenso erinnere ich mich an Siegfried & Roy. Und mit Audrey Hepburn sollte es die erste und zugleich die letzte Begegnung werden, aber diese war sehr schön für mich. Das war zu einer Zeit, als die Schauspielerin ja schon sehr krank war. Wie sie dennoch an diesem Abend gestrahlt hat, das war Wahnsinn! Bereits im Januar 1993 ist sie gestorben.
SchlagerPlanet: Näher konnten Sie dagegen Caterina Valente kennenlernen …
Patrick Lindner: Das verdanke ich den Probentagen, von denen es Ende der Neunziger Jahre viel mehr als heute gab. Man hat eine viel intensivere Zeit miteinander verbracht. Und da hat es schon die Gelegenheit gegeben, dass man sich näher kennengelernt und in mancher Beziehung auch Freundschaft geschlossen hat – so wie das mit Caterina Valente der Fall war. Wir waren zusammen mit dem „Musikantenstadl“ in Australien. Bei Catrin war das Markante immer, dass sie dennoch sehr im Hintergrund blieb, wenn sie in der Öffentlichkeit auftrat und dass du sie auch nicht erkannt hast. Denn sobald sie im Flugzeug saß, war sie in der ersten Klasse und trug einen Jogginganzug, Brille mit dicken Gläsern und einen Turban auf dem Kopf. Das war aber auch ihr Markenzeichen. Sie sagte sich: Ich will meine Ruhe, und es muss mich auch keiner erkennen.
SchlagerPlanet: Und was fällt Ihnen aus dieser Zeit zu Paul Kuhn (†85) ein?
Patrick Lindner: Paul ist ein absolutes Genie gewesen. Mit so jemandem musikalisch zusammenarbeiten zu dürfen, das war eine Bereicherung. Er war nicht nur ein sympathischer Musiker, sondern auch ein großartiger Entertainer und so ein lustiger, ein toller Mensch. Wir hatten so viel Spaß, auch hinter den Kulissen. Paul war einfach fabelhaft.
Als ich im Jahr 2005 das Swing-Album mit dem Orchester von Thilo Wolf aus Fürth gemacht habe, hat mich das auch wieder mit Paul zusammengeführt. Mit Paul, Angelika Mister und mit meiner Wenigkeit hatten wir ein großes Neujahrskonzert in der Mainzer Rheingoldhalle gemacht.
SchlagerPlanet: Wenn Sie auf Ihre Karriere zurückblicken, würden Sie alles wieder so machen?
Patrick Lindner: Eigentlich schon! Es gibt natürlich ein paar Dinge, wo man sagt, das würde ich heute anders machen, aber insgesamt muss ich schon sagen, der liebe Gott hat mir viel geschenkt. Ich hab’ mit so vielen tollen Leuten gearbeitet und großartige Momente erlebt.
Neues Album im Juli
SchlagerPlanet: Kürzlich waren Sie erneut zu Gast auf der „MS Berlin“. Gab es einen besonderen Anlass dafür?
Patrick Lindner: Was gibt es Schöneres für einen Italien-Liebhaber, als sich mit einer Kreuzfahrt rund um den Stiefel auf das 30-jährige Bühnenjubiläum einzustimmen und mit den Fans dieses zu feiern. Um so mehr hat mich gefreut, dass mich Nicki („I bin a bayrisches Cowgirl“) begleitet hat. Ich kenne sie schon aus meiner Anfangszeit und mit ihr habe ich den Duett-Titel „Voulez-Vous“ präsentiert.
SchlagerPlanet: Mit Spannung warten die Fans auch auf Ihr neues Album „Ich feier’ die Zeit.“ (VÖ: 5. Juli 2019) Worauf dürfen sich die Fans freuen?
Patrick Lindner: Die Single-Auskopplung „Weil du mich liebst“ kommt als erfrischender und tanzbarer Popschlager-Mix daher. Was die anderen Titel betrifft, sind sie schon sehr schlagerhaft und auf mein Publikum hin ausgerichtet. Aber eben im modernen Gewand.
SchlagerPlanet: Ihr Traumschiff ist und bleibt die „MS Berlin“. Ist eine neue Kreuzfahrt bereits geplant?
Patrick Lindner: Ja, am 2. August 2020 stechen wir wieder in See. Dieses Mal führt uns eine Ostsee-Kreuzfahrt von Bremerhaven über Lettland nach Sankt Petersburg. Über Estland, Finnland und Schweden geht es in die Hansestadt Wismar. Ich würde mich freuen, wenn mich wieder viele Schlagerfreunde begleiten würden.