Patricia Kelly im Interview: Paris, Bruce Springsteen und ein Abschied
Patricia Kelly von der Kelly Family spricht im Interview mit SchlagerPlanet-Chefreporterin Daniela Kerscher über ihre Zeit in Paris, einer besonderen Begegnung mit Bruce Springsteen und von zwei Menschen, die ihr viel bedeuten.
Neben der Karriere mit der Familien-Band, der Kelly Family, hat sich Patricia Kelly,50, längst auch als Solokünstlerin in die Herzen ihrer Fans gesungen. Vor einigen Wochen brachte sie ihr Album „One More Year“ heraus.
Aufrichtig erzählt die zweifache Mutter im EXKLUSIV-Interview mit SchlagerPlanet-Chefreporterin Daniela Kerscher von dem wichtigen Moment, als die älteren Mitglieder der Kelly Family ganz viel Mut aufgebracht haben, und sie spricht über ihren besten Freund und einen bewegenden Abschied.
SchlagerPlanet: Bei Ihnen war das Lampenfieber kaum ausgeprägt, weil Sie von klein auf den Brettern dieser Welt zu Hause waren, oder?
Patricia Kelly: Genau, das ist richtig. Als Kind kannte ich es nicht, aber jetzt ist es ganz schlimm. Nicht nur, wenn ich als Solistin auftrete, sondern auch wenn ich mit der Kelly Family unterwegs bin. Erst auf der Bühne ist das Lampenfieber weg. Aber bis zu zwei Stunden vorher kann ich z.B. keine normale Mahlzeit zu mir nehmen. Ich muss immer Kartoffelpüree bekommen, damit der Verdauungstrakt arbeiten kann. Denn die Aufregung schlägt sich auf dem Magen bei mir, aber wie gesagt – einmal auf der Bühne, und dann ist es zum Glück weg.
Erinnerungen an Paris
SchlagerPlanet: Sie haben sich für die Recherche zu Ihrem Buch „Der Klang meines Lebens" auf Spurensuche in die Vergangenheit begeben. Ihre Nostalgiereise führte Sie unter anderem nach Paris. Was ist Ihnen von dort besonders eindrücklich in Erinnerung geblieben?
Patricia Kelly: Das war sehr emotional, weil mich das in die Zeit zurückgeführt hat, als meine Mama ein Jahr zuvor gestorben war. Das war eine sehr wichtige Zeit für uns. Wir haben auf den Straßen und in der Metro gesungen, und wir haben ganz bewusst gesagt, wir werden weitermachen. Und wir haben es gewagt, einen verrückten Traum zu verfolgen. Dieser hieß, wir werden eines Tages ein Stadion voller Menschen füllen. Dieser Traum ist im schwierigsten Moment unserer Karriere entstanden., denn wir waren wirklich am Boden, pleite, Papa war in Depressionen versunken, wir haben teilweise ein paar Monate nicht einmal die Miete bezahlen können.
SchlagerPlanet: Und wie hat sich Ihrer Meinung nach Paris im Vergleich zu den Jahren Ihres Aufenthalts gezeigt?
Patricia Kelly: Es hat sich viel verändert. Tourismus ist jetzt ganz groß, das war damals gar nicht so ausgeprägt. Wir haben ja früher im Le Marais Quartier gewohnt. Damals war das das Stadtviertel gewesen, wo Künstler, Maler, Musiker, viele Homosexuelle aber auch Juden, – ich sag mal so die Außenseiter der Gesellschaft – gelebt haben. Das war noch ein kleines Dorf, heute ist es eine mondäne Wohngegend in Paris, alles ist viel kommerzieller geworden, nun zählt es zu den angesagtesten Vierteln.
Backstage mit Bruce Springsteen
SchlagerPlanet: In Paris haben Sie auch Bruce Springsteen kennengelernt. Er hatte Ihnen die private Telefonnummer gegeben. Haben Sie oder ein anderes Familienmitglied ihn jemals angerufen?
Patricia Kelly: Nein, das haben wir nicht. Da sind wir zu bescheiden von unseren Eltern erzogen worden. Das gehörte sich nicht. Und wir haben uns nicht getraut, denn es hieß, der hat doch viel zu tun …
SchlagerPlanet: Das war Respekt.
Patricia Kelly: Ja genau, wir sind nicht so erzogen worden, dass man sofort das holen sollte, was man möchte, sondern man zeigte sich respektvoll im Umgang. Wir dachten auch: „Warum sollen wir ihn denn anrufen? Was soll der mit uns?“
SchlagerPlanet: Haben Sie ihn mal wiedergetroffen?
Patricia Kelly: Ja, tatsächlich. In den 90er Jahren haben wir gesehen, dass er in der Dortmunder Westfalenhalle spielt, dann haben wir das Management kontaktiert, und ich selber bin mit dem Zettel mit seiner Telefonnummer dort hingegangen und habe gesagt: „Ich möchte mit John Landau sprechen.“ Das ist der Manager, und dann hat er mich empfangen und gefragt, woher er wissen solle, dass er uns die Nummer gegeben hat.
Dann hab’ ich ihm den Zettel gezeigt und gesagt: „Gucken Sie, diesen hat er uns persönlich gegeben, und er meinte: „Tatsächlich, das ist seine Nummer. Gut, dann werde ich mit ihm sprechen.“ So sind wir Kellys wenig später in seiner Garderobe gelandet, dort war auch Jon Bon Jovi, und wir wollten uns einfach bedanken für seine Inspiration, die er uns gegeben hat und haben ihm einen Song gesungen. Er war sehr, sehr lieb zu uns. Und dann hat er uns auf der Bühne einen Song gewidmet mit den Worten „Dieser ist für The Kelly Family.“
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Zwei wichtige Freunde
SchlagerPlanet: Wie wichtig sind Ihnen heute Freundschaften, was machen diese aus?
Patricia Kelly: Ich habe tatsächlich einen besten Freund, er ist seit 34 Jahren Mönch in Frankreich, er ist wie ein großer Bruder für mich, er lebt in einem Kloster und ich besuche ihn einmal im Jahr, mal alleine, mal mit meinem Ehemann Denis, er hat unsere Kinder getauft, er hat die Beerdigung von meinem Papa zelebriert, er war bei der Hochzeit dabei. Das ist eine ganz große Vertrauensperson, er ist so „meine beste Freundin“, aber ich habe auch noch seit 25 Jahren eine weitere beste Freundin.
Uschi ist ein paar Jahre älter als ich, sie ist auch eine Künstlerin, hat Kunstgeschichte studiert und ist Maskenbildnerin für historische Filme. Wir sehen uns alle paar Monate, wir wohnen ja leider nicht in der gleichen Stadt. Dafür telefonieren wir oft. Wenn ich sie besuche oder sie mich, dann verbringen wir einen ganzen Tag oder zwei zusammen, dann ist es wie gestern.
SchlagerPlanet: Da muss man sich nicht rechtfertigen.
Patricia Kelly: Nein, gar nicht, das sind Menschen, die mich auch vor dem großen Erfolg kannten. Bei ihnen weiß ich, egal ob ich erfolgreich bin oder nicht oder in welcher Phase ich mich beruflich befinde, es ist ihnen völlig egal. Es geht nur um den Menschen. Ich habe leider Gottes einen meiner absolut besten Freunde letztes Jahr verloren. Peter war auch 25 Jahre lang ein wertvoller Wegbegleiter. Für ihn habe ich auch den Song „Giant“ geschrieben. Er war wie ein Ersatzpapa oder Mentor. Er war etwas älter als ich, 72. Das war sehr hart für mich, ihn zu verlieren.
Als ich ihn mit Denis und unserem Sohn Alexander im Krankenhaus besuchte, war er nicht mehr bei Bewusstsein. Man warnte uns, dass er die Augen nicht mehr öffnen würde. Als ich in das Krankenzimmer eintrat, machte er die Augen plötzlich groß auf und versuchte mir etwas zu sagen - er konnte aber nicht mehr reden, es war nicht verständlich. Ich sagte ihm, er brauche keine Angst zu haben, dass Gott auf ihn wartete und dass Gott Liebe und Licht ist.
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