Patricia Kelly: „Ich habe keinen Fernseher“
Sie ist Mitglied einer der berühmtesten Familien der Welt – der Kelly Family. In den 90ern feierten die Geschwister große Erfolge, dann wurde es ruhig um sie. Uns verriet Patricia Kelly ihre Pläne und ob ein Comeback der Kellys zu erwarten ist…
Ihre Geschichte kennt wohl jeder – die der Kelly Family. Sie lebten in einem Doppeldeckerbus, auf einem Hausboot sowie auf einem Schloss. Viele Fans liebten die Großfamilie aufgrund ihrer Unverfälschtheit. Irgendwann wurde es plötzlich still um den Clan und man fragt sich: „Was machen die Geschwister eigentlich heute?“ Wir trafen Patricia Kelly in München und sprachen mit ihr über ihre kommende Tour, ihre Pläne, ihre Familie sowie über ein Bühnen-Comeback der Kellys.
„Folge dem Stern“-Weihnachtstour – kleines Kelly Family-Comeback
Ab dem 01.12.2014 startet die „Folge dem Stern“-Weihnachtstour, „ein wunderschönes Weihnachtsprogramm“ bei dem Patricia von ihren Geschwistern Cathy und Paul begleitet wird. Auf dem Plan der Tour stehen „Weihnachtslieder aus der ganzen Welt“:
„Wir wollen all diese Lieder, die wir als Jugendliche oder Kinder gelernt haben, zusammenbringen, die schönsten Weihnachtslieder der ganzen Welt. Und das ist eine besondere Atmosphäre, weil das in einer Kirche stattfindet. Das passt natürlich schön zu Weihnachten: Kirche und Weihnachtslieder. Auf der Bühne sind wir sechs Leute: drei Musiker und drei Kellys. Und wir haben einen tollen Cellisten, einen Pianisten und einen Perkussionisten dabei. Das wird bestimmt sehr besinnlich, aber auch sehr fröhlich.“
Fröhlich? Ein Weihnachtslied? Richtig, denn die Weihnachtslieder in den verschiedenen Ländern unterscheiden sich sehr: „Die spanischen Weihnachtslieder sind extrem temperamentvoll und fröhlich“.
Anders dazu die besinnlichen Songs aus Deutschland:
„Es gibt wunderschöne alte Weihnachtslieder aus Deutschland, die ich unbedingt singen möchte, wie ‚Tochter Zion‘, ‚Es ist ein Ros‘ entsprungen‘ oder ‚Leise rieselt der Schnee‘ – wunderschöne Lieder. Sie sind natürlich sehr, sehr nachdenklich und besinnlich, und die spanischen, zum Beispiel, als Gegenpol – die spanischen Lieder sind sehr lebendig, temperamentvoll. Dann sind die Amerikaner ein bisschen mehr romantisch. Und das wollen wir alles in einem Programm zusammenbringen.“
Ihr nächstes Projekt: eine Castingshow
Für nächstes Jahr darf Patricia Kelly noch nicht zu viel verraten, aber über ein Projekt durfte sie sprechen:
„Ich bin in der Jury von einer christlichen Castingshow des ERF. Die ist für junge Leute, die auch eigene Songs schreiben, und da freue ich mich drauf.“
Der Unterschied zu „Deutschland sucht den Superstar“ und anderen musikalischen Castingshows: „Es müssen selbstkomponierte Songs sein, also keine Hits von jemand anderem, sondern die jungen Leute müssen eigene Songs mitbringen und die Texte sollen christlich sein. Das ist dann auch dasjenige, was eigentlich bewertet wird, der Song. Und das fand ich ganz spannend. Eigene Songs zu machen, ist schon eine Nummer schwieriger, und das ist ganz gut, glaube ich. Das ist auch eine von den Künstlern erbrachte Leistung.“
Zur Vorbereitung schaut sie sich die aktuellen Musikshows jedoch nicht an, denn die Sängerin will „niemanden kopieren“.
„Das ist überhaupt nicht mein Stil. Ich habe diese Shows immer mal wieder im Hotelzimmer kurz gesehen, aber ich kenne mich damit nicht aus. Und ich will das auch gar nicht. Ich gehe da ganz unvorbereitet rein. Authentisch und einfach so wie ich bin, ich habe da keine Bedenken. Ich werde einfach meine Meinung sagen. Zum Beispiel halte ich nichts davon, dass man Leute, die Musik machen, schlecht behandelt. Das würde ich nie machen. Es steht niemandem zu, in dieser Art öffentlich über andere zu urteilen. Das ist nicht meine Welt und deswegen habe ich zu dieser einen Castingshow ‚Ja‘ gesagt, weil das eine christliche Castingshow ist.“
„Glaube und Familie sind für mich das wichtigste überhaupt“
Patricia Kelly ist seit vielen Jahren verheiratet. Mit ihrem Mann hat sie zwei gemeinsame Kinder, Ignatius und Alexander. Für die Sängerin, die in einer Großfamilie aufgewachsen ist, steht die Familie selbstredend an erster Stelle:
„Der Glaube und die Familie sind für mich das wichtigste überhaupt. Es gibt nichts Wichtigeres als meine Kinder, meinen Mann, meine Geschwister, meine Nichten, meine Neffen. Alles andere kommt und geht und wer bleibt? Die Familie. Die sind immer für Dich da und Du bist für sie da und das ist wirklich, was zählt. Wenn ich eines Tages im Sterben liege, dann werde ich nicht meinen Beruf und meines Erfolge um mich haben. Ich werde meine Familie da haben. So einfach ist das.“
Die Sängerin versucht, so oft es geht Zuhause bei ihrem Mann und ihren Kindern zu sein und arbeitet daher in Blöcken: „Ich sage: ‚Okay, ich gehe jetzt auf Tour, mal 10 Tage oder 15 Tage.‘ Und dann bin ich auch wieder ein oder zwei Monate Zuhause. Die Kinder sind jetzt auch größer, sie sind 11 und 13, und Mama wird nicht mehr so viel wie früher gebraucht.“
Patricia möchte, dass ihre Sprösslinge noch Kinder sein können, daher hat sie sich bewusst gegen etwas entschieden, das wohl jede Familie Zuhause hat: „Ich habe keinen Fernseher Zuhause. Wir haben ein Fernsehgerät, mit Video angeschlossen, aber keine Antenne. Bewusst auch. Wir sind so aufgewachsen und dann hatte ich ein paar Jahre lang Fernsehen und ich dachte: ‚Da verbringt man so viel Zeit davor.‘ Es ist eigentlich eine Verschwendung. Und dann schau ich mir bewusst ein schönes Video mit meiner Familie an und dann ist es auch gut.“
Zwar finden Patricia Kellys Kinder Ignatius und Alexander es „cool, dass Mama singt“ und sind stolz, doch sie sind der Meinung, „Mama, Du machst Musik für alte Menschen“. Doch spurlos ging auch die Geschichte der berühmten Familie an Patricia Kellys Kindern nicht vorbei und sie googlen ab und zu bei YouTube:
„Das finden sie toll, diese große, crazy Zeit. Mitte der 90er Jahre, diese Pop-Sachen, Rock, das finden sie schön. Sie wollen das so richtig – für junge Menschen eben. Nicht so diese Balladen, die Mama singt."
Alle Kellys vereint auf einer Bühne – großes Kelly Family-Comeback?
Mit den Songs „An Angel“ und „Mama“ sorgte die Kelly Family in den 90er Jahren für nie vergessene Evergreens. Irgendwann löste sich die Familie als Gesangsgruppe auf und jeder ging seinen eigenen Weg. Mittlerweile leben die Geschwister auf der ganzen Welt, „in fünf verschiedenen Ländern auf zwei Kontinenten“ verteilt. Aus diesem Grund ist es schwierig, sich zu sehen:
„Dass alle zusammenkommen, ist organisatorisch wirklich schwierig. Aber wir besuchen uns gegenseitig, wie es eben gerade geht. Ich habe zum Beispiel letztens Maite besucht und ihr Baby auf dem Arm gehalten. Man telefoniert viel, man schreibt sich per E-Mail. Wir wohnen praktisch weltweit verstreut und sind alle viel unterwegs. Das lässt sich gar nicht koordinieren, das ist crazy!“ (lacht)
Wir fragte die Künstlerin, ob es sie nervt, auf die Vergangenheit der Kelly Family angesprochen zu werden, denn selten wird jemand gerne auf die Erfolge in vergangenen Zeiten reduziert. Doch Patricia ist „dankbar für das, was wir erlebt haben.“ Für sie ist es eine einmalige Geschichte: „Wenn ich jetzt, etwas älter als damals zurückblicke, denke ich: ‚Meine Güte! Was wir da alles erlebt haben!‘ Wahnsinn dieses Leben! Total crazy diese Familie. Aber ich sage: ‚Wow‘! Ich bin stolz, dass ich da drin war und dass ich immer noch meine Geschwister habe. Ich finde, das ist eine einmalige Geschichte, die auch authentisch ist. Wir sind keine gecastete Band. Nein! Wir waren eine Familie. Wir haben das über Jahre gemacht. Keinen Erfolg gehabt, Erfolg gehabt, alles erlebt und, ja – ich bin sehr stolz auf unsere Vergangenheit.“
Ein Comeback sieht Patricia Kelly als eher schwierig an, denn „jeder hat sein eigenes Projekt und es ist nicht so einfach, die einzelnen Kellys, die teilweise auch ein bis zwei Jahre im Voraus ihre Soloprojekte buchen, zusammenzubringen.“ Nicht jeder hat Lust, noch einmal im Rampenlicht zu stehen. Doch ganz ausschließen kann und will Patricia Kelly ein Comeback der Kelly Family nicht:
„Ich glaube, es ist unrealistisch, dass alle nochmal gemeinsam singen. Aber ich denke, es ist nicht unrealistisch zu sagen, dass in ein paar Jahren vielleicht die Mehrheit zusammenkommt. Ich wünsche es mir zumindest. Von ganzem Herzen.“