„Ein bisschen Frieden“ wünscht sich Nicole - was noch?

Nicole über Frieden, Spiritualität und Knall-Bumm-Peng

Exklusiv-Interview

Nach diesem Gespräch haben die SchlagerPlanet-Redakteure Nicoles Song „Ein bisschen Frieden“ verstanden. Die Sängerin spricht mit einer Überzeugung über ihre Ansichten, dass man ihr gebannt zuhört. Lest hier über ihre persönliche Seite.

Nicole Interview
Sie lebt ihren großen Titel „Ein bisschen Frieden“: Nicole!

Nicole Hohloch gewann als 17-Jährige den Eurovision Song Contest – als erste Deutsche. „Mit ein bisschen Frieden“ wurde sie 1982 mit jungen Jahren zur Legende. Erst 2010 schaffte Lena Meyer-Landrut den zweiten deutschen Sieg in der Geschichte des ESC. Nicole blickte schon 2010 auf „30 Jahre mit Leib und Seele“ zurück. Mittlerweile ist ihr Nachname Seibert und das junge Mädchen ist eine erwachsene Frau von 48 Jahren. Damals überzeugte sie beim ESC mit Minimalismus und stellte allein mit ihrer weißen Gitarre und dem engelsgleichen Haar die großen Kulissen der Konkurrenz in den Schatten.

Bis heute liebt sie es „friedlich“ und zurückhaltend. Viel Tamtam braucht sie nicht. Sie liebt ehrliche, handgemachte Lieder und überzeugt bei Kirchenkonzerten mit authentischer Seelenruhe.

  • SchlagerPlanet: „Nicole, Ihre Oma sagte Ihnen, Karriere müsse ohne Skandale möglich sein – und tatsächlich, Sie sind seit 30 Jahren erfolgreich und niemand kennt von Ihnen Skandale. Mussten Sie sich darauf immer wieder besinnen, oder sind Sie von Natur aus nicht skandalös?“

Nicole: „Ich war auch immer der Meinung, dass man durch eigene Leistung und hochqualitative eigene Produkte erfolgreich sein können muss – auch ohne Skandale zu haben. Diese Ratschläge habe ich verinnerlicht, für die Presse bin ich damit eher langweilig, aber damit kann ich gut leben. Das ist auch eine Form des Respekts, die mir die Presse da entgegenbringt, dass sie mich in Sachen Privatleben in Ruhe lassen. Dafür sind andere zuständig, die von ihren Skandälchen ja auch leben. Ich bin dafür der absolut falsche Ansprechpartner.“

  • SP: „Gibt es eine kleine peinliche Situation, die Sie uns erzählen möchten, um zu zeigen: Nicole ist auch nicht perfekt?“

N: „Ich bin ein Mensch wie jeder andere auch. Ich bin nicht perfekt, das wäre ja auch langweilig. (überlegt) Ich bin rechthaberisch und habe sehr gerne Recht. Das ist eher negativ, das Blöde ist nur: Ich hab meistens Recht!“ (lacht herzlich)

  • SP: „Gab es einen Moment, in dem Sie nicht Recht hatten und Sie wurden knallhart entlarvt?“

N: „Gab’s natürlich auch. Ich habe das dann immer überspielt mit ‚Och, so habe ich das nicht gemeint…‘“ (sie lacht frech)

  • SP: „Ihre Fans sagen, keiner Ihrer Auftritte gleiche dem anderen. Woher holen Sie die innere Einstellung, aus jedem Auftritt etwas Einzigartiges zu machen?“

N: „Ich bin ja nicht der ‚Abspuler‘, dadurch dass ich unplugged spiele, gibt’s auch keine Playbacks. Mit meinen drei Jungs habe ich Akustik Bass, Akustik Gitarre und Cajón – und ich sitze auch nur auf so nem Holzwirbel und klopp da rum – wir sind komplett flexibel, ich reagiere auf Zurufe. Wenn einer sagt: Jetzt ist es schon gleich vorbei und ich warte auf dieses Lied, es ist nicht im Programm (sieht imitiert weinerliche Stimme) – dann machen wir Tuschel, Tuschel und dann spielen wir dieses Lied. Dann kann ein Abend auch mal zehn Minuten länger dauern, das geht bei amerikanischen Superstars natürlich nicht, da läuft ein Playback. Die Leute zahlen 150 Euro Eintritt und da hüpft jemand zwei Stunden über die Bühne, singt, tanzt, lacht, macht – und kommt nicht außer Atem. So kann man auch mal spontan jemanden zum Geburtstag grüßen und das mache ich unglaublich gern – weil sich darüber jemand freut und das für immer nach Hause mitnimmt und ein Leben lang erzählt. An und ab lasse ich sowas zu.“

  • SP: „Sie treten mit Vorliebe in Gotteshäusern auf – was fasziniert Sie daran?“

N: „Wir spielen unplugged – also keine Elektronik und keine Effekt-Hascherei, keine Licht-Shows, kein Knall-Bumm-Peng. Wo andere immer mehr aufstocken, bin ich der Meinung: Nein, das geht ja immer weiter weg von handgemachter ehrlicher Musik. Die Kirche hat eine eigene Akustik – natürlich brauchst du nen Tonabnehmer, damit dich die letzte Reihe hört, aber es ist echt gespielt. Wir können auch in der Kirche einen gänzlichen Stromausfall simulieren, weil die Kirche einen eigenen Hall hat und das machen wir auch jeden Abend extra. Das ist einmal durch Zufall passiert und dann sind wir runter ins Publikum und haben völlig ohne Strom gespielt. Und es geht! Deswegen machen wir das jetzt jeden Abend, der Strom fällt aus! Wir stöpseln uns ab, gehen runter, rücken mit den Zuschauern zusammen und dann wird die Kirche gerockt. Offene Münder, staunende Augen – und ja, es geht in der Kirche. Es gibt eine minimale Atmosphäre mit Kerzen, wenige über uns, einige auf dem Altar, wir sitzen auf Holzstühlen in einer Reihe. Wir machen das sehr karg und spärlich, damit nichts ablenkt. Abgesehen davon kann ich die Eintrittspreise in den Hallen nicht mehr halten! Ich weigere mich, 20 Euro mehr von den Leuten zu verlangen, um in der Halle zu spielen. Ich möchte die Eintrittspreise halten, damit sich die Leute das weiterhin leisten können. Ich habe Lieder, die auch in eine Kirche passen, deswegen kommt mir die Kirche mit den Mietpreisen entgegen. Meine Lieder gehen über Liebe, Trauer und Verlust. Es kommt bei mir vor, dass Menschen im Publikum zum Weinen anfangen und dann weißt du Bescheid – da hat jemand vielleicht vor kurzem jemanden verloren und da bist du in einem Gotteshaus an der richtigen Adresse. Ich habe in einer Kirche immer das Gefühl, mir kann hier nichts passieren, ich fühle mich hier sehr beschützt.“

  • SP: „Welcher Konfession gehören Sie an?“

N: „Ich bin katholisch.“

  • SP: „Angeblich glauben Sie auch an Wiedergeburt und konsultieren gelegentlich Kartenleger oder Wahrsager. Beißt sich das nicht?“

N: „Ich bin ein sehr mystisch angehauchter Mensch, mich hat die Geschichte von Jesus immer fasziniert. Er war in der Lage Wunder zu bewirken, das hat für mich auch etwas mit Magie und Zauberei zu tun, das hat mich als Kind schon nicht losgelassen. Ich glaube, dass es Dinge gibt zwischen Himmel und Erde, die man nicht erklären kann, die aber existieren. Manche sagen ja: Es gibt keine Schutzengel. Und ich sage dann: Wer hat die Hand über mich gehalten, als ich nach Thailand in den Urlaub wollte, mich kurzfristig umentschieden habe und dann der Tsunami kam? Wer hat die Hand über mich gehalten, als mein Mann unbedingt nach Rammstein wollte zur Flugschau, wo dieses große Unglück passiert ist? Wo ich solange getrödelt hab, weil ich ein ungutes Gefühl gehabt hab? Wer hat die Hand über mich gehalten, als wir auf der Autobahn verunglückt sind und das Auto auf dem Seitenstreifen zum Stehen kam? Das sind nur drei Beispiele, es gibt mehrere. Ich glaube auch an Wiedergeburt. Ich war mal in Tokyo und wollte die Zuschauer in ihrer Landessprache begrüßen. Dann hab ich mir einen Japaner geschnappt und wollte wissen, wie ich die Leute auf Japanisch begrüßen kann. Dann hat der mir das vorgesagt und ich hab’s nachgesprochen. Er war ganz baff und meinte: Sie sind aber nicht zum ersten Mal in Tokyo. Ich: Doch, zum ersten Mal! Da hat er mich so angeguckt, weil ich das perfekt nachgesprochen habe – auch das Publikum hat mich dann völlig baff angeschaut und ich habe diesen Satz auch nie vergessen. Ich koche auch leidenschaftlich gern und sehr gut asiatisch – ganz ohne Buch, ich glaube, da ist ein Zusammenhang. Auch in Kapstadt fühle ich mich daheim, ich bin mit einer Ruhe und Sicherheit durch diese Stadt gelaufen… und fühle mich auch sehr stark zum Tafelberg hingezogen. Das ist auch ein Ort, der eine eigene Magie hat. Für mich hat dieser Tafelberg ein Eigenleben. Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die existieren, aber die kann man nicht greifen. Es gibt auch Menschen, die urplötzlich uralte vergessene Sprachen sprechen können, da soll mir doch keiner sagen, das sei Humbug. Wen das Thema mehr interessiert, dem kann ich auch das Buch Die Geisterwelt ist nicht verschlossen von Sylvia Browne empfehlen.“

  • SP: „Auf Ihrem Album ‚Alles nur für dich‘ ist auch der Song ‚Wir sind das Leben‘, der mit den Künstlern Sabatina und Metaphysics aufgenommen wurde. Was steckt hinter diesem Song?“

N: „Sabatina ist eine Frauenrechtlerin aus Pakistan, die ständig ihre Adresse wechselt, weil sie Angst hat, man könnte sie schnappen. Das Lied existiere schon, bevor es mich fand, und Sabatina ist in München bei meinen Komponisten gelandet, die haben diesen Song aufgenommen, und wir haben uns in München bei einer Präsentation getroffen und ich kannte ihre Geschichte. Sie fragte mich, ob ich mir vorstellen könnte, daran mitzuwirken und ich: Kein Thema, ich bin bei dir, das ist ein spannendes Thema, da lasse ich mir nichts vorschreiben. Sie dann: Das ist aber weit weg vom Schlager.

  • SP: „Sie kommen eigentlich aus Saarbrücken. Ist der Song ‚Berlin, Berlin‘ eine Hommage an die Stadt?“

N: „Ja, weil ich in Berlin meine größten Erfolge feiern durfte. Als ich das erste Mal nach Berlin kam spürte ich schon: Wir schreiben Geschichte. Und das haben wir.“

  • SP: „Was steht demnächst bei Ihnen an?“

N: „Wir gehen wahrscheinlich ab 2014 mit dem MDR auf Tour. Johnny Logan und Fantasy sollen glaube ich auch dabei sein. Mit meiner Kirchentour werde ich vorerst nicht weiter machen, damit es auch etwas Besonderes bleibt.“

  • SP: „Wir haben über eine Viertelmillion Fans auf SchlagerPlanet.com. Was möchten Sie diesen Fans sagen?“

N: „Ich grüße alle treuen Fans des SchlagerPlaneten und würde mir wünschen, dass Ihr weiterhin so tolle Musik gerne hört und es auch weiterhin SchlagerPlanet gibt, der es zu Euch bringt.“

  • SP: „Danke für dieses inspirierende Gespräch, Nicole!“

Die Deluxe-Edition von „Alles nur für dich“ gibt es mit Bonus-Material hier!

Autorin SchlagerPlanet: JW

Nicole Interview SchlagerPlanet
SchlagerPlanet-CvD Jennifer Withelm traf Nicole zum Interview in München.
©SchlagerPlanet
Jennifer Victoria Withelm
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