Monika Martin: „Ich bin ein Spätzünder“
Stille Wasser sind Tief. Gilt das auch für Monika Martin, die über zwei Jahrzehnte als „stiller Star“ Bekanntheit erlangte? Hier erfahrt Ihr, warum Monika Martin mit ihrem neuen Album einen mutigen Neustart wagt.
In letzter Zeit war es wieder laut um den stillen Star. Monika Martin kehrt zurück mit neuem Album, neuem Look und einem Sound der weitspuriger ist denn je. Ihr neues Album „Mit Dir“ ist eine Hommage an ihre Fans, die sie bis zu ihrem 20. Studioalbum trugen und ihrem stillen Wesen ein Gehör verschafften.
Still ist Monika Martin noch immer, doch ihr haftet auch etwas abenteuerbedürftiges an. Mit leuchtenden Augen erzählt sie von ihrem jüngsten Sprößling, mit dem sie wirklich etwas wagte. Still doch bestimmt, ruhig doch selbstbewusst, gespannt doch nicht nervös. Eine selbstbewusste Frau, die mit sich selbst im Reinen sind. Stille Gewässer sind tief: Mit SchlagerPlanet sprach die Grazerin über ihr neues Album und verriet, warum sie ein Spätzünder ist.
An die Heimatstadt, die Fans, das Leben
„Es ist fantastisch“, sagt die Österreicherin über ihr neues Album zusammenfassend. „Wenn man mein neues Album anhört, kann man eigentlich sagen, dass es wirklich immer der Spiegel meines Lebens ist.“ Für diesen Spiegel ihres Lebens tauchte die Künstlerin in verschiedene Welten ein. „Für mich war sehr wichtig auch eine andere Seite der Musikalität zu leben. Wenn man sich nur einseitig bewegt, fängt man an zu hinken. Ich möchte auf jeden Fall in meiner Mitte bleiben.“
Um ein ausgewogenes Album zu präsentieren, griff Monika Martin auch zur Coverversion. Eines der Highlights auf ihrem Album stammt aus den Händen Leonard Cohens. „Dieses Lied erzählt von Gästen, die zu einem Fest kommen, in schönen Kleidern. Es wird gefeiert, aber manche stehen nur am Fenster und schauen weinend in die Nacht und andere verschwinden und gleichzeitig kommen neue Gäste nach. Ich habe zuerst nicht verstanden, was damit gemeint ist, habe es dann aber für mich so interpretiert, dass es eigentlich nur ein Abbild unseres Lebens ist.“ Sieben Minuten umfasst das Epos: von der Geburt bis zum Tod.
Dieser fast schon philosophische Ansatz wird komplettiert mit einer Ode an ihre Heimatstadt Graz, dem Hit „Neue Wirklichkeit“, wo „so richtig die Post abgeht“ oder „Mit Dir“, das einen ausdrücklichen Dank an die Liebsten in ihrem Leben ausdrückt. Trotz dieser persönlichen Ansätze wollte es mit den Texten bei Moni, wie ihre Fans sie nennen, nicht so recht funktionieren. „Es war irgendwo auch eine Fügung des Himmels. Ich habe für das Album viel komponiert, aber irgendwie flutschte es mit den Texten nicht so“, sagt Monika Martin über die Zusammenarbeit mit Joachim Horn, der ihr eines Nachts ein Angebot unterbreitete. „Vielleicht ist da meine Not irgendwo gespürt worden“, schmunzelt sie über den Mann, der letztendlich sieben Texte zu ihrer CD beisteuerte.
Neue Wege auf altem Pflaster
Noch nie hatte die Grazerin so viel Mitspracherecht bei einem ihrer Alben: „Das hat mich befreit. Je nachdem, was da umzusetzen war, konnte ich mit freier Hand auswählen. Das hat einiges erleichtert.“ Unter Druck setzt ihre neue Freiheit die Musikerin nicht, auch wenn sie nachdenklich hinzufügt: „Ich möchte meine alten Fans, die mir jahrelang die Treue halten, nicht verlieren und ich möchte aber neue Fans auch aufmerksam machen ‚Hey, die Monika kann auch mal ganz schön flott!‘.“
Ihr neues „flottes“ Gesicht präsentiert Monika Martin auch mit neuer Plattenfirma im Rücken. „Ich habe einfach gespürt, dass das kleine aber feine Plattenlabel TELAMO will. Die haben so viele Ideen bei den Gesprächen gehabt. Ich habe einfach das Feuer gespürt.“ Doch diesen Wechsel wollte Monika Martin nicht als kompletten Neustart zelebrieren. „Wenn ich all meine Lieben mitnehmen darf, dann komme ich“, sagte sie TELAMO: „Und so war es dann auch.“
An Altem festhalten aber auch neue Wege beschreiten. Das passt zu Monika Martin. Auch in ihrem musikalischen Privatleben regiert dieses scheinbare Paradoxon. „Ich finde eine der innovativsten Künstlerinnen und Künstler Lady Gaga. Also wenn ich ihr ‚Alejandro‘ anhöre, da bleibt nichts mehr übrig, da bin ich fassungslos - so begeistert.“
Auch vor „Atemlos“-Komponist Kristina Bach zieht die Sängerin den Hut: „Wir sind mit offenen Cabrio und Lady Gaga laut dröhnend durch die Landschaft gefahren. Und sie hat gesagt ‚Monika, gefällt dir das?!‘ Das war so witzig. Ich werde das nie vergessen.“ Mit ihr arbeitete sie auch für ihr letztes Album zusammen. „Sie hat auch so ihre Eigenheiten. Aber ich sage immer, ich akzeptiere und respektiere sie so wie sie ist, und ich konnte so viel lernen bei ihr.“
Liebe zum Kleinen, bereit fürs Große
Eine Sache, die viele von Monika Martin jedoch lernen können, ist die Liebe zum Kleinen, zum Schutzbedürftigen. Seit vielen Jahren setzt sich die Grazerin für den Verein „Kleine Wildtiere in großer Not“ ein. „Dort kann man zum Beispiel einen kleinen Vogel, der aus dem Nest gefallen ist, hinbringen. Anschließend wird er dort aufgepäppelt.“ Für das Wohl der Kleinen verzichtete sie auch auf Geschenke ihrer Fans. „ ‚Wenn ihr mir eine Blume bringen wollt, spendet diese zwei oder drei Euro für diesen Verein.‘ Die brauchen wirklich jeden Cent, denn die arbeiten alle ehrenamtlich.“ Kleine Wildtiere in professionellen Händen sind ihr ein Anliegen: „Denn wenn ein Igelbaby das falsche Futter kriegt, stirbt es an Blähungen, der braucht einen Fencheltee, habe ich gelernt.“
Gelernt hat Monika Martin, dass manchmal auch mit 52 das Leben bereits an neuer Fahrt gewinnt. „Vielleicht hat das auch ein bisschen etwas mit meinem 50. Geburtstag zu tun. Vorher war ich mehr die Stille und jetzt habe ich mir gesagt, geht´s erst so richtig los!“ Mit 33 Jahren begann Monika Martin ihre Karriere, „da wo andere schon aufhören. Ich bin immer Spätzünder gewesen, deshalb passt auch das wunderbar zu mir!“