Lindt Bennett steht nicht auf Dirndl
„Nichts gegen Dirndl, aber das sind wir nicht“ - die Seelenschwestern von Lindt Bennett sprechen im SchlagerPlanet-Interview über die Kunst, sich nicht verbiegen zu lassen, schöne Männer und ihr Album: „Seelenschwestern“.
Mit Andrea Berg, Drafi Deutscher und Jürgen Drews haben sie schon die Bühne geteilt – jetzt haben die Studiomusikerinnen Anne Lindt und Kim Bennett ihr erstes Album „Seelenschwestern“ herausgebracht. Mit beiden Single-Auskoppelungen schafften sie es prompt auf Platz zwei der Airplay-Charts.
SchlagerPlanet hat die beiden Seelenschwestern in der Redaktion empfangen und mit ihnen über ihre Freundschaft, schöne Männer und Musik gesprochen.
Alles über das Album erfahrt Ihr hier!
- SchlagerPlanet: Könnt Ihr Euch für die SchlagerPlanet-Leser nochmal vorstellen: Wer seid Ihr und wie habt Ihr Euch kennengelernt?
Anne: Wir kennen uns jetzt seit fast zehn Jahren und machen auch seitdem Musik zusammen. Der Traum vom gemeinsamen Album besteht eigentlich auch schon so lange. Der Weg dorthin war sehr steinig und sehr kurvenreich, weil wir von Anfang an dieses Konzept, modernen Country, mit Pop-Rock und Schlager zu verbinden, im Kopf hatten – das hat in der Umsetzung einfach unheimlich lange gedauert. Es war nicht einfach, die richtigen Musiker zu finden, denn es war uns wichtig, dass unser Album handgemachte Musik ist.
- SP: Habt Ihr die Stücke auf dem Album „Seelenschwestern“ selbst komponiert?
Anne: Ja, wir haben die Stücke mit unseren Produzenten zusammen komponiert.
- SP: Ihr seid beide schon seit vielen Jahren Studiomusikerinnen.
Anne: Ja, wir hatten, als wir uns kennengelernt haben, die Idee, Trauungen musikalisch zu begleiten und das machen wir auch heute noch. Daneben gibt es natürlich weitere Engagements – Kim ist zum Beispiel rund 140 Nächte im Jahr mit Coverbands unterwegs. Ich mache das aber nicht mehr, weil ich Familie habe.
- SP: Habt Ihr im Rahmen dieser Projekte auch schon mit bekannten Musikern zusammengespielt?
Kim: Ja, im Vorprogramm von Andrea Berg, Drafi Deutscher, Rosanna Rocci, Michael Morgan, Jürgen Drews – da gab es schon einige. Bei der Schlagerstarparade waren wir Backgroundsängerinnen, da haben wir schöne Tourneen in den großen Arenen gemacht...
Anne: ...aber es waren halt nie unsere eigenen Sachen.
Kim: Genau, wir waren immer gebucht, es waren immer Fremdprojekte und es war unser Traum, unsere eigene Musik zu spielen.
- SP: Das heißt, Lampenfieber ist bei Euch kein Thema mehr?
Anne: Doch!
Kim: Natürlich ist es noch ein Thema!
- SP: Oder ist es vielleicht sogar schlimmer bei den eigenen Songs?
Anne: Ja, auf jeden Fall – es ist manchmal leichter, sich hinter diesen Coversongs zu verstecken. Die kennt jeder, da weiß man, das läuft. Aber das normale Lampenfieber ist trotzdem da, egal was du machst. Und wenn du dann deine eigenen Sachen spielst, dann musst du dich eben ein bisschen durchsetzen – die Leute kennen es noch nicht und sitzen erstmal so da und denken, „jetzt begeistere mich mal“ und das ist erstmal schon eine ziemliche Aufgabe.
- SP: Fließt viel Persönliches in Eure Texte ein?
Anne: Das lässt sich gar nicht vermeiden, wenn du selber Stücke schreibst. Da ist immer ein Stück von dir mit drin.
Kim: Es ist tatsächlich ein sehr persönliches Album geworden. Wir haben ja auch mal zusammen gewohnt, da waren natürlich auch Liebeskummer, Trösten, diese ganzen Achterbahnfahrten Thema – das haben wir natürlich dann auch in dem Album verwurstet.
- SP: Der absolute Mega-Star des US-amerikanischen Country-Pop ist derzeit Taylor Swift, die über jeden ihrer Verflossenen Lieder schreibt. Wie findet Ihr das, die Öffentlichkeit so am Privatleben teilhaben zu lassen? Oder würdet Ihr dann Ärger bekommen?
Anne: Es ruft kaum noch jemand an, fällt mir da gerade auf, wo Du die Frage stellst. (lacht schallend)
Kim: (Zu Anne) Ich glaube, das kann man schon so gut verpacken, dass es nicht auf jemand bestimmten gemünzt ist, oder?
Anne: Wobei – wenn sie es nicht merken, fände ich das fast schon ein bisschen beleidigend. Weißt Du, was ich meine? Also, wenn sie die Geschichte nicht kapieren, was wir da singen, dann haben sie aber auch wirklich gar nichts mitgekriegt!
- SP: Bei all der Harmonie auf Eurem Album und in Eurem Gesang – kracht es nicht auch manchmal zwischen Euch?
Kim: Nein.
Anne: Nie.
Anne: Wir üben viel Kritik, aber das läuft auf einer sehr respektvollen Basis ab, was aber auch Kim zu verdanken ist – Kim ist wirklich die unzickigste Person, der ich jemals begegnet bin. Sie ist ein super Kumpel, absolut zuverlässig, das einzige Manko, wenn ich das sagen müsste, ist, dass sie oftmals zu wenig ihre eigenen Interessen vertritt, sie gibt eher nach. Wir haben gelernt, unsere Energien zu bündeln, dass wir auch manchmal diesen Wir-gegen-den-Rest-der Welt-Modus haben.
- SP: Das war ja bei Euch in der Planung des Albums auch ein Thema – Ihr gegen den Rest der Welt. Ihr habt gesagt, dass Ihr Euch nicht verbiegen lassen wollt – was bedeutet das konkret?
Kim: Das sind einfach Sachen, wo du auf die Bühne gehst und dich dafür schämst, das zu singen.
Anne: Wir hatten vor ein paar Jahren Angebote, von wirklich guten Produzenten, bei denen wir gesagt haben „Nee. Das mag für andere Künstler total passen, aber für uns eben nicht“.
- SP: Geht es dabei um klassischen Schlager?
Anne: _Wir sind mit Schlager aufgewachsen, das Lied „Ich will alles“ von Gitte, die wir verehren, ist für uns eine Hymne geworden, in Zeiten, in denen es uns richtig schlecht gegangen ist – etwa, wenn wir Absagen bekommen haben, oder Leute versucht haben, uns in irgendwelche Dirndl zu stecken. Nichts gegen Dirndl, aber das sind nicht wir nicht und es bringt auch nichts, sich zu verkleiden.
- SP: Bei Eurem Stück „Ich muss fort“ ist im Hintergrund ein Banjo zu hören – gab es mal die Idee mehr traditionelle Instrumente in die Kompositionen einfließen zu lassen?
Anne: Das ist immer eine schwierige Sache. Wir sind ja Fans von modernem Country – man wird mit den traditionellen Instrumenten schnell in eine Schublade gesteckt, aus der man schwer wieder herauskommt. Das haben wir mir Absicht vorsichtiger eingesetzt.
Kim: Weil du eben in Deutschland schnell in eine Schublade gesteckt wirst. Wenn du sagst, du machst Country, dann wirst du sofort mit Tom Astor oder Truck Stop assoziiert – nichts gegen die, die machen tolle Musik, aber das sind wir eben nicht. Und dieser amerikanische Country ist doch eher so ein Crossover, es ist Pop, Rock mit Country-Elementen und das wollten wir auf Deutsch machen.
- SP: Eines Eurer größten Vorbilder ist der Countrysänger Keith Urban. Was gefällt Euch an dem so gut?
Anne: Er war einer der ersten, die den Rockaspekt in den modernen Country eingebracht haben. Garth Brooks und Shania Twain haben ja in den 90ern schon mehr Pop miteinfließen lassen, um den Country aus dieser traditionellen Ecke herauszutreiben. Keith Urban ist einfach ein fantastischer Gitarrist, ein unglaublich guter Sänger – sieht auch nicht, äh, ganz so doof aus, wie ich finde (lacht). Wir waren auch schon auf zwei Konzerten von ihm und das macht schon Spaß!
- SP: Ihr konntet für Euer Album den berühmten Gitarristen Brent Mason für die Zusammenarbeit gewinnen. Wie sah die Zusammenarbeit konkret aus und wie war das, mit ihm gemeinsam im Studio zu sein?
Anne: Er war immer mit vertreten, ob bei Faith Hill oder Shania Twain, er war immer mit dabei. Und als wir dann mitten in der Produktion waren, haben wir ganz frech unsere Demos hingeschickt und gesagt: „Hättest du nicht Lust?“ Wir haben eigentlich ein „Nein“ erwartet, weil jemand, der einen Grammy im Schrank stehen hat, der wird nicht gerade sagen „Super, Lindt Bennett, da hab‘ ich drauf gewartet!“ Aber es kam tatsächlich gleich eine E-Mail zurück mit den Worten: „Love it“. Er hat das Stück dann für uns eingespielt!
Kim: Da hatten wir Pipi in den Augen.
- SP: Und wie war die Zusammenarbeit mit Eurem Produzenten Henning Gerke? Konntet Ihr Udo Lindenberg kennenlernen?
Anne: _Er hat vorher immer sehr oft angerufen und er weiß auch von uns und fragt dann immer so: „Na und wie geht’s den Country-Mädels?“ Die beiden haben noch einen sehr engen Kontakt, aber wir hatten noch nicht die Gelegenheit, ihn persönlich kennenzulernen.
Vielen Dank für das schöne Gespräch, Lindt Bennett!