Kerstin Ott hat mit ihrem Video zu „Die immer lacht“ etwas geschafft, was noch keinem Künstler, der in Deutsch singt, gelungen ist: Über 105 Millionen Mal wurde der Clip bereits aufgerufen! Von solchen Zahlen können Superstars wie Helene Fischer und Andreas Gabalier nur träumen. SchlagerPlanet sprach mit Kerstin Ott über ihren Erfolg auf Youtube und noch vieles mehr.
SchlagerPlanet: Dein Video zu „Die immer lacht“ hat bereits über 105 Millionen Klicks auf Youtube. Was sagst Du zu so einem Riesenerfolg?
Kerstin Ott: Der totale Wahnsinn! Unfassbar! So viele Klicks, das ist überwältigend für mich.
SchlagerPlanet: Vor allem hast Du die 100-Millionen-Marke geknackt. Das ist nicht einmal Helene Fischer oder Andreas Gabalier gelungen. Wie ist das, plötzlich an solchen Größen der Showbranche vorbei zu ziehen?
Kerstin Ott: Ehrlich gesagt, habe ich mir darüber noch nie so Gedanken gemacht. Ich möchte mich ungerne mit Andreas Gabalier oder Helene Fischer vergleichen, die sind ja viel länger im Geschäft. Ich finde es Wahnsinn, dass wir diese Klickzahl erreicht haben und freue mich da auch tierisch drüber, sehe das aber eher gelassen.
SchlagerPlanet: Wie erklärst Du Dir, dass das Video so erfolgreich ist?
Kerstin Ott: Ich glaube, dass der Erfolg auf mehreren Beinen steht. Für mache Leute ist das Lied toll zum Feiern, weil es sehr eingängig ist. Für andere, die mit einer Krankheit zu kämpfen haben oder sich in einer anderen misslichen Situation befinden, ist das Lied ein Mutmacher. Kinder mögen es gerne hören, weil die Melodie so toll ist. Und „immer lachen“, das sind für Kinder besonders schöne Wörter. Von daher erreicht das Lied viele Leute unterschiedlichen Alters und in unterschiedlichen Lebenssituationen.
SchlagerPlanet: Siehst Du Dich eigentlich als Schlagersängerin?
Kerstin Ott: Schlagersängerin würde ich jetzt nicht sagen, weil meine Songs stilistisch relativ bunt gemixt sind. Das hört man ja auch auf meinem Album. Aber in dieser Kategorie fühle ich mich auch wohl. Das ist schwer für mich in eine Schublade zu stecken.
SchlagerPlanet: Was ist Dir beim Songschreiben wichtig?
Kerstin Ott: Als erstes ist es mir wichtig, dass ich mit dem Song etwas verbinden kann. Es muss ein Gefühl dazu bestehen, am Besten durch Erfahrungen, die man selbst schon einmal gemacht hat, damit ich auch weiß, wovon ich singe. Und natürlich, dass die Songs auf Deutsch geschrieben sind.
SchlagerPlanet: Warum ist Dir die deutsche Sprache so wichtig?
Kerstin Ott: Der einfachste Grund ist, dass ich auf Englisch gar nicht so schreiben und denken könnte. Aber ich finde es auch toll, dass die deutsche Musik in den letzten Jahren so populär geworden ist und ich bin auch gerne weiterhin ein Teil davon, der das unterstützt. Ich mag deutsche Musik einfach gerne.
SchlagerPlanet: Du scheinst dem Erfolg nicht so richtig zu trauen. Ich hatte gelesen, dass Du einmal in einem Interview gesagt hattest, Du würdest gerade nur eine Pause von Deinem gelernten Beruf als Malerin und Lackiererin machen und mittelfristig dahin zurückkehren. Glaubst Du das immer noch?
Kerstin Ott: Natürlich sind jetzt auch ein paar weitere Monate ins Land gegangen und ich weiß natürlich immer noch nicht, wie es in der Zukunft aussieht, aber ich könnte mir schon vorstellen, wieder in den Job zurück zu kehren. Jetzt habe ich aber natürlich auch meine Fühler in Richtung Musik ausgebreitet und kann mir auch da einiges vorstellen, zum Beispiel als Texterin, Komponistin oder Produzentin. Da gibt es viele Möglichkeiten, deshalb lasse ich das für mich offen. Wenn es irgendwann mit mir musikalisch nicht mehr so laufen sollte, oder die Menschen sich anderen Themen zuwenden, dann würde ich wahrscheinlich erst einmal solche Wege gehen.
SchlagerPlanet: Es gibt ja nicht selten Leute, die einen Hit haben und dann völlig abheben. Wie schaffst Du es, so bodenständig zu bleiben?
Kerstin Ott: Letzens habe ich mich mit meinem großen Bruder darüber unterhalten und er hat einen ganz tollen Satz gesagt: „Wer nicht abhebt, kann nicht runterfallen.“ So sehe ich das auch. Ich habe mittlerweile schon die 35 im Jahresalter erreicht. Ich kann mir das nicht vorstellen, mich irgendwie in den Wolken zu verfangen und zu denken, dass ich jetzt was Besonderes bin. Weil das einfach nicht der Realität entspricht. Genau so schnell wie das Ganze im letzten Jahr los ging, genau so schnell kann die Tür auch wieder zu fallen. Da bin ich einfach realistisch.
SchlagerPlanet: Was ist das Schönste am Erfolg?
Kerstin Ott: Das Schönste am Erfolg ist natürlich, dass die Arbeit, die du in deine Musik gesteckt hast, auch finanziell honoriert wird und du einfach abgesichert bist. Ich muss nicht mehr von Auftrag zu Auftrag denken, sondern weiß, dass ich meine Miete pünktlich bezahlen kann. Solche Sachen aus dem Alltag, die einem früher Kopfzerbrechen bereitet haben, sind nicht mehr so wichtig. Das soll jetzt nicht heißen, dass ich Millionärin bin, aber es ist schon eine finanzielle Ruhe und Sicherheit eingekehrt, die ich sehr genieße.
SchlagerPlanet: Und was sind die Schattenseiten des Ruhms?
Kerstin Ott: Ich kann für mich gar nicht sagen, dass es dabei so richtige Schattenseiten gibt. Manchmal hält man den ganzen Trubel schlecht aus, weil man sich selber grad nicht so wohl fühlt oder einfach einen schlechten Tag hat, das ist aber menschlich. Alleinsein ist mit dem Beruf schlecht vereinbar.
SchlagerPlanet: Du hattest vor einigen Monaten Deine Freundin Karolina erstmals öffentlich vorgestellt. Wie waren die Reaktionen darauf?
Kerstin Ott: Dass wir uns einmal zum Echo zusammen öffentlich gezeigt haben, war Absicht. Wir haben das davor abgelehnt und danach auch. Es war eine einmalige Sache, damit es kein Geheimnis ist. Das wollen wir auch nicht. Aber unsere Familie soll halt nicht so Trashformat-mäßig in den Fokus gerückt werden. Das Eigentliche um das es geht, soll die Musik bleiben. Damit fahren wir total gut. Aber es hat auch Spaß gemacht zusammen über einen Roten Teppich zu laufen und die Kommentare der Presse zu lesen.
SchlagerPlanet: Das hat nochmal verändert, wie Du in der Öffentlichkeit wahrgenommen wirst: Als Prominenter, der zu seiner Homosexualität steht. Das ist ja leider nicht so selbstverständlich wie es eigentlich sein sollte.
Kerstin Ott: Das stimmt und das ist auch ein Grund, der da mit reingespielt hat.
SchlagerPlanet: Siehst Du Dich als Vorbild?
Kerstin Ott: Als Vorbild ja, als Vorreiter nein. Ich denke schon, dass man daraus kein Geheimnis machen sollte. Wir leben mittlerweile im Jahr 2017 und ich finde es gut, wenn mehr Leute zu dem stehen, was sie sind – und das auch öffentlich. Man kann ja selber entscheiden, inwieweit man das Ganze nach außen hin trägt. Aber der Grundsatz an Ehrlichkeit sollte da sein.
SchlagerPlanet: Ich hatte gehört, dass ihr dieses Jahr noch heiraten wollt. Stimmt das?
Kerstin Ott: Die Hochzeit findet im August statt. Aber mehr möchte ich dazu gar nicht erzählen.
SchlagerPlanet: Wie war das mit Tanja Lasch? Gab es da jemals einen Streit um die Cover-Version von „Die immer lacht“, oder war das alles von außen rein interpretiert?
Kerstin Ott: Das ist im Internet aufgebauscht worden. Als „Die immer lacht“ auf Platz zwei war, hat Tanja Lasch das Lied gecovert. Das habe ich aber erst zu einem viel späteren Zeitpunkt mitbekommen. Das hat mich nicht weiter gestört, weil es so viele Menschen gibt, die das Lied gecovert haben, so viele Leute, die damit Spaß haben, warum sollte Tanja Lasch da nicht auch ihre eigene Version rausbringen. Ich hatte da nichts gegen. Sonst hätte ich das Foto für ihre Facebookseite nicht mit ihr gemacht. Sie macht ihr Ding, ich mache meins, und ich glaube nicht, dass wir uns da irgendwie in die Quere kommen.
SchlagerPlanet: Was sind Deine weiteren Pläne?
Kerstin Ott: Wir sind jetzt gerade dabei das neue Album zu erarbeiten und einzusingen. Einige Songs sind so gut wie fertig. Dann sind noch einige Festivals geplant, im nächsten Jahr eventuell eine Tour, das steht aber noch nicht ganz fest. Ein Buchprojekt haben wir jetzt auch am Start. Es wird keine Autobiografie wie im herkömmlichen Sinne werden, sondern eine Geschichte über mein Jetzt und die Vergangenheit, wie es mit dem Lied losging, wie ich mich gefühlt habe und ein paar Geschichten, die ich erlebt habe. Da sind wir jetzt gerade mit beschäftigt.
SchlagerPlanet: Kannst Du schon sagen, wann wir mit einem neuen Song rechnen können?
Kerstin Ott: Das weiß ich selber noch nicht genau. Auf jeden Fall wird in diesem Jahr noch eine ganz neue Single herauskommen, eventuell auch ein Deluxe-Album von „Herzbewohner“. Spätestens im Januar oder Februar kommt dann ein ganzes, neues Album.
SchlagerPlanet: Liebe Kerstin, wir danken Dir ganz herzlich für das Gespräch!