Jay Khan im Interview: „Schlager war immer ein Teil meines Lebens“
Jay Khan erzählt im Interview mit SchlagerPlanet, warum er sich in seinen neuen Songs so konsequent dem Schlager zuwendet, wie er zum Fan von Roland Kaiser wurde und wie seine nächste Single heißt.
Jay Khan hat endlich seine Bestimmung gefunden: Den Schlager! Anfang des Jahres überraschte der Ex-US5-Sänger mit seiner ersten Schlager-Single „Dein Bodyguard“ und einem ultraschicken Video dazu. Nur ein paar Wochen später folgte mit „#GEIL“ der nächste Schlager-Song. Außerdem tritt der smarte 35-Jährige am 15. Juli beim radio B2 SchlagerHammer mit zahlreichen weiteren Stars der Branche auf der Berliner Rennbahn Hoppegarten auf. SchlagerPlanet traf Jay Khan zum Interview.
SchlagerPlanet: Wie bist Du zum Schlager gekommen?
Jay Khan: Schlager war schon immer ein Teil meines Lebens. Auch in Zeiten, in denen ich nach Außen andere Musik gemacht habe. Ich bin ja halber Engländer, deswegen lag es nahe in Englisch zu singen. Aber der Schlager war immer ein sehr präsenter Faktor in meinem Leben. Schon von Kindheit an. Meine Mutter ist zwar Engländerin, aber war von der Pieke auf ein riesengroßer Fan von Roland Kaiser. Bei uns lief seine Musik hoch und runter. Das hat mich sehr geprägt. Auch die „Hitparaden“ mit Dieter Thomas Heck liefen bei uns unentwegt im Fernsehen. Ich war deswegen schon immer sehr schlageraffin. Auch der erste Song, den ich geschrieben und veröffentlicht habe, war eigentlich ein klassischer deutscher Schlager. Das war von der Band Overground, die damals die dritte „Popstars“-Staffel gewonnen haben, der Song „Schick mir einen Engel“. Das heißt, die deutsche Musik und der Schlager waren mir immer sehr, sehr nahe.
Dann hatte ich ein Projekt namens Großstadtfreunde. Das war auch sehr schlageresk angehaucht. So richtig manifestiert hat sich das bei mir dann aber als Solo-Interpret durch mein Engagement im Varieté Wintergarten in Berlin. Dort wurde ich 2016 für die Produktion „Atemlos“ engagiert. Das war jetzt keine Helene-Fischer-Tribute-Show, sondern vielmehr eine Zeitreise durch sechzig Jahre deutsche Pop-Musik – und darunter fallen natürlich größtenteils Schlager. Das war das letzte i-Tüpfelchen das mir klar machte, dass Schlager bei mir immer dabei war und dass ich Bock auf diese Musik habe.
SchlagerPlanet: Du hattest schon einige Namen wie Roland Kaiser oder Dieter Thomas Heck genannt. Wer sind Deine Vorbilder im Schlager?
Jay Khan: Roland Kaiser ist für mich neben Udo Jürgens der Ur-Vater und Pate der Schlagerstars. Ich hatte das große Privileg, ihn mehrfach treffen zu können. Viele Songs von ihm liefen ständig bei uns und ich erinnere mich gerne daran zurück. So wie auch Roy Black zu seinen Hochzeiten, Howard Carpendale und natürlich Wolfgang Petry. Petry war zu meinen Teenagerzeiten mega-präsent. Er war der erste Künstler im Schlagerbereich, der auf einmal kultig wurde und anfing, Leute über den üblichen Schlagertellerrand hinaus anzusprechen. Es war damals einfach cool, den cool zu finden. Mit „Wahnsinn“, „Verlieben, verloren“, „Der Himmel brennt“, „Weiß der Geier“, das waren Nummern, die hier in Berlin auch in Jugendclubs liefen. Das sind die Leute, die mich geprägt haben.
SchlagerPlanet: Du hast in diesem Jahr schon zwei Singles veröffentlicht, „Dein Bodyguard“ und „#GEIL“. Die sind beide sehr unterschiedlich. Während „Dein Bodyguard“ sich ein wenig wie ein Popschlager vom Wendler anhört, erinnert „#GEIL“ an KLUBBB3. War es Absicht, dass die beiden Songs stilistisch so weit auseinander sind?
Jay Khan: Das ist der kreative Prozess, dabei lässt man sich im Studio einfach treiben. Ich schreibe und produziere die Musik immer mit. Das Schreiben mache ich mit Norbert Endlich zusammen, er war früher in einer Band namens H&N, die in der ehemaligen DDR sehr erfolgreich war, und ist der Vater von Ella Endlich und der Lebensgefährte von Carmen Nebel. Das ist das Schöne an so einer Entstehung, man weiß nie wo es hinführt. Dass einzelne Nummern Facetten von anderen Künstlern enthalten, das wirst du in jedem einzelnen Schlager finden. Beim „Bodyguard“ höre ich oft, dass er wie eine Mischung aus Roland Kaiser und Michael Wendler klinge. Das schmeichelt mir. Auch wenn Kaiser in einer anderen Liga spielt, sind das zwei Künstler, die auf ihrem Gebiet schon einiges bewegt haben. „#GEIL“ geht mehr in die Richtung von KLUBBB3, von denen ich ein großer Fan bin. Das Lied war aber eher als Spaßnummer gedacht, die aufgrund der guten Resonanz veröffentlicht wurde. Eigentlich sollte „#GEIL“ nur ein Bonustrack zu „Dein Bodyguard“ werden, denn das war die erste Single und das wichtige Statement.
Da „Dein Bodyguard“ schon relativ düster aufgebaut ist, nachdenklich, ernst, wollte ich mit „#GEIL“ einen schönen Kontrast dazu bieten, lockere Zeilen, nicht zu tiefgründig und mit viel Spaß dabei.
SchlagerPlanet: Was war Dir bei „Dein Bodyguard“ als erstem Schlager-Statement wichtig?
Jay Khan: Unterm Strich: Dass ich es ernst meine. Das war mir sehr wichtig. Ich wollte nicht einfach eine Dödel-Nummer heraus bringen, sondern visuell und klanglich ein Statement setzen, bei dem selbst der größte Zyniker eingestehen müsste, dass sich da jemand Gedanken gemacht hat. „Dein Bodyguard“ ist klassischer, zeitloser Schlager in einem modernen Gewand. Und mir war es wichtig durch das Video neue Dämme zu brechen. Es gab noch nie ein Schlager-Video, das so urban, zeitgemäß und modern aussah, wenn ich das einmal in meiner Bescheidenheit sagen darf. Man hätte auch ein Video drehen könne, wie ich auf einer Klippe auf Malle in einem weißen Anzug stehe. Es gibt einige Plattenfirmen, die hätten es genau so gemacht. Das wäre für mich nicht authentisch gewesen. Ich komme aus Berlin und ich finde wir leben in einem musikalischen Zeitalter, in dem Schlager so salonfähig ist wie nie zuvor und in dem man auch als Punker und Fan von Helene Fischer durchaus authentisch sein kann. Ich bin ein Großstadtjunge, ich komme aus Berlin und trage gerne Lederjacken und wollte das auch visuell in einem Schlagervideo mit einbauen.
SchlagerPlanet: Und „#GEIL“ ist dann sozusagen die Spaßnummer dazu?
Jay Khan: Die ist voll aus Spaß entstanden. Wenn man sich das Video anschaut, sind da auch viele Live-Auftritte mit dabei. Es war mir wichtig, dass man den Typen vom „Bodyguard“ auch in einer heiteren Live-Stimmung sieht und wahrnimmt. Ich liebe den Spaß und das Geschehen auf der Bühne, das erfüllt mich wirklich mit Freude. Das hat einfach gut zum Video gepasst. Da gibt es keine Storyline, keinen Plot, das ist einfach nur Spaß. Das hat einen guten Kontrast zu „Dein Bodyguard“ geboten, deswegen haben wir das auch so gemacht.
SchlagerPlanet: Was ist geplant, kommt demnächst auch ein Album?
Jay Khan: Selbstverständlich, allerdings bringen wir jetzt erst einmal einige Singles heraus. Ich kann sehr gut verstehen, dass es für einige Leute überraschend ist, dass ich jetzt Schlager mache, auch wenn es für mich aufgrund meiner Vita selbsterklärend ist. Es ist ja kein saisonales Hobby-Projekt oder eine Phase, die ich im Sommer mal mitnehmen will, sondern das mache ich, dafür stehe ich und das wird auch in fünf Jahren so sein. Mit der ersten Nummer in den Charts gleich so nach vorne zu preschen, das zeigt mir, dass bei aller sicherlich noch vorhandenen Skepsis eine Form von Akzeptanz da ist. Das ist das, worauf man bauen muss. Ansonsten bringen wir bald die nächste Single raus, drehen gerade das Video dazu.
SchlagerPlanet: Kannst Du schon was über die nächste Single sagen?
Jay Khan: Ja, die nächste Single heißt „Sie steht auf Dirty Dancing“. Eine schnelle Uptempo-Nummer. Der Titel verrät ja schon einiges, aber vom Rest sollt Ihr Euch überraschen lassen. (lacht)
SchlagerPlanet: Gibt es sonst noch Pläne für dieses Jahr?
Jay Khan: Ich starte jetzt auf Facebook eine Serie, in der ich meine Lieblingsschlager vorstelle. Unplugged spiele ich die ganz großen Hits der letzten 30, 40 Jahre nach und erzähle meine persönliche Geschichte, die mich mit diesem Lied verbindet. Da ist zum Beispiel eine Nummer dabei, bei der ich meinen ersten Kuss hatte. Roland Kaiser ist natürlich auch dabei, aufgrund der Fan-Liebe meiner Mutter und mir. Das wird glaube ich eine ganz lustige und interessante Geschichte. Im Juni geht es damit los. Ich finde es wichtig, die Menschen zu würdigen, die bei mir dieses Fundament für den Schlager geebnet haben. Ich bin mir der Historie dieses Musikgenres und vor allem der vielen tollen Werke und Lieder sehr bewusst.
SchlagerPlanet: Lieber Jay, wir danken Dir für das Gespräch!