„Es ist wichtig, dass man einen Glauben hat“
Am 13. März veröffentlicht Jay Alexander sein zweites Soloprojekt „Geh aus, mein Herz“. Was hinter diesem Album steckt und wie wichtig der Glaube für ihn ist, erzählte er uns im Interview.
Wenn am 13. März Jay Alexanders Album „Geh aus, mein Herz“ erscheint, dann erklingen in den Ohren seiner Fans altbekannte Lieder – Lieder der Ruhe und der Gottverbundenheit. „Die meisten Stücke sind sozusagen ‚Hits‘ des Gesangbuchs. Fast jeder kennt diese Lieder, die sind im Unterbewusstsein so verankert, ähnlich wie das Vaterunser“, beschreibt Jay Alexander. Was diese Lieder für ihn bedeuten und wie wichtig ihm selbst der Glaube ist, erzählte Jay Alexander ausführlich im Interview.
Der Glaube
Jay Alexander hatte ein Elternhaus, wie man es sich nur wünschen konnte mit viel Liebe und Geborgenheit. Der sonntägliche Kirchgang gehörte dazu, war aber kein Zwang, wie er erzählt. „Manchmal habe ich vielleicht auch ein bisschen mit Missmut, aber meistens doch sehr gerne die Sonntagsschule, also den Kindergottesdienst besucht.“ Besonders eindrucksvoll empfand er es als kleiner Junge, wenn gestandene Mannsbilder in ihrem tiefen Bass Kirchenlieder schmetterten, während neben ihnen Frauen in ihrem „Höchstsopran“ sangen. Diese Erinnerungen prägten ihn und inspirierten ihn zu seinem aktuellen Album.
Der Glaube selbst ist bis heute ein fester Bestandteil seines Lebens, wobei er mal stärker und mal schwächer zutage kommt: „Es geht vermutlich jedem Menschen so, dass er sich mal mehr, mal weniger vom Puls des Glaubens entfernt. So ist es auch bei mir, durch Schicksalsschläge in der Familie oder dem Freundeskreis.“ In eben diesen Fällen stellt auch er sich die Frage: „Warum lässt Gott so etwas zu“, aber fügt er hinzu „natürlich ist es nicht Gottes Wille, das sind alles Dinge, die von Menschenhand gemacht werden. Gott gibt uns Zeichen und Momente und es ist niedergeschrieben, wo wir immer wieder nachlesen und uns Rat holen können. Ausüben und vorleben auf der Welt müssen wir es.“
Gerade ist Jay Alexander dem Glauben wieder sehr nahe, weil er sich für die Arbeit an seiner Platte intensiv mit der Musik auseinandersetzte. Dabei konnte er aber bestimmte Textinhalte auch wieder neu für sich entdecken. Natürlich könnte es wieder Zeiten geben, wo er sich mit Gott weniger verbunden fühlt, aber betont Jay Alexander „es ist wichtig, dass man einen Glauben hat.“
„Geh aus, mein Herz“
Das Thema Musik ist für Jay Alexander immer ein emotionales: „Ich hatte schon damals immer das Gefühl, es sind wunderbare Lieder und tolle Texte. Was ich nicht so in Einklang gebracht habe, waren die Kirchenorgel und der Posaunenklang. Für mich haben die Lieder viel mehr Geschichten erzählt und das kam bei der Instrumentierung beziehungsweise Begleitmusik nicht so rüber.“ Stattdessen herrschte bei ihm die Vorstellung, wie diese Lieder wohl mit Orchesterbegleitung klingen würden. Diese Vorstellung setzte er nun mit seinem neuen Album um.
Für die Aufnahmen bekam Jay Alexander Unterstützung vom Prager Symphonieorchester. Produziert wurde die Platte auch direkt in der tschechischen Hauptstadt: „Das Spannende an diesem Studio ist, dass dort auch Teile von Pan Tau aufgenommen wurden. Oder auch das alljährlich zu Weihnachten im Fernsehen gezeigte ‚Aschenbrödel‘. Es war ein wundervolles Musizieren mit 50 Männern und Frauen, insgesamt also ein riesiger Klangkörper“, schwärmt Jay Alexander. Stimmlich unterstütze ihn der Badische Staatsopernchor aus Karlsruhe sowie „wunderbarer Knabenchor, die Aurelius Sängerknaben aus Calw.“
Die Arbeit mit den anderen Künstlern war nicht nur für Jay Alexander ein bewegender Moment: „Die Musikerinnen und Musiker waren super begeistert. Auch eine sehr bewegende Anekdote: Als wir ‚Näher, mein Gott zu dir‘ aufgenommen haben, habe ich gesehen, dass einer der Hornisten, der so Anfang bis Mitte 60 war, auf einmal in Tränen ausbrach, und das hat mich sehr berührt.“
Auf Kirchentour
Zurzeit bespielt Jay Alexander mit seinen Liedern verschiedene Kirchen in Deutschland. „Wir treten dann auch mal in kleinerer Besetzung auf. Harmonium, Klassische Gitarre, Holzbläser und Cello, das heißt, der Klang wird als solches wesentlich transparenter sein als bei einem großen Symphonieorchester.“
Aber obwohl er sich mit dem ursprünglichen Liedgut der Kirche auf seiner Tournee präsentiert, stand ihm nicht jedes Gotteshaus offen für ein Konzert. „Auch wenn man Lieder aus dem Gesangbuch aufnimmt, hat man deswegen nicht sofort den goldenen Türschlüssel in der Hand, mit dem sich alle Kirchen öffnen lassen. Die einen sagen ‚Ne, das wollen wir nicht, das ist uns doch zu weltlich‘. Da gibt es keine nähere Erklärung und man wird schnell abgekanzelt.“ Andere Kirchen nahmen ihn jedoch mit Kusshand, wie er selbst sagt. „Das ist eine sehr schöne Erfahrung. Und das Jahr ist ja noch recht jung, das heißt, es wird uns noch in viele Kirchen tragen.“
Marshall und Alexander
Bekannt wurde Jay Alexander aber gemeinsam mit Marc Marshall im Duo Marshall & Alexander. Gemeinsam probierten sie sich aus in den verschiedensten Genres und schufen eine für sich eigene Definition. „Wir haben vielleicht, wenn man so will, selbst eine Marshall & Alexander Schublade erschaffen“, überlegt Jay Alexander.
Mit seinem Soloprojekt verwirklicht Jay Alexander seine ganz eigenen Wünsche: „Es ist mir immer wichtig, auch mal unsere Volks- und Heimatlieder in den Vordergrund zu stellen und deren Wertigkeit zu zeigen. Das war mir ein Anliegen, ein musikalisches Dokument zu produzieren, das man immer mal wieder bei Bedarf aus dem Regal nehmen kann. Für solche Projekte gibt es ab und zu ein Zeitfenster. Ich glaube, diese Solo-Ausflüge tun uns beiden ganz gut.“
Soziales Engagement
Für Jay Alexander gibt es jedoch mehr als nur die Musik. Er ist Botschafter der „Familienherberge Lebensweg“. „Es war mir schon immer ein sehr großes Anliegen, meine Popularität in einem Hilfsprojekt einzubringen. Das muss aber nicht immer über die Grenzen Deutschlands hinaus sein, denn Not und Hilfsbedürftigkeit gibt es auch bei uns.“
In Baden Württemberg leben rund 3000 Familien mit Kindern mit verkürzter Lebenszeit. Jay Alexander lernte Karin Eckstein kennen, die seit zwölf Jahren im mobilen Hospizdienst tätig ist.
„Das ist ein 24 Stunden-Job,“ erklärt Jay Alexander. „Die Eltern sind entkräftet und wissen sich manchmal selbst nicht zu helfen. Oftmals gibt es gesunde Geschwisterkinder, aber der ganze Fokus liegt auf dem kranken Kind. Jetzt war da einfach die Idee, ein Haus zu bauen, mit zehn bis zwölf Zimmern, in dem betroffene Familien eine Auszeit nehmen können von ihrem anstrengenden Alltag und für ein paar Wochen liebevolle Fürsorge und Erholung finden, eine Heimat auf Zeit sozusagen.“
Seit zwei Jahren ist Jay Alexander Botschafter der Initiative und er hofft, dass schon in diesem Jahr der Spatenstich erfolgen kann.