„Tag X“ lässt Freiheit für viele Interpretationsmöglichkeiten. Jeder Mensch kann so seinen individuellen Tag X haben – für Carolin Niemczyk und Daniel Grunenberg von Glasperlenspiel war die Veröffentlichung ihres Albums so ein Tag: „Ich denke, so einen Tag X, der alles im Leben verändert, kennt jeder. Sei es ein Mensch, der in dein Leben tritt, oder einer, der geboren wird, jemand, der dein Leben auf eine positive Art verändert. Oder einfach ein bestimmtes Ereignis. Für uns war so ein Tag, den wir rot im Kalender angestrichen haben, das Release-Datum des Albums“, erzählt uns Carolin: „Wir haben so auf diesen Tag hingefiebert, die Songs, die wir geschrieben haben und die Geschichten, die wir erzählen, mit unseren Fans zu teilen.“
Nach vier Jahren ist „Tag X“ bereits das dritte Studioalbum des Duos. Und mit jeder Platte haben die beiden ein wenig mehr zu ihrer Musik gefunden. Der Sound wirkt authentisch und reifer: „Wir sind zum ersten Mal in unserer Studioalbum-Geschichte mit einer Live-Band ins Studio gegangen und haben versucht, den Sound, den wir bei der ersten und zweiten Platte sonst immer vom Laptop produziert haben, mit einer Live-Band umzusetzen. Wir haben probiert, eine gute Welt zu erschaffen. Von elektronischen Sounds bis hin zum Live-Sound und eine gute Synergie zu erstellen, dass man von Track 1-13 einfach eine Geschichte erzählt“, berichtet Daniel vom Entstehungsprozess der Platte.
Berlin, Hip-Hop und Julia Roberts als Inspirationsquellen für „Tag X“
Auch textlich haben sich Glasperlenspiel weiterentwickelt. „Wir haben uns viel Inspiration bei verschiedenen Leuten geholt, wie zum Beispiel Hip-Hoppern, die uns neue Reimschemen erklärt haben, wie sie ihre Texte auf den Punkt bringen.“ Die Inspiration für die Textzeilen hat Carolin dabei in ganz alltäglichen Situationen gefunden. „Ich finde, Berlin ist eine sehr inspirierende Stadt. Wir haben hier sehr viel Zeit verbracht und ich sehe mir dann gerne die Menschen an, die durch die Straßen laufen und spinne mir eine Geschichte zu deren Leben zusammen. Oder ich sammle Inspiration bei Freunden und Familie, die einem das Herz ausschütten und in deren Lage man sich versucht hineinzufühlen. Und dann schreibt man darüber, aus deren Perspektive.“
Doch gerade für „Tag X“ war die Quelle der Inspiration noch eine ganz andere: „Wir haben uns auch viel von Filmzitaten inspirieren lassen, zum Beispiel bei ‚Paris‘. Das Zitat ‚wir haben immer noch Paris‘ ist aus ‚Casablanca‘.Und bei ‚Mädchen‘ ist das Zitat ‚Ich bin doch nur ein Mädchen, das vor einem Jungen steht und ihn bittet, es zu lieben‘, von Julia Roberts aus ‚Notting Hill‘.“
Der erste Track auf dem Album mit dem Titel „Wölfe“ beschäftigt sich zum Beispiel mit den Steinen, die das Duo im Laufe seiner Karriere aus dem Weg räumen musste und rechnet mit all den Kritikern ab. „Geiles Leben“ wiederrum ist eine Gute-Laune-Nummer, eine typische Pop-Nummer für den Sommer. Mit „Phönix“ liefern Glasperlenspiel eine Nummer auf dem Album, die auf jeden Fall Potential zur Single hat und absolut Radio tauglich ist. Ein interessanter Sound, der im Ohr bleibt. Trotz neuen musikalischen Einflüssen, ist das Album dennoch noch immer klar erkennbar Glasperlenspiel. Poppig, mit ein wenig Elektro, das ist der gewohnte Klang des Duos.
„Paris“: Las Vegas als Metapher für den Videodreh und als mögliche Hochzeitslocation?
Musikalisch beschränken sich Daniel und Carolin aber nicht mehr länger nur auf Deutschland, gerade die USA mit ihren zahlreichen Künstlern und der musikalischen Vielfalt hat es ihnen angetan: „Wir waren noch nie in den Staaten, sind jetzt einmal nach New York und einmal nach Los Angeles gefahren, um zu schauen wie dort Musik gemacht wird und wie sie dort wahrgenommen wird. Also wir lassen uns da insgesamt gerne inspirieren.“ Auch für den Videodreh zur ersten Single „Paris“ ging es ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten und nicht etwa, was naheliegend wäre, nach Europa, um tatsächlich in Paris zu drehen. „Das ist das, was wir mit dem Video aussagen wollen. Paris steht übergeordnet als Metapher und jeder kann sich seine eigene Stadt der Liebe erschaffen. Wir wollten das aber ein bisschen subtiler machen und sind nach Las Vegas geflogen. Was in diesem Video gut verpackt ist, sind die kleinen Anekdoten, in denen man Paris wiederfindet“, so Carolin.
Als die beiden kurz vor der Abreise auf Facebook ihren Fans mitteilten, dass sie auf dem Weg nach Las Vegas sind und noch nicht verrieten warum, ging es natürlich direkt mit Spekulationen los: Planen Carolin und Daniel, die auch privat ein Paar sind, etwa ihre Hochzeit in Las Vegas? Doch die Fans haben sich zu früh gefreut: „Momentan nicht. In zehn Jahren reicht auch noch, aber es wäre eigentlich eine lustige Idee gewesen“, erklärt uns die 24-Jährige Carolin. Und Daniel fügt lachend hinzu: „Wir sind an einer Kapelle vorbeigelaufen, wo man in einem Darth Vader und Yoda-Kostüm heiraten konnte. Und wir haben uns gefragt, ob es wirklich Leute gibt, die das machen. Es wäre auf jeden Fall eine witzige Option gewesen.“
Auf Tour mit der Schlagerqueen: „Von Helene Fischer können wir noch viel lernen“
Jetzt steht für beide aber erstmal ein ganz anderes großes Ereignis an: Seit vergangenem Dienstag sind sie auf großer Stadion-Tournee mit Helene Fischer. Als Support-Act dürfen sie die erfolgreiche Schlagersängerin begleiten. Eine große Ehre für Glasperlenspiel: „Helene Fischer an sich ist ja so unglaublich professionell und ich glaube, man kann von ihr auch noch sehr viel lernen. Das war auf jeden Fall etwas, was wir auf unserer Liste mal abhaken wollten, eine Stadion-Tour zu machen. Wir freuen uns da unglaublich drauf und wir sind auch dankbar, dass wir da ein Teil des Ganzen sein dürfen.“
Nach dem Durchbruch 2011: im August zum zweiten Mal beim „Bundesvision Song Contest“
Bevor es ab Herbst auf eigene Tour durch Deutschland geht, steht außerdem auch noch ein wichtiger TV-Termin an, bei dem Glasperlenspiel mit und für ihre Heimat Baden-Württemberg antreten: Zum zweiten Mal werden sie, nach ihrem Durchbruch durch die Sendung 2011, im August beim „Bundesvision Song Contest“ dabei sein. „Ich finde einfach das Konzept dieses Wettbewerbes unglaublich gut. In Deutschland hast du sonst keine Plattform mehr im Fernsehen, als Band live spielen zu können. Ich finde es gut von Stefan Raab, dass er da eine Musikveranstaltung im Fernsehen macht, wo man noch eine Fläche hat für Musik in Deutschland.“ Wer Glasperlenspiel und die Songs ihres neuen Albums „Tag X“ also leider nicht bei der ausverkauften Tour von Helene Fischer erleben kann, kann sich Karten für den Musikwettbewerb im August in Bremen sichern oder das Duo während der eigenen Tour ab Herbst miterleben.