„Als Mann muss man manchmal ein Arschloch sein“
Seit mehr als vier Jahrzehnten zählt Frank Zander zu einem der ganz großen im Musikgeschäft. Am Freitag erschien sein neues Album „Immer noch der Alte“ – mit uns sprach der humorvolle Sänger über seine Platte und die vielen Frauen in seinem Leben…
„Verrückt, manchmal sentimental, sehr sozial und eben immer auf etwas Neues aus“ – so beschreibt Frank Zander seine neue CD „Immer noch der Alte“, die seit Freitag erhältlich ist. Seine Fans dürfen sich „auf den Alten, auf immer noch den Alten“ freuen. Das bedeutet 14 verrückte, schwarzhumorige und gefühlvolle Songs. Mit uns sprach der 73-Jährige über sein neues Baby – aber auch Frauengeschichten und Herzensangelegenheiten wie die Weihnachtsfeier für Obdachlose und Bedürftige kamen zur Sprache.
„Ich bleibe, wie ich bin“
Ein paar Alben hat der gebürtige Berliner bereits veröffentlicht, seit dem 27.11. steht seine neue Scheibe „Immer noch der Alte“ in den Läden. „Ich denke mal, es ist schon ein geiles Album. Ich will nicht sagen, dass es mein Bestes ist, sondern es ist etwas Neues“, so Frank Zander über seine neue Platte. „Von tanzbar bis zu sehr schwarzem Humor“ ist alles mit dabei. Der heftigste Song auf dem Album ist nach Auffassung des Künstlers, der in den letzten Jahrzehnten durch seine Songs große Aufmerksamkeit erregte, wohl „Der Juror“: „Der ist, glaube ich, gar nicht abspielbar in einer normalen Sendung. Er wird einigen nicht so schmecken, aber es war immer mein Ding, dass ich nach vorne presche. Ich versuche immer, einen Schritt voraus zu gehen. Ich habe nie Angst, dass ich zu weit gehe.“
Inspiration für seine Songs holt sich der Sänger in Kneipen. Hier entstanden schon Hits wie „Hier kommt Kurt“ und „Ich trink auf Dein Wohl, Marie“: „Ich beobachte Leute, meistens in den Ecken. Ich fühle mich dort wohl. Leute zu beobachten und zu speichern, das ist wie ein Skizzenblock. Wenn Menschen etwas getrunken haben, dann verändern sie sich.“
Mit dem neuen Album ist sich der Sänger treu geblieben, dennoch würde er sagen, in den letzten Jahren mit der Zeit gegangen zu sein. Besonders populär in den Charts sind seit einigen Jahren Remix-Versionen von DJs. Eine Musikrichtung, der Frank Zander nicht viel abgewinnen kann: „Es gibt neue Dinge, die dann aber auch wieder alt sind. Wenn ich Sachen höre, bei denen ich mir denke, das kann ich mit meinem kleinen Computer auch herstellen. Felix Jaehn zum Beispiel. Es ist ok, das ist wunderbar, aber es ist nichts, wo man sagt ‚Das ist ja irre‘. Das ist eine Strömung.“
„Immer noch der Alte“ ist nicht nur als CD, sondern auch als Vinyl-Platte erhältlich. In einer Zeit, in der das Streaming vorherrscht, war dies Frank Zander sehr wichtig: „Streaming ist für mich von Apple gesteuert. Das ist toll, jeder kann überall alles hören, aber man hat nichts in der Hand. Vielleicht ist das wieder eine gewisse Form der Zukunft. Sogar große Firmen haben jetzt eine Schallplattenabteilung. Man möchte etwas in der Hand haben. Wie ein Bier. Könnt Ihr aus dem Internet ein Bier ziehen? Das geht noch nicht. So eine Vinyl hat etwas ganz Besonderes, man hat etwas zum Zeigen. Und da machen wir 1.000 Stück. Ob sie verkauft werden, weiß ich nicht. Mein Sohn hat schon wieder Sorgenfalten, aber ich übernehme das, weil ich das so will.“
Frank Zanders Frauengeschichten
„Ich glaube, es gibt an die 18 Namen, die ich besungen habe“, so der Sänger. Susi, Marie und Erna sind nur drei der Damen, die Aufmerksamkeit in seinen Songs fanden. Auf dem neuen Album widmet er sich „Angelina“, „Laura“ und „Miranda“. Privat gibt es für Frank Zander seit über 40 Jahren jedoch nur die eine – seine Evy: „Ich bin seit 47 Jahren verheiratet und das muss man erst einmal nachmachen. Das ist schon ein Denkmal. Es tut mir sehr gut, weil ich weiß, ich würde abdriften. Es ist gut, wie es ist, man passt auf mich auf. Aber wie gesagt, ich bin ein Straßenköter und der hat schon mal ab und zu kleine Winkel im Zaun und dann kommt er wieder zurück, leicht verschmuddelt, übel riechend, aber er ist wieder Zuhause.“ (lacht)
Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen hat sich der Sänger nicht nach einer Jüngeren umgesehen, um auf dem Roten Teppich oder in Berichterstattungen Eindruck zu schinden. Hierzu vertritt der Sänger auch eine klare Meinung: „Wenn ich an andere Kollegen denke, die sagen ‚Das ist Ute und wir verstehen uns auch viel besser…‘ Ach komm, ich bin Mann genug, der kann mir erzählen im Himmel ist Jahrmarkt, ich weiß, wovon er spricht. Es ist natürlich auch eine Preisfrage, das heißt ein Kind mit der ersten, zwei Kinder mit der zweiten und irgendwann ackern die armen Kollegen dann nur noch für die Familie, so ist das nun einmal. Es ist zwar schön auf dem Roten Teppich mit einer Ballett-Tänzerin zu laufen, aber es ist ein bisschen wie Dekoration. Bei einigen Kollegen ist das so und die tun mir leid, weil sie so viele Alimente zahlen müssen.“
Das Geheimnis einer gut funktionieren Ehe liegt laut Frank Zander darin: „ Das Durcheinander. Ich glaube, das gehört dazu. Als Mann muss man manchmal auch, Entschuldigung, ein Arschloch sein und das dann auch wieder gut machen. Es gibt nichts Schlimmeres als langweilig. Ich habe so junge hübsche Töchter gehört, die sagten ‚Der ist zu nett!‘ und ich fragte mich, ob das ein Schimpfwort ist? Was ist los Mädels? Zu nett heißt, er könnte auch mal aus der Haut fahren und sagen ‚Ne, heute will ich nicht, komm verzieh Dich‘. Man sagt immer ‚Diese blöden Machos‘. Ist einer aber wirklich nett, dann ist er zu nett. Was wollt Ihr eigentlich?“ Man muss auch mal sagen ‚Komm jetzt habe ich die Schnauze voll von dir und wie du aussiehst!‘ und dann fliegen paar Dinge durch die Luft und dann versöhnt man sich.“
Jährliche Herzensangelegenheit
Seit über zwanzig Jahren steht Frank Zander nicht nur für seine Fans auf der Bühne, sondern nutzt seine Bekanntheit auch, um die Ärmsten der Armen zu unterstützen. Am 21.12. findet in diesem Jahr die 21. Weihnachtsfeier für Obdachlose und Bedürftige statt. Eine Veranstaltung, die mittlerweile ein jährliches Muss ist und dem Sänger und seiner Familie sehr viel bedeutet: „Die Zeitungen sind dann voller Berichte. Ich denke mal, wenn das Fest Helenchen, Fräulein Fischer, machen würde, dann würde es in den Himmel geschrieben werden. Auf russischen, französischen und italienischen Sendern wird dann über uns berichtet und übersetzt. Mehr können wir nicht machen, da müssen wir wirklich noch zehn Jahre arbeiten, bis das wirklich groß in der Zeitung steht.“
Auf seinem aktuellen Album „Immer noch der Alte“ thematisiert Frank Zander in dem Song „Nichts ist mehr so wie es war“ den Absturz eines jungen Mannes. Tausende unterschiedliche Geschichten von tausenden unterschiedlichen Menschen hat er bei seinen Weihnachtsfeiern gehört und wurde letztendlich zu dem Song inspiriert: „Das ist die Geschichte eines Mannes ist, der abstürzt. Das passiert hundertfach. Ihr wisst ja selber, gerade in München, ist es so Schickimicki, da muss man fit sein, alles kennen, schick sein, gut riechen, gut Kohle haben und ein schönes Auto haben. Ich will wirklich nicht mobben, das haben wir ja in jeder Stadt. Aber wie schnell man entgleiten kann, sich hoch verschuldet oder irgendwas schief läuft. Dann kommt eine Krankheit dazu und die Familie ist weg. Dann kommen Alkohol und das Selbstmitleid. Dann fliegt man aus der Wohnung raus und du schaffst es einfach nicht mehr, weil alles gegen dich ist. Krankheiten kommen dazu, du schläfst auf der Bank, versuchst dich noch zu rasieren, aber es funktioniert einfach nicht mehr wirklich. Genau dann bist du weggerutscht und dann hast du es verdammt schwer.“
Rundum zufrieden
In seinem Song „Immer noch der Alte“ gibt es die Textzeile „Wenn ich an andere denke, dann denke ich oft daran, geht’s mir doch verdammt nochmal gut“. Und das meint Frank Zander wortwörtlich, denn er ist zufrieden mit dem, was er hat: „Ich gehe nicht wie jemand, der mit ‚Dieter‘ anfängt und mit ‚ohlen‘ aufhört, alle paar Stunden zur Bank und schaue, was der Kontostand sagt. Das bin ich nicht. Ich freue mich, wenn ich am Leben bin und wenn ich noch Dinge sehe, die andere nicht sehen. Wenn ich noch fühlen, spielen und um die Häuser ziehen kann.“
Stimmt für Frank Zander als „Künstler des Jahres 2015“!
Am 4. Februar 2016 feiert der Sänger seinen 74. Geburtstag. Kein Grund für ihn, den Kopf in den Sand zu stecken, immerhin gehört älter werden zum Leben dazu – und Frank Zander hat noch viele Ziele im Leben: „Man denkt ja immer, wenn man jung ist, das geht nie vorbei. Es ist aber so, man verdrängt das oft, aber das ist auch richtig so, nicht ewig ans Altwerden zu denken. Ich kann das wirklich verdrängen, weil ich noch einigermaßen fit im Kopf bin und es gibt noch so viel zu tun. Ich habe noch viele Dinge vor!“
Frank Zander ist immer noch der Alte
Für Frank Zander ist noch lange nicht Schluss. Warum auch, er ist ja schließlich „Immer noch der Alte“. So heißt zumindest sein neues Album, das ab morgen erhältlich ist. Wie gewohnt mischt er darauf humorvolle und nachdenklichere Stücke.
Frank Zander: Obdachlose rühren ihn zu Tränen
Seit mehreren Jahrzehnten steht der Name Frank Zander nicht nur für Musik mit Augenzwinkern, sondern auch für ganz viel Menschlichkeit. Zum 21. Mal findet 2015 die Weihnachtsfeier für Obdachlose & Bedürftige statt – eine große Herzensangelegenheit...