Eva Kaufmann gibt ihr Schicksal zuweilen gerne in die Hände anderer. Das Leben ist für sie nicht eine einzige Suche, sondern einfach die Chance, von anderen gefunden zu werden. Eva Kaufmann ließ sich finden. Lange Jahre sang sie, um singen, nicht um auf einer großen Bühne zu stehen. Der Zufall brachte sie ins Studio. Im Schlagerplanet-Interview hat Eva Kaufmann über ihren berühmten Vater Günther Kaufmann, ihr aktuelles Album „Illusionen“ und von der Findung ihrer selbst gesprochen.
Suchen und finden sind zwei prägnante Schlagworte für Eva Kaufmanns Weg in die Musik. „Ich glaube, wenn man etwas wirklich will, kann man eine ganze Menge erreichen. Ich habe immer an mir gearbeitet und mich auch im Internet auf die Suche gemacht, wer in diesem Genre tätig ist.“ Doch letztendlich eilte der Zufall der Sängerin in die Arme. „Ich habe ja in einem Autohaus an einer Kaffeebar gearbeitet, die ich geleitet habe. Dort gab es hin und wieder auch Events am Abend. Aus Spaß sollte ich einen Soundcheck machen, weil der Sänger der Band noch gefehlt hat.“ Alfons Weindorf, der schon mit Semino Rossi und Patrick Lindner zusammengearbeitet hat, war mit seinem Auto für einen Service vor Ort und lud die Sängerin prompt ins Studio ein. Im Februar erschien das Album, an dem er federführend tätig war.
Eine Widmung an den toten Vater
Eva Kaufmann ist die Tochter von Günther Kaufmann, ein großer Name der Filmbranche. Im Mai 2012 musste sich Eva Kaufmann von ihrem Vater verabschieden, auf offener Straße war er zusammengebrochen. Erst kurz vor seinem Tod hörte er die Gesangsstimme seiner Tochter. „Er war sehr überrascht, dass ich so singe, weil er das auch nicht wusste.“ Es war der Künstlerin wichtig, ihren eigenen Weg zu finden und nicht in die großen Fußstapfen ihres Vaters zu treten. „Ich glaube, man kann nicht in die Fußstapfen von jemandem treten. Man muss seine eigenen Spuren schaffen und auch finden. Mein Vater ist seinen Weg gegangen im Film und ich meinen Weg mit der Musik, ganz alleine, worauf ich stolz bin.“
Der Titel „Ich wünsche Dir das Beste“ findet sich auf ihrer CD – als Widmung an den verstorbenen Vater. „Wir haben dann gemeinsam entschieden, die Plattenfirma und ich, dass wir dieses Lied meinem Vater widmen, auch weil es in diesem Lied um Abschied nehmen geht.“ Auch andere Stationen ihres Lebenswegs greift die Münchnerin auf ihrer CD auf. „Mein Album ‚Illusionen‘ umfasst Abschnitte meines Lebens. Ich musste mich ziemlich öffnen, was ich sehr gerne gemacht habe für den Komponisten und die Personen, die die Texte geschrieben haben.“ Das Leitthema ihres Albums bilden Illusionen. „Das ist ein Gesamtbegriff für alle Lieder, die auf dem Album sind. ‚Illusionen‘ begleiten uns immer, denn man kann nicht Hellsehen und wenn man die rosarote Brille aufhat, dann sieht man eben nicht klar.“
Ein Taschenradio war der Anfang
Eva Kaufmann möchte jedoch klar sehen und ihren Einstand als Musikerin bewusst erleben. „Ich finde es einfach nur wunderbar, dass ich das Erlebte hinaussingen kann und vielleicht den einen oder anderen damit anspreche.“ Mit der Liebe zur Musik, zur deutschsprachigen Musik und Künstlern wie Marlene Dietrich und Roy Black wuchs die Münchnerin auf. „Seitdem ich denken kann, begleitet mich die Musik. Und ich habe mir, als ich etwa 10 Jahre alt war, ein Taschenradio gewünscht mit Batterie und Antenne zum Ausziehen, damit ich immer und überall Musik hören kann.“
Ihre Suche nach sich selbst führte sie zur Musik. „Ich bin froh, dass ich meinen Weg gefunden habe“, sagt sie heute. „Tränen, die wir nicht weinen, machen uns krank“, meint Eva Kaufmann schließlich, die mit ihrer 17-jährigen Hündin Zwetschge in den Bergen gerne Kraft tankt. Sie ist bereit, sich zu öffnen, Gefühle zuzulassen. Wer sich davon überzeugen möchte, kann sich auf ihrem Debütalbum „Illusionen“ in ihrer Stimme verlieren.