Seit nun fast 20 Jahren gibt es die Seer und dank ihnen zahlreiche Platten, die es nicht nur in den österreichischen Charts bis an die Spitze schafften. Am 27. März 2015 kam ein neues hinzu: „Fesch“ lautet der Titel. Sabine Holzinger, eine der beiden Sängerinnen der Band, stattete SchlagerPlanet einen Redaktionsbesuch zum Interview ab und erklärte, was hinter dem Namen der Platte und dem Erfolg der Band steckt.
„Fesch“ – eine fesche Platte?
„Es ist ganz interessant, wie verschieden das Wort ausgesprochen wird“, sinniert Sabine Holzinger zu Beginn des Interviews zum neuen Seer-Album „Fesch“. In Österreich heißt es „Fääsch“, in Deutschland würde es eher „Fesch“ ausgesprochen werden. Wichtig sei aber, dass das Wort in Österreich, im Heimatland der Seer, für ein positives Lebensgefühl steht: „ein fesches Mädchen, ein fescher Bursche, fesche Musik… und dieses Lebensgefühl ist das, was auf dieser CD zu finden ist.“
Ohne einen gäbe es dieses Album und seine zahlreichen Vorgänger jedoch nicht. Dieser Mann hat Sabine Holzinger schon immer berührt, ihr imponiert und sie schon immer mit großer Dankbarkeit erfüllt: „Unser Fred, der unermüdlich die Texte schreibt und Lieder komponiert, sonst hätte es niemals so viele CDs von uns gegeben. Das Tolle, was mich so fasziniert, ist diese Vielseitigkeit, die diese CDs so abwechslungsreich machen. Immer wenn man glaubt, den roten Faden gefunden zu haben, ist das nächste Lied schon wieder eine Überraschung.“
Das ist es letztlich auch, was Seer-Alben und vermutlich auch das neueste Album so erfolgreich machen: „Wir bedienen uns bei sämtlichen Musikgenres. Also vielseitiger geht es nicht. Wir sind alle sehr, sehr stolz. Der Erfolg hat schon etwas damit zu tun, dass wir uns nicht in eine Schublade stecken lassen.“
Klassischer Klassiker
Auch auf der neuen Platte enthalten ist der Seer-Klassiker „Wilds Wossa“, aber in einer neuen Version – ein Lied, das der Band und vor allem Alfred Jaklitsch sehr am Herzen liegt: „Ja, ein Klassiker in der Klassik-Version. Das Lied wird ja nächstes Jahr volljährig, also 18 Jahre alt, das hat der Fred damals geschrieben für seinen Sohn, der eben nächstes Jahr volljährig wird. Das waren seine Gedanken, seine Gefühle, wie er aus dem Kreißsaal nach der Geburt seines Sohnes raus ist. Ein anderer geht eben in die nächste Kneipe und feiert drauflos, Fred schrieb diesen Hit.“
„Ich glaube, wenn man die Geschichte weiß, warum er das Lied geschrieben hat, berührt einen das noch viel mehr. Eine größere Freude als ein neugeborenes Kind kann man eigentlich nicht schenken“, bemerkt Sabine Holzinger. Der Erfolg des Hits war jedoch beim Produzieren vor 18 Jahren noch niemandem klar, einen besonderen Platz hat der Klassiker aber nicht nur in den Herzen der Fans: „Wir haben es damals aufgenommen und für mich hat es schon immer eine besondere Magie gehabt. Dieses Lied hat uns schon so weit getragen und deshalb haben wir uns gedacht, auch dieses Lied hat sich verdient, in einer besonderen Verpackung dargeboten zu werden und eigentlich muss ich sagen, jeder Künstler wünscht sich, dass seine Hits mal in klassischer Version beziehungsweise in einer Pop-meets-Classic-Version interpretiert werden. Rod Stewart, Robbie Williams... jeder hat es probiert und das Tolle ist, dass wir das jetzt auch machen. Es klingt wunderschön und es bietet sich ja auch sehr gut an.“
Ein weiteres Geheimnis der Band ist es, „die Musik und die Menschen und die Emotionen einfach zu verbinden. Wir wollen das in einen Guss bringen und das ist schön, wenn uns das mit der neuen CD wieder gelingt.“
Besonderes Schmankerl – Sprechgesang
Bereits auf der ersten Seer-CD versuchte sich Alfred Jaklitsch am Sprechgesang – „Sido hätte die größte Freude mit ihm gehabt“, meint Sabine Holzinger vergnügt. Schon damals sei es ihm leicht von der Hand gegangen, erinnert sich die Sängerin. Auf dem aktuellen Album übt sich der Frontmann der Band im Lied „Kimm guat hoam“ erneut am Rap. „Das ist also wieder so ein Stilbruch, mit dem sich aber für uns auch wieder der Kreis schließt,“ beschreibt Sabine Holzinger. „Um diese Botschaft zu übermitteln, ist das der perfekte Weg, sie rüberzubringen. Zu sprechen, zu rappen, oder wie auch immer. Das berührt mich dann einfach noch mehr. Fred ist da immer für eine Überraschung gut.“
Die Stilbrüche sind nicht erst seit „Fesch“ tragendes Element der Seer-Musik. „Das hat sich von CD zu CD entwickelt. Es ist natürlich klar, dass jeder Musiker, auch Astrid, aus einem musikalischen Gebiet gekommen ist, bevor wir uns zusammengetan haben. Es hatte jeder schon eine Vorgeschichte und das Tolle ist jetzt, dass dieses Multi-Kulti sich in der Seer-Musik wiederspiegelt.“
Auf dieser Basis sei es toll, sich musikalisch so ausleben zu können. „Ich kann meinen Country singen mit Banjo und Jürgen macht ein Solo. Man sieht einfach wieder, es ist alles möglich in der Musik. Man sollte viel experimenteller sein. Bei uns ist es immer so eine Gratwanderung, aber unterm Strich sagt jeder, der sich die CD mit nach Hause holt: ‚Das sind meine Seer‘ und fühlt sich in unserer Musik zuhause.“
Wenn überhaupt ein musikalischer roter Faden bei den Seern gefunden werden kann, dann ist es wohl genau dies: „Wir würden auch nie extrem in eine andere Richtung marschieren, sondern in unserer Identität bleiben. Und die besagt, dass jeder das verkörpern darf oder kann, was er am besten kann. Und das ist dann ein schönes Miteinander.“
Musik für die Fans
Ein Punkt ist Sabine Holzinger besonders wichtig und sicherlich auch ein Grund für den großen Erfolg der Band über 20 Jahre hinweg: „Wir wurden schon oft gefragt, wie wir unsere Musik beschreiben würden und wir haben gesagt, es ist nicht Volksmusik, es ist auch nicht nur Schlager, es ist einfach diese Freude am Musizieren, die im Vordergrund gestanden hat. Das miteinander Musik machen FÜR die Leute, ist einfach das, was unsere Identität ausmacht. Da ist unser Fred einfach immer stur gewesen und diese Sturheit hat ja bewiesen, dass es funktioniert.“
Wenn Alfred Jaklitsch Lieder schreibt, dann macht er sich nie den Druck, dass ein Lied in eine besondere Richtung gehen muss, eben gerade weil das Konzept der Band auf Vielseitigkeit beruht. „Er hat sich immer Luft gelassen für sich und für seine Ideen. Das ganze Jahr lang sammelt er Ideen und Texte. Man hat nie das Gefühl ‚Puh, was soll da noch kommen?‘. Das habe ich mir die ersten sechs oder sieben CDs gedacht, aber das ist schon lange vorbei. Ich weiß, dass es wieder eine CD geben wird, die wieder sensationell sein wird. Dieses ewige nach vorne schauen, was wir schon immer gemacht haben, ist glaube ich der richtige Weg. Nächstes Jahr gibt es uns 20 Jahre und wir hatten immer Spaß. Und wir haben immer diese Flamme, die lodert, weil wir es immer wissen wollen.“
Die Seer live in Deutschland und der Welt
Für ihre Tour legen sich die Seer auch in diesem Jahr ins Zeug: „Die Autos werden da sehr strapaziert, weil wir noch nie so viele Kilometer gefahren sind. Natürlich haben wir uns für das deutsche Publikum einerseits gesagt, ohne unsere Hits werden wir nicht auf die Bühne gehen. Es gibt kein Seer-Konzert ohne ‚Junischnee‘ oder ‚Wilds Wossa‘. Aber den Bogen, den wir über das Programm spannen, der wird natürlich sehr lustig, weil wir gesagt haben, wir können auch in die Vollen greifen. Es ist auf der einen Seite ein Kennenlernen, auf der anderen wissen wir, es gibt uns schon 20 Jahre. Das Programm wird also sehr bunt, frisch und einfach genial!“
Das bevorstehende Jubiläum hat die Band zwar bereits jetzt schon im Kopf, jedoch gilt es, einen Schritt nach dem anderen zu tun. „Bei einer Deutschland-Tour denken wir noch nicht weiter, weil das für uns ein sehr wichtiger Schritt ist, wo wir uns wirklich drauf konzentrieren. Da müssen wir uns nicht jetzt schon den Kopf zerbrechen, was wir nächstes Jahr machen. Es wird natürlich bombastisch, sag ich mal. Ich will nicht zu viel versprechen, aber wenn man auf die letzten 15 Jahre zurückblickt, war immer eine Steigerung da. Wir haben jedes Jahr gesagt, da geht nix mehr drüber und das Jahr drauf war wieder was, wo wir gesagt haben ‚woah, aber JETZT ist wirklich die Grenze erreicht‘.“
Das „Seer Open Air“ am Grundlsee findet in diesem Jahr zwar nicht statt, jedoch freut sich Sabine Holzinger schon heute auf das kommende Jahr und ein Wiedersehen mit alten Bekannten, denn die gibt es auf jedem Konzert im Publikum. „Es gibt so viele liebe Menschen, die ihren Urlaub nach den Seern richten. Die wissen, wo wir auftreten und reisen mit uns quasi von Ort zu Ort. Da kann man nur sagen ‚Danke! Schön dass es euch gibt‘.“
Das Seer Open Air ist immer „ein großes Familientreffen“ und, dass die Fans einen ganz besonderen Platz im Herzen der Seer haben, sieht man allein an einer Sache: „Wir geben auch nach jedem Konzert Autogrammstunden und wenn das mal eine Stunde dauert, dann nehmen wir uns diese Zeit. Man kann nicht genug danke sagen, dass man so eine treue Fangemeinde hat. Es ist ein wunderbares Miteinander und Fred hat mal so schön gesagt: ‚Es sind einfach Menschen, die unsere Musik mögen und das ist eine große Familie‘.“