Die Dorfrocker: „Jeder kann interpretieren, was er will“
Drei Jungs aus Bamberg, zahllose freche Sprüche und ein Augenzwinkern – die Dorfrocker scheuen sich nicht, mit ihrer Musik Kontroversen aufzuweisen. Doch letztlich liegt alles im Auge des Betrachters…
Es ist gar nicht so leicht mit Tobias, Markus und Philipp ein Interview zu machen, bei dem man sich zum Schluss nicht die Frage stellt: Haben sie das wirklich gerade gesagt? Denn die drei Jungs aus Bamberg, welche zusammen einfach nur die Dorfrocker sind, lieben es, mit der Zweideutigkeit zu spielen. Am 17. April erschien ihr aktuelles Album „Holz“ und was die Jungs zu diesem neuen Werk zu berichten haben, lest Ihr hier.
„Der Begriff ‚Holz‘ passt zu uns, weil er rustikal ist, bodenständig und kernig – ja, das passt zu den Songs und zu uns und deswegen haben wir uns dafür entschieden“, erklärt Tobias den kurzen und einprägsamen Titel des Albums. Er sei im Übrigen auch „gar nicht zweideutig“, wie Markus einwirft und damit ist die Arena des frivolen Augenzwinkerns eröffnet.
Musikalisch, so sagen die Jungs, haben sie sich mit der neuen Platte schon ein wenig verändert: „Wir haben viele Facetten auf dem Album, wahrscheinlich mehr als auf dem letzten, also musikalische Facetten. Wir haben, zum Beispiel einem richtigen Rock-Song, eine Grill-Hymne – ‚Das Fleisch ist heiß‘ heißt der Titel. Es gibt einen Reggae-Song, es gibt ruhigere Songs… Das Album hat eine ganz große Bandbreite.“
Zwei machen‘s alleine
Noch eine Veränderung gibt es: Bisher war immer nur Tobias derjenige, der vorrangig das Mikro schwang. Nun gesellen sich auch Philipp und Markus mit jeweils einem Solotitel zu den Leadsängern. Markus zum Beispiel ist, auch wenn man es vielleicht nicht zu glauben vermag, kürzlich Papa geworden. Sein eigener Song „Mein Held“ dreht sich eben um den frischen Nachwuchs. „Wäre auch irgendwie komisch, wenn der Tobias dann über meinen Sohn singen würde“, sinniert Markus.
Philipp hingegen war bei der Zusage zu einer Solonummer zunächst einem Irrtum unterlegen: „Das Lied heißt ‚Desperado‘, es ist auch eine Ballade. Mir wurde zwar damals gesagt, es heißt ‚Desperados‘, wie das Bier, deswegen habe ich auch gleich zugesagt, dass ich das Lied singe. Aber hinterher hat sich herausgestellt, es heißt ‚Desperado‘. Und da konnte ich jetzt auch nicht mehr zurückziehen und hab es dann trotzdem gesungen.“
Ob es in Zukunft noch weitere Solonummern der beiden geben wird, beantworten die Jungs bekannt ironisch: „Das kommt drauf an. Also wir werden in den Boxring steigen und der, der dann am Ende überlebt, der wird dann weiter singen.“
Von Glockenspielen und heißem Fleisch
Ein Blick in die Videos der Dorfrocker verrät: So ganz brav sind sie nicht. Doch letztlich liegt auch das im Auge des Betrachters. So weist Markus, als es um das Video zu „Die Glöcknerin von Dingolfing“ geht, indem eine Dame ihr Dekolleté aufreizend in die Kamera hält, darauf hin: „Ein Glockenspiel ist ein schönes Instrument, wir haben schon in der musikalischen Früherziehung Glockenspiel gespielt. Mit fünf Jahren, mit der roten Tasche, sind wir nach Bamberg und da haben wir angefangen hier die C, D, E, F, G zu spielen…“
Wohlwissend der Zweideutigkeit fügt er aber hinzu: „Was sich jeder so dazu denkt, ist ja Sache jedes Einzelnen.“ Es läge letztlich an jedem selbst, wenn er einen nicht jugendfreien Gedanken beim Betrachten der Dorfrocker Videos hege. „Das ist richtig. Das ist ja das Schöne an der Musik. Jeder kann das interpretieren was er will“, meint Tobias.
Ähnlich verhält es sich auch mit ihrer Auffassung der Rollenverteilung zwischen Mann du Frau. In ihrem Video zu „Das Fleisch ist heiß“ grillt eine knapp bekleidete Dame am heißen Grill Steaks. Im Titel selbst heißt es sinngemäß, die Frau macht den Salat, während die Männer grillen und Bier trinken. Dieses klischeehafte Verständnis der Rollenverteilung wollte das Trio aber eigentlich nicht aufwerfen: „Deswegen haben wir uns im Video ja auch dabei Gedanken gemacht, dass da eben die Frau auch am Grill steht.“
Gleichberechtigung sei durchaus erwünscht, jedoch kann eben nicht jeder Mann – und dabei schließen sich die Dorfrocker mit ein – kochen. „Jeder macht was er gut kann. Wir haben es aufgrund der Erfahrungswerte bisher so kennengelernt, dass halt wir, was das Kulinarische betrifft, einfach nicht gut genug sind und da müssen wir einfach um Vergebung bitten bei der Damenwelt, dass wir das einfach nicht können. Ich meine, wir versuchen unser Bestes und irgendwann wird es vielleicht klappen, aber solange es nicht klappt…“ lassen sie sich auch gerne bekochen.
Die Anwärter-Band
Dass es sich zu den Liedern der Dorfrocker gut feiern lässt, zeigt nicht zuletzt der Titel „Hosenträger Horst“, der als klarer Wiesn-Hit-Anwärter für die diesjährige Saison gehandelt wird. Doch die Band sieht in all ihren Songs das Potenzial, auf dem größten Volksfest Europas gespielt zu werden. „Wir haben nur Anwärter auf Wiesn-Hits! Nur heiße Kandidaten! Es gibt auch den Titel ‚Blasmusik‘ zum Beispiel.“ Und weil das so ist, bezeichnen sich die drei spontan einfach als „Anwärter-Band“. Auf das diesjährige Oktoberfest werden sie aber dennoch maximal für eine Maß vorbeikommen, denn die Dorfrocker sind so viel live unterwegs, dass es der Zeitplan einfach nicht hergibt.
Auftritte im „Musikantenstadl“
Zu ihren Terminen zählt auch immer wieder der „Musikantenstadl“. Bei der diesjährigen Tour der Fernsehsendung waren sie bei allen Konzerten dabei. Dabei benutzen sie das Format nach eigenen Aussagen aber nicht als Sprungbrett – „Wir haben uns als kleine Kinder schon den Musikantenstadl angeschaut und waren da schon Fans.“ Veranstaltungen wie „Rock am Ring“ würden sie aber dennoch nicht ablehnen: „Wenn wir zu ‚Rock am Ring‘ eingeladen werden würden, dann würden wir auf jeden Fall auch kommen. Also wer unseren neuen Titel ‚Das Fleisch ist heiß‘ hört – der passt da ja auch hin.“
Perfekt für die Grillsaison!
Zum Dorfrocker Hit „Das Fleisch ist heiß“ gesellt sich auch eine Special Edition des Albums „Holz“, die jedem Grillmeister das Herz höher schlagen lassen wird. Markus jedenfalls ist überzeugt von der Fan-Edition und beschreibt sie mit den Worten: Sie ist „sensationell, vor allen Dingen, weil sie limitiert ist. Da ist drinnen: Die CD, dann sind Bierdeckel drin. Der Hintergrund ist: Wir stammen aus DER Bierregion Deutschlands. Unsere Stadt Bamberg hat neun Brauereien, wir selbst brauen ein Dorfbier. Jedes Jahr im August zu unserem ‚Dorfrocker Open-Air‘ – wer kommen will, darf kommen am 1. August – gibt es Dorfbier und passend dazu sind in der limitierten Fanbox die Bierdeckel drin. Dann gibt es Fotos vom Philipp, vom Tobias und von mir. Es gibt ein Poster und der absolut obergeile, Affenhammer schlechthin ist diese Grillschürze. Genau. Also, wenn man die dann anzieht, dann…“
…ja, dann läuft‘s am Grill und das ist auf gar keinen Fall zweideutig!