Für Christian Lais haben Zahlen mehr als eine Ordnungsfunktion. Für den abergläubischen 51-Jährigen bedeuten sie Glück und Unglück zugleich, Gefühle, die der Sänger in seinem Leben in den farbenfrohsten und tiefschwärzesten Facetten kennenlernen durfte. In seinem verflixten siebten Schlager-Jahr veröffentlicht der Sänger nun sein Album „7“. SchlagerPlanet hat mit dem Sänger über seine schicksalhafte Vergangenheit und den Weg damit umzugehen gesprochen.
Am Ende seiner Suche
Seinen Vater lernte Christian Lais nie kennen. Nie sollte dieser erfahren, dass sein Sohn mittlerweile Schlagersänger, Duettpartner von Ute Freudenberg und Sympathieträger ist. Über Jahre hinweg suchte er seinen Vater, doch nun ist die einzige Botschaft, die er ihm übermitteln kann eine letzte musikalische Würdigung. „Ich habe meinem Texter meine Lebensgeschichte erzählt, wie ich meinen Vater vor vielen Jahren gesucht habe und immer wieder versucht habe, Kontakt mit ihm aufzunehmen. Aber leider ist es nicht geglückt und mittlerweile ist er ja verstorben vor vielen Jahren.“ Daraus entstand die traurige, wenn auch hoffnungsvolle Ballade „Am Ende meiner Suche“. „Es war für mich nicht direkt schmerzhaft, aber dennoch sehr emotional, als ich den Titel im Studio eingesungen habe.“
Sein Vater war zu jung, konnte sich nicht um seinen singenden Sohn kümmern, wie es im autobiografischen Lied „Am Ende meiner Suche“ heißt. Vorwürfe bleiben nicht zurück: „Am Ende meiner Suche bin ich am Ziel. Und kein Baum ohne Wurzeln treibt im Wind. Beim Puzzle fehlt kein Teil mehr, im Mosaik kein Stein, doch das Bild wird nie vollendet sein“, singt Christian Lais. „Ich habe eigentlich meine ganze Lebensgeschichte hinein gepackt, wie ich mich gefühlt habe in der Zeit, als ich ihn gesucht habe. Ich habe meinen Vater gefunden, natürlich nicht unter glücklichen Umständen. Er ist wie gesagt verstorben, aber ich kann jetzt beruhigt dieses Kapitel meines Lebens damit abschließen, dass ich nicht mehr weitersuchen muss.“ Auch aus diesem Grund geht das musikalische Kapitel mit dem Namen „7“ ganz an seinen Vater, den er liebt, ohne ihn je gesehen zu haben.
Ein musikalisches Tagebuch
So sehr hatte sich der Sänger noch nie für seine Fans geöffnet. Sein neues Album ist fast schon wie ein Tagebuch. „ Wenn man in ein gewisses Alter kommt, kann man wieder zurückblicken und so ein Tagebuch auspacken und kann darin nachlesen, was früher alles so geschehen ist.“ Doch am „früher“ bleibt der Musiker nicht hängen. „7 ist ein sehr persönliches Album, das ich meinem Vater gewidmet habe. Außerdem gehe ich zum Teil neue musikalische Wege, und alles Neue übt ja bekanntlich eine gewisse Magie und Faszination aus.“
Auch Zahlen üben auf den Sänger eine Art der Magie aus. „Ich hatte mal an einem Freitag, den 13. einen Autounfall und da war ich auch noch schuld. Vielleicht kommt es ja daher, dass ich ein bisschen abergläubisch bin. Ich bin auch der typische Horoskopleser. Ich lese sie und picke mir natürlich das raus, was mir gefällt. “ Die Geschichte hinter dem Albumtitel „7“ ist eine andere: „Vor sieben Jahren hatte ich meinen Durchbruch und meinen ersten Nummer-eins‐Hit in den Airplay-Charts mit ‚Sie vergaß zu verzeih’n‘. Am 7. Juni bin ich geboren und mein Patenkind wird dieses Jahr sieben. “
Durch Musik wie neugeboren
Christian Lais war es wichtig, sich durch autobiografische Züge zu öffnen: „Man kann ja auch mit tollen Texten Menschen die Kraft geben, sich aus irgendeinem Sumpf zu ziehen, den sie mal erlebt haben.“ So brachte „Neugebor'n“ ein getrenntes Paar wieder zusammen. „Mein schönstes Erlebnis, was ich hatte, war mit dem Titel ‚Neugebor’n‘. Da habe ich auf einem Stadtfest gesungen und dort war ein Pärchen und sie mussten sich irgendwie getrennt haben.“ Die CD von Christian Lais auf der Türschwelle war wohl der Grund für die Heirat des getrennten Paares. „Das ist einfach was Traumhaftes. Hört auf die Texte, hört zu, macht was aus eurem Leben! Es kann nur so anders werden, nicht nur meckern, Ihr müsst auch was tun“, appelliert er.
Christian Lais, der auch als der Duettpartner von Ute Freudenberg Bekanntheit erlangte, packt nun kräftig mit an. Auch wenn die Situation alleine zu sein, merkwürdig ist. „Wenn ich alleine aufgetreten bin, ist da immer so diese Wehmut gewesen. ‚Sie muss doch jetzt irgendwie hinten wieder vorkommen, weil das immer so war‘“, meint Christian Lais nachdenklich. „Da haben sich zwei gefunden haben, die einfach musikalisch, gesanglich aber auch von der Einstellung her, ihre Musik zu leben, beide gleich sind.“ Deswegen wird es, nach den Solo-Ausflügen der Beiden voraussichtlich 2016 neues Duettmaterial geben. So lange heißt es für Christian Lais „Allein, Allein“ und auch darauf freut sich die Frohnatur gewaltig.