Bernhard Brink im Interview: „Ich bin weder die Gräfin noch der Graf“

Bernhard Brink im Interview: „Ich bin weder die Gräfin noch der Graf“

Neues Album

Bernhard Brink spricht im Interview mit SchlagerPlanet über sein neues Album „Mit dem Herz durch die Wand“, die G20-Krawalle in Hamburg, die Zukunft des Schlagers, seinen 30. Hochzeitstag und vieles mehr.

Bernhard Brink ist mit einem neuen, wuchtigen Album am Start.
Bernhard Brink ist mit einem neuen, wuchtigen Album am Start.

Schlagerstar Bernhard Brink hat mit seinem neuen Album „Mit dem Herz durch die Wand“ ein wuchtiges Werk zwischen Schlager und Pop abgeliefert – und die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Unheilig-Produzenten Henning Verlage fortgesetzt. Die erste Single „100 Millionen Volt“ entwickelt sich bereits zum Radio-Hit. SchlagerPlanet traf den Sänger und Moderator in Hamburg zum Interview:

SchlagerPlanet: Du hast ja sicher auch mitbekommen, was hier in Hamburg in den letzten Tagen los war. Wie ist Deine Meinung zu den G20-Krawallen?

Bernhard Brink: Ich bin erschüttert. Neben Berlin und meiner Heimat Nordhorn ist Hamburg meine Stadt. Die Bilder waren furchtbar. Ich werde nichts gegen die Polizei sagen, die haben ihren Job gemacht. Aber ich glaube, da haben einige Politiker das Ganze unterschätzt. Von wegen, das werde wie der Hafengeburtstag werden und die Hamburger merken gar nicht, wenn es vorbei ist. Gewaltbereite Menschen kommen hierher und knallen einfach auf das Eigentum anderer Leute ein, verbrennen Autos. Das sind für mich ganz klar Kriminelle. Das hat mit links oder rechts gar nichts zu tun. Dass da wilde Banden durch die Straßen und Geschäfte ziehen, Autos anzünden und die Polizei zugucken muss, weil sie nicht richtig vorbereitet wurde – da hat die Politik versagt, das geht gar nicht. Das ist jetzt ein gutes Lehrbeispiel. Ich hoffe, da haben viele draus gelernt.

SchlagerPlanet: Mit Deinem neuen Album „Mit dem Herz durch die Wand“ bist Du auf Platz 14 der Album-Charts und auf Platz drei der Schlager-Charts eingestiegen. Eine der besten Platzierungen, die Du direkt nach dem Start mit einem Album hattest, oder?

Bernhard Brink: Ja, es ist erfreulich. Wir haben nach dem Erfolg mit „Von hier bis zur Unendlichkeit“ – dem Lied, das vom Grafen geschrieben wurde – weitergemacht. Nachdem der Graf aufgehört hat, habe ich mir seinen Produzenten, den Henning Verlage, geschnappt. Die Zusammenarbeit ist wunderbar gelaufen. Er ist einfach sehr begabt, was Produktionen angeht. Und „100 Millionen Volt“ ist ja auch nach zwei Wochen in den Airplay-Charts auf Platz eins gegangen und hat damit sogar Helene Fischer von dem Spitzenplatz abgelöst. Das ist alles sehr erfreulich. Wir liegen nicht ganz falsch mit der Musik.

©Youtube / ICH FIND SCHLAGER TOLL!

Single „100 Millionen Volt“

SchlagerPlanet: Was erwartet uns auf dem neuen Album?

Bernhard Brink: Nicht mehr und nicht weniger als emotionaler poppiger deutscher Schlager in einem sehr modernen Kleid. Es ist toll produziert, und gerade die Highlight-Titel wie „Mit dem Herz durch die Wand“, „Trau dich zu fliegen“, „100 Millionen Volt“, „Durch die Gezeiten“ sind einfach sehr modern und von einem sehr eigenen Sound.

SchlagerPlanet: Was auffällt, ist die Ähnlichkeit zu Unheilig.

Bernhard Brink: Henning Verlage hat natürlich den Sound hineingetragen. So wie auch bei „Von hier bis zur Unendlichkeit“, bei dem man auch ganz klare Ähnlichkeiten vom Bauch, vom Groove erkennen konnte. Das hat Henning Verlage natürlich gemacht – und das wollte ich auch haben, weil es so schön breit und groß klang. Das haben wir hingekriegt.

SchlagerPlanet: Das heißt, Du bist nicht der neue Graf?

Bernhard Brink: Ich bin weder die Gräfin noch der Graf. (lacht) Nein, ich habe mir wirklich nur den Produzenten ins Boot geholt, bei dem ich über die Zusammenarbeit am letzten Album sehr zufrieden war.

SchlagerPlanet: Aber der Vergleich mit dem Grafen stört Dich auch nicht?

Bernhard Brink: Überhaupt nicht. Als wir uns hinter der Bühne privat kennengelernt haben, haben wir uns 20 Minuten unterhalten und kurz vor dem Auftritt wurde ich nervös, weil er nicht nervös wurde. Und dann hat er irgendwann gesagt: „Ich schreib mal was für Dich.“ Weil er so einen Respekt hatte, vor dieser langen Schlagerkarriere. Das hat er gemacht, und das fand ich natürlich großartig. „Von hier bis zur Unendlichkeit“ war der Hit 2016 im Radio. Das war natürlich ein Geschenk.

SchlagerPlanet: Wie würdest Du die Musik definieren, die Du gerade machst? Ist das Schlager oder Pop?

Bernhard Brink: Ich bin nicht so ein Definierer und mag diese Einteilungen nicht. Das ist ein typisch deutsches Phänomen. Ich kann das überhaupt nicht leiden. Es ist deutsche Musik, sehr poppig.

Bernhard Brinks neues Album „Mit dem Herz durch die Wand“ ist am 29. Juni erschienen.
Bernhard Brinks neues Album „Mit dem Herz durch die Wand“ ist am 29. Juni erschienen.
©Universal Music

Die Zukunft des Schlagers

SchlagerPlanet: Du bist derzeit einer der präsentesten Schlagerstars überhaupt, im Radio und im TV. Wie erklärst Du Dir diesen Erfolg?

Bernhard Brink: Sagen wir mal so: Die musikalische Entwicklung trägt jetzt Früchte. Die Songs sind musikalisch und textlich reifer geworden. Wir haben nicht mehr solche Texte gemacht, wie: „Am Strand stand sie da, 17 Jahr, mit rotem Haar, und himmelte mich an“. Du musst auch der eigenen Entwicklung Rechnung tragen. Es kamen aus den Songwriter-Teams Ideen auf mich zu, die haben mich einfach umgehauen. „Mit dem Kopf durch die Wand“ kenne ich, aber auf „Mit dem Herz durch die Wand“ wäre ich jetzt auch nicht auf Anhieb gekommen. Es drückt natürlich ein wunderschönes Bild aus, darum haben wir das Album auch so genannt. Den Text von „Trau dich zu fliegen“ habe ich bis heute nicht so richtig verstanden. Die zwei jungen Leute stehen da synonym für vieles, es ist spannend, mystisch und du musst wirklich darüber nachdenken, was da passiert. Die Texte haben mich einfach geflasht. Und es war einfach anders, erwachsener, weit weg vom konventionellen Schlager.

SchlagerPlanet: Wie wird sich der Schlager in den nächsten Jahren entwickeln?

Bernhard Brink: Du musst heute einfach anders denken, du musst überraschen, anders sein, aus der Masse herausragen, dann hast du eine Chance. Das ist sehr schwierig, aber mit den Wölfen heulen, das hat keinen Sinn mehr. Dasselbe passiert nicht nur im Schlagerbereich, auch im Pop. Da wird sich einiges tun.

SchlagerPlanet: Du hast am 16. April mit Deiner Frau Ute Euren 30. Hochzeitstag gefeiert. War es eine große Feier?

Bernhard Brink: Nein, wir waren nur mit ein paar Leuten schön essen gewesen. Dann haben wir noch auf der „Mein Schiff 5“ unser Eheversprechen erneuert. Das war so eine PR-Idee, die ich zuerst ziemlich albern fand, aber es war dann doch eine sehr berührende, schöne Situation für uns beide. Wir haben viel gelacht, Spaß gehabt und waren emotional wirklich sehr berührt, weil es wirklich sehr nett gemacht war.

SchlagerPlanet: Was ist das Geheimnis Eurer langen Ehe?

Bernhard Brink: Da gibt’s kein Geheimnis. Freiräume sind wichtig. Ich bin natürlich viel unterwegs auf Reisen. Aber Ute ist so gut vernetzt mit ihren Freundinnen. Sie sitzt nicht nur zu Hause und wartet darauf, dass der Alte wiederkommt, sondern ist unterwegs, trifft sich mit Freundinnen und macht ihr Ding. Das passt einfach wunderbar, weil wir ähnliche Interessen haben. Sie hasst meinen Beruf nicht, das ist auch wichtig. Sie mag ihn, himmelt ihn aber auch nicht an. Sie mag die Musik, mag auch Schlager gerne und sagt mir auch ganz klar, wenn sie ein Lied nicht gut findet. Das möchte ich auch nicht anders haben. Einen ewigen Jasager an der Seite zu haben, das wäre langweilig und furchtbar.

SchlagerPlanet: Gibt es sonst noch Pläne für die nächste Zeit?

Bernhard Brink: Es gibt eine ganze Menge. „Die besten Hits aller Zeiten“ werden mit mir als Moderator weiter laufen beim MDR. Aber der Sänger hat gerade Vorrang. Es gibt viele Auftritte. In Nordhorn machen wir zu meinem 45-jährigen Bühnenjubiläum einen großen Auftritt am 29. September. Und mit dem Album werden wir zum Jubiläum 2018 auf Tournee gehen. Das wird richtig fett, da haben wir einiges vor.

SchlagerPlanet: Lieber Bernhard, wir danken Dir für das Gespräch!

Patrick Kollmer
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