Backstage mit Glasperlenspiel
Durch ganz Deutschland begleiten Glasperlenspiel Helene Fischer im Rahmen ihrer Stadion-Tour. Wir haben Carolin und Daniel Backstage beim Helene Fischer-Konzert in München getroffen und einen kleinen Einblick in ihren Tour-Alltag gewonnen.
Es ist kurz vor 17 Uhr am Samstagnachmittag in München. Vor dem Olympiastadion stehen schwarze Nightliner, das gesamte Gelände ist von der Security abgesperrt, es fahren Getränkelieferanten ein und die Buden werden auf den Zuschauerandrang vorbereitet. Um 20:30 Uhr wird hier heute Abend Helene Fischer im Rahmen ihrer „Farbenspiel“-Stadion-Tournee auftreten. Rund 50.000 Menschen werden zu dem Konzert erwartet.
Interview.** Als wir in den Katakomben des Olympiastadions ankommen, sind dort schon alle in heller Aufruhr.
Die ersten Reihen des Stadions werden noch bestuhlt und am VIP-Eingang werden die letzten Eintrittskarten bereitgelegt. Auch der Arbeitstag von Carolin Niemczyk und Daniel Grunenberg hat an diesem Tag schon lange begonnen. Als wir klopfen, stecken die beiden gerade mitten in der Arbeit. An einem Tisch sitzen sie gemeinsam über Daniels Laptop. Es gibt ein freundliches Hallo, die Stimmung ist gut bei den beiden. „München, schönes Wetter – was will man mehr?! Und dann noch das Olympiastadion, eines der schönsten Stadien in Deutschland, wie ich finde. Kann nicht besser sein“, entgegnet uns Daniel auf die Frage, wie es ihnen heute geht.
Tour-Glamour und Starallüren: Fehlanzeige!
Erste Starallüren sind Fehlanzeige bei Glasperlenspiel. Zwei Stühle, ein Tisch, eine mit Holz verkleidete Wand, kein Fenster – so ist der heutige Rahmen für das Interview. Die unglamouröse Wahrheit des Tourlebens. Viel Schnick-Schnack brauchen Glasperlenspiel auch nicht auf Tour, es reichen schon ein paar einfache Dinge, um sie glücklich zu machen. Typisch Frau, setzt Carolin da natürlich andere Prioritäten: „Ich bin ja so ein Lippenpflege-Junkie. Egal, wo ich hingehe, da muss immer meine Lippenpflege dabei sein. Und auch mein roter Lippenstift, der dann obendrauf kommt. Was darf sonst nicht fehlen? Mein Handy! Auch wenn ich es ja nicht gerne zugebe…“
Und auch sonst haben die Tage von Glasperlenspiel gerade mehr mit Arbeit zu tun, als man es beim „Rockstar-Leben“ vielleicht erwarten würde. „Soundcheck machen wir immer so gegen 14/15 Uhr. Danach haben wir meistens noch Interviews. Und es kommt immer drauf an, ob wir weit fahren müssen oder nicht, dementsprechend müssen wir dann früh aufstehen oder dürfen auch mal ausschlafen – das kommt auch mal vor.“ Jede freie Minute nutzen sie außerdem momentan für die Promotion von ihrer neuen Platte „Tag X“. „Also das Gerücht, dass man als Künstler immer ausschlafen kann, davon hab ich auch noch nicht so viel gemerkt. Das war die letzten paar Jahre auf jeden Fall nicht so“, sagt Daniel und lacht: „Aber es macht ja auch Spaß. Wir lieben das, was wir tun. Es ist ein Stück weit ein Traum, den wir einfach leben und gerade jetzt ein Teil von so einer mächtigen Crew zu sein, das ist was ganz Besonderes.“
Die Tour-Crew als zweite Familie
Zuhause und Familie sind weit weg, doch mit der Crew auf Tour haben sie eine weitere kleine Familie gefunden, mit denen sie sich zum Frühstück treffen, den Abend ausklingen lassen und die ihnen ein Stück Zuhause fernab ihrer Heimat geben. Und immer mal wieder, bekommen sie auf Tour auch Besuch von Freunden und Familie. „Heute kommt meine beste Freundin mit ihrem Freund vorbei. Da freue ich mich schon total drauf. Natürlich kommen die Eltern auch mal und schauen sich das an, auf jeden Fall“, erzählt uns Carolin. Und wenn man sich dann mal doch nicht so wohlfühlen sollte, es einen schlechten Tag gibt, oder die Motivation fehlt, dann sei Daniel die Motivation erklärt er und lacht. „Das ist jetzt bei der Tour noch nicht passiert. Da ist so viel Aufregung dabei, dass dieses Kein-Bock-Gefühl bisher überhaupt noch nicht aufgetaucht ist“, so Carolin.
Ein Vorteil, den man als Band-Paar hat: Richtig alleine sind die beiden nie. Die 25-Jährige und der 26-Jährige, die sowohl auf der Bühne, als auch privat ein Paar sind, haben musikalisch aufregende drei Jahre hinter, die nun damit gekrönt werden, dass sie Teil der Helene Fischer-Tour sein dürfen. „Meine Mutter ist total ausgerastet und meinte: ‚Was? Mein Gott! Ja!‘, als sie erfahren hat, dass wir mit Helene Fischer auf Tour gehen“, erzählt uns Daniel und lacht.
Lernen von Helene Fischer
Als ihren musikalischen Background bezeichnen Glasperlenspiel Schlager nicht, auch wenn sie natürlich zu „Atemlos“ die ein oder andere Party gefeiert haben. „Mittlerweile ist aber einfach alles so ein großer Crossover geworden und für mich persönlich zählt immer der Song. Es ist egal, was für ein Genre das ist, ob Metal, Pop oder Schlager, ein guter Song ist ein guter Song und die Leute wissen das zu schätzen“, findet Daniel.
Vor der Leistung und dem Erfolg von Helene Fischer haben die jungen Musiker großen Respekt. „Wenn ich mir das mal vorstelle, ich meine wir singen 40 Minuten. Und sie singt und tanzt und macht Choreos zwei Stunden und das auch noch perfekt – da gehört schon einiges dazu. Ich bin nach 40 Minuten schon immer platt und denke: ‚Man ist das anstrengend‘“, so Carolin. Hinter den Kulissen sei Helene eine Künstlerin zum Anfassen, wie die beiden erzählen: „Beim ersten Konzert wollte sie uns auf jeden Fall nochmal sehen, bevor wir auf die Bühne gegangen sind. Man kann es wirklich nur so sagen, dass sie eine sympathische, herzliche und authentische Frau ist. Sie hat uns so herzlich aufgenommen, wir haben richtig Bock hier zu sein und auch wirklich jeden Abend da raus zu gehen.“ Und auch die Resonanz der Helene-Fans auf die Vorband sei großartig: „Viele haben die Show gesehen und haben gesagt, dass sie sich freuen, dass wir als Vorband dabei sind.“
Strikter Ernährungsplan für 100 prozentige Leistung
Schlapp machen gibt es bei Carolin und Daniel gerade nicht, sie brennen für diese einmalige Chance vor bis zu 60.000 Menschen zu spielen. Diese Begeisterung ist ihnen im Interview deutlich anzumerken. Und dennoch hat so ein Tag natürlich nur 24 Stunden und ständig 100 Prozent geben zu müssen, ist kräftezehrend. Müde sehen die beiden aber überhaupt nicht aus, wie machen sie das? „Für mich ist es wichtig, ab und zu mal Yoga zu machen. Da kann ich Kraft tanken für die Bühne, nochmal zur Ruhe kommen, mich nochmal sammeln“, so Carolin. Und Daniel fügt hinzu: „Generell ist Ernährung auch einfach ein wichtiger Punkt. Es hängt echt davon ab, wie fit du bist, wie du über die Tage so isst. Wenn du immer nur Sachen isst, die dem Körper nicht gut tun, merkst du irgendwann einfach, dass du platt bist. Da hat mich Caro zu einem viel bewussteren Menschen gemacht, weil das wirklich ein Unterschied ist. Du hast doppelt so viel Power, wenn du darauf achtest, was du wann und wie isst.“
Im VIP-Bereich des Olympiastadions liegen zahlreiche verlockende Eissorten aus, außerdem wird großzügig Alkohol ausgeschenkt. Doch das ist natürlich für die Gäste. Daniel und Carolins Ernährungsplan ist da etwas strikter: „Zum Frühstück gibt’s auch mal ein Croissant oder Pancakes, klar. Ansonsten esse ich zum Frühstück aber total gerne Porridge, also Haferflocken, frisches Obst. Wir können uns hier selber Smoothies und Säfte machen, das ist wirklich toll, weil das hier alles im Catering aufgebaut ist. Man merkt ja auch, wenn man zu schwer isst und dann auf der Bühne rumturnt, dass es einem danach nicht so gut geht.“
17:30 Uhr: Bald geht es los!
Mittlerweile ist es fast 17:30 Uhr. Die Nervosität steigt, denn in knapp zwei Stunden müssen Glasperlenspiel auf der Bühne stehen. So wenige Stunden vor der Show hat Carolin feste Rituale: „Ich singe mich meistens ein und nerve dann alle damit Backstage. Und natürlich ziehe ich mich um, schaue, ob die Schuhe richtig sitzen. Ich habe mir irgendwie ziemlich viele High-Heels eingepackt und da muss man dann schon gucken, ob man vielleicht noch etwas tapen muss, damit ich da bloß nicht rausrutsche. Ich finde auch zur Ruhe kommen und sich nochmal sammeln sehr wichtig und eben das Einsingen, damit dann wirklich am Ende alles klappt.“ „Manchmal sprüht sie sich ihre Schuhe eine halbe Stunde mit Haarspray ein…“, entgegnet Daniel und lacht.
So langsam müssen wir uns dann auch auf den Weg machen, denn trotz des familiären Umgangs, muss so eine Tour strikt geplant sein und auch der Zeitplan der beiden ist eng getaktet. Wir machen ein paar Fotos von den beiden, ganz ungeschönt und realitätsgetreu vor den weißen, kahlen Wänden der Katakomben des Olympiastadions. Und dennoch strahlen Carolin und Daniel, als könnten sie ihr Glück hier dabei zu sein, noch immer nicht fassen. Ein kurzer Smalltalk, ein paar Glückwünsche und schon geht es weiter für Glasperlenspiel, deren musikalischer Werdegang gerade erst so richtig angefangen hat.