SchlagerPlanet trifft Anna-Maria Zimmermann am Brandenburger Tor, zu den Aufnahmen von Sat.1 Gold. Ein großes Festival zum „Tag der deutschen Einheit“ findet statt. Das lässt natürlich auch die Künstler nicht kalt. SchlagerPlanet plaudert Backstage mit Anna-Maria Zimmermann über die Wiedervereinigung, ihr Privatleben und die Genesung nach dem Helikopterabsturz vor einigen Jahren.
SchlagerPlanet: Hast du spezielle Bilder im Kopf von der Wiedervereinigung? Oder zum Beispiel David Hasselhoff vor der Mauer?
Anna-Maria Zimmermann (schmunzelt): David Hasselhoff – ja! An den muss ich gerade denken, als ich dann mal heimlich in den Big Brother Container geguckt habe. Also natürlich hat man Bilder im Kopf, man hat es ja schon in der Schule gelernt und dort Bilder gesehen. Ich bin von Natur aus immer sehr neugierig und möchte wissen, wie das Leben damals so war. Aber manchmal bin ich nur froh, dass ich Jahrgang 1988 bin – damals war das schließlich nicht einfach. Ich glaube in der heutigen Zeit, sollten wir dafür dankbar sein wie es heute ist. Auch das jeder das gleiche Recht hat! Wenn ich manchmal Geschichten höre, wie es damals zuging, da bekommt man echt Gänsehaut und da bin ich dann froh, dass wir in der heutigen Zeit leben dürfen.
SP: Gerade als Künstler hast Du ja heute gar keine Schwierigkeiten mehr. Da fährst du einfach nach Ostdeutschland...
AM: Ich habe mal einen Künstler beim Kaffee getroffen und der erzählte mir von einer Geschichte die passiert ist, als er als „Wessi“ im Osten einen Auftritt hatte. Das war mein CD-Promoter, der immer viele Künstler betreut hat. Da ist es doch tatsächlich mal passiert, dass er abends zu seinem Auto zurück kam und der Wagen war aufgebockt und die Reifen waren weg. Ich fand das total krass! Heute ist unser Zusammenleben so normal, wir Künstler sind wochenlang unterwegs, reisen von einer Stadt zur anderen und das deutschlandweit! Wir leben wirklich in einer tollen Zeit heute – was man aber auch oft vergisst, das muss ich mal sagen! Wenn man solche Sachen hört oder meine liebe Oma von damals erzählt hatte „Früher, dies und das durften wir nicht“. Das war ja schon heftig.
SP: Du sagtest gerade Du fliegst viel durch die Gegend und fährst viel. Kommst Du mit diesem Jet-Set Leben gut zu Recht?
AM: Ich komme super damit zu Recht. Das Schöne ist einfach, dass ich privat einen Ruhepol habe. Ich habe auch gerade erst gebaut, bin glücklich in der Beziehung mit meinem Freund, über den ich aber auch gar nicht viel rede. Ich finde jeder braucht so seinen Ruhepol, wo man Zuhause ankommt. Dann ist die Tür zu und dort ist man ganz privat. Ich hab hier heute den Auftritt, danach habe ich einen in Aalen und heute Abend fahre ich nach Hause. Ich möchte, auch wenn es drei oder halb vier ist, den Tag Zuhause beenden und das ist etwas, was ganz wichtig ist. Manchmal bin ich mehrmals die Woche unterwegs und auf Mallorca – dann ist es halt so, aber ich bin ein Mensch, der zurückkommen muss.
Ich kann viel Stress und viele Auftritte haben, aber ich brauche diesen Bezugspunkt. Ich mag es morgens in Ruhe aufzustehen und den Tag anzufangen. Wenn ich von anderen höre, dass sie von Donnerstag bis Sonntag nur in Hotels schlafen – darauf hätte ich nicht so Lust. Ich fahre dann lieber wieder zurück.
SP: Ja, man braucht anscheinend echt so eine Regelmäßigkeit...
AM: Ja, genau. Seit einem Jahr ist bei mir auch der Montag gesetzt. Montag ist mein Montag. Und Daheim nennen wir den Tag immer „Mein Feiertag“. Hier habe ich keine Termine und keine Verpflichtungen – da habe ich gar nichts. Da stehe ich morgens auf und frage mich „Auf was habe ich heute Lust?“. So etwas ist ganz ganz wichtig, dass man einen Tag behält an dem man einfach mal tun und lassen kann was man will. So wie andere das am Wochenende haben, hab ich das immer an meinem heißgeliebten Montag.
SP: Unterscheidet sich die private Anna-Maria Zimmermann von der öffentlichen Person? Ist das ein starker Unterschied?
AM: Ne, eigentlich ist es kein starker Unterschied. Außer in Sachen Party. Ich habe jedes Wochenende Party und bin terminlich auf Achse. Ich habe letztens Mal nach langer Zeit wieder einen Freitag frei gehabt und wenn dann die Mädels fragen „Was machen wir, gehen wir noch los?“ – dann frage ich oft: Können wir nicht einfach zuhause bleiben?
Wie so eine Omi (Anna-Maria schmunzelt). Es ist dann so, dass ich einfach gerne daheim bleibe und genießen möchte, was ich habe. Privat bin ich ein totaler Familienmensch! Meine Schwester hat gerade ihr drittes Kind bekommen, ich habe auch noch ein Patenkind. Mittlerweile kann die schon SMS tippen und fragt mich „Anna, wann machen wir mal wieder was zusammen?“. Das ist dann aber etwas, was mir ein bisschen wehtut und ich schade finde. Da denke ich mir, dass ich dafür einfach mal wieder mehr Zeit haben muss.
Ich glaube aber, im Großen und Ganzen bin ich so wie ich bin.
SP: Du hast aber ja auch in deine jungen Jahren schon eine starke Karriere hingelegt...
AM: Ich finde toll sagen zu können „Ich durfte meine Leidenschaft zum Beruf machen“. Egal wie hoch die Karriere noch geht. Ich singe ja seit meinem fünften Lebensjahr. Ich habe früher immer gedacht, wenn man auf der Bühne steht, müsste alles makellos sein, alles perfekt. Da kann ich mit meinen 30 Narben am Körper nicht mehr mithalten. Aber ich finde es toll, dass die Leute mich so nehmen, wie ich bin. Wenn eben nur der eine Arm geht, dann ist eben nur der eine beweglich.
Das ist etwas, wovor ich am Anfang echt Angst hatte und gesagt habe „Das ist nicht so! Die Menschen da draußen werden mich SO nicht mehr akzeptieren...“ - es haben mich ALLE akzeptiert! Da erschrecke ich mich manchmal, wie normal das für die Leute geworden ist.
Da merke ich „Guck mal – falscher Eindruck. Das ist gar nicht so!“.
Ich freue mich wenn die Leute nach dem Auftritt zu mir kommen und mir sagen, dass ich das super mache. Das stärkt und motiviert mich weiter zu machen!
So hat Anna-Maria Zimmermann bei DSDS ihre Karriere begonnen.
SP: Aber dieses makellose Bild ist ja oft im Showbusiness. Empfindest du das als schrecklich? Wenn zum Beispiel manche andere sich abhungern...
AM: Ich finde jeder sollte sich wohlfühlen. Im Winter habe ich das ja auch manchmal, dass ich finde, dass ein paar Kilo wieder runter könnten. Aber das hat ja jeder. Keine Frau empfindet sich als perfekt. Die eine ist zu groß, zu klein, zu dick oder zu dünn. Man muss sich einfach selber treu bleiben! Wenn ich sage „Ich muss jetzt noch ein bisschen an Kilos loswerden, weil ich mich nicht wohl fühle“ - dann muss ich das machen. Aber allgemein möchte ich mir nicht vorschreiben lassen, wie ich auszusehen habe. Ich mache das so wie ich das will, man soll sich da treu bleiben. Da gibt es unter den Künstlern auch so Situationen vor einem Fotoshooting, wo die Plattenfirmen mitreden und das „so und so“ wollen. Da muss man sagen: Ne, das bin ich aber nicht.
Ich habe schon durch meinen Schicksalsschlag gelernt mich durchzusetzen und das zu tun was ich möchte. Denn das bin ich und ich möchte mich den Leuten draußen präsentieren, wie ich bin. Und das kann ich nicht, wenn man mich versucht in eine Schiene zu packen - „SO hast du jetzt zu sein!“.
SP: Hast du eigentlich derzeit besondere Pläne?
AM: Jaaaa! Urlaub, vier Wochen! (lacht) Toll oder? Wir waren jetzt den ganzen Sommer unterwegs und jetzt ist ein Punkt wo man sagt „Jetzt ist mal kurz Feierabend“. Ich glaube aber, ich scharre nach zwei Wochen mit den Hufen und frage „Wann geht’s denn jetzt endlich weiter?“. Deswegen mache ich jetzt im Januar Urlaub, im Februar machen wir eine kleine Tour. Es sind schon sieben bis acht Termine bestätigt. Hamburg, Köln ist dabei, Paderborn, genauso wie meine Heimatstadt Rietberg. Ich habe einfach mal Lust auf meine Band. Das reizt mich – 100 Prozent Livemusik zu machen!
Das neue Album klopft auch an der Tür, wir sind schon fleißig am Songs zusammensuchen. Ich telefoniere viel mit den Songwritern und bespreche, was ich mir so vorstelle.
SP: Hast du denn noch einen Traum, irgendwas was du sofort machen würdest, wenn dir der Traum realisiert werden würde?
AM: Also eigentlich bin ich derzeit ganz zufrieden so wie es ist. Ich bin immer so ein Realist. Manche sagen mir „Mensch träum doch mal“, aber bei mir geht das immer Treppchen für Treppchen. Aber wenn wir jetzt die kleine Tour haben, vielleicht spielen wir danach ja dann mal die große Tour – das wäre natürlich etwas, wovon jeder träumt. Ich bin auch ganz heimlich ein kleiner Helene Fischer Fan. Ich finde sie total toll und jetzt ist auch ihr Album erschienen. Das was die Frau erreicht hat ist echt große Klasse. Joa, das sind schon so Träume... Ich glaube jeder Künstler, der mit Leib und Seele Musik macht, träumt von solchen tollen Auftritten.
SP: Kannst du denn noch unentdeckt durch die Straßen laufen oder geht das nicht mehr?
AM: Ach es geht. Ich bin da auch nicht so. Ich quatsche dann mit den Leuten. Ich finde es schöner, wenn sie mich ansprechen als dass die Leute hinter mir mit dem Finger zeigen und tuscheln: „Was ist denn jetzt mit ihrem Arm?“. Sprecht mich an! Wenn es mir reichen sollte, dann würde ich mich zurückziehen.
SP: Apropos Arm. Gibt es auch diesbezüglich etwas Neues? Letztens hatte ich gelesen, dass sich da ein ganzes Stück verbessert hat?!
AM: Ja, absolut! Die Nerven wurden mir ja eingesetzt. Von den Beinen in den Arm – da sind wir dran! Ich spüre ihn schon wieder. Das klingt echt so einfach, aber ich spüre mittlerweile die Wärme und die Kälte und das sind alles Dinge, die ich nicht gefühlt habe. Ich kann die Hand ein bisschen schließen. Öffnen kann ich sie noch nicht, aber das ist ein Prozess, der noch kommen soll. Mein Standard-Spruch ist immer „Der Arm schläft noch und irgendwann wacht er wieder auf!“. Der wird nicht so werden, wie er mal war, aber zu dem jetzigen Zeitpunkt kann ich sagen, dass sich die Operationen gelohnt haben. Er ist wieder ein Stück mehr mein Arm geworden und ich habe gelernt ihn so zu akzeptieren.
SP: Schön zu hören. Wir haben übrigens 370.000 Fans von SchlagerPlanet. Hast du einen Gruß an sie?
AM: Ich grüße alle Lieben da draußen beim SchlagerPlanet. Toll, dass ihr immer hinter mir steht und die Stange haltet. Ich hoffe, dass das nächste Album genauso gut bei Euch einschlägt und sende Euch ganz, ganz liebe Grüße.
SP: Danke Dir, alles Gute für Dich!
Welche Fragen hättet Ihr Anna-Maria Zimmermann denn noch gestellt?