Alex Diehl: „Am besten kann ich das, was ich bin“
Alex Diehl ist einer, den man auf keinen Fall in irgendeine Schublade stecken kann. Denn der Sänger polarisiert mit seinen Texten wie z. B. auch in seinem aktuellen Album „Bretter meiner Welt“, mit dem er im September auf Tour geht.
Alex Diehl ist kein Sänger, der sich unter die vielen typischen Pop-Künstler reiht, denn ihm geht es vor allem um eins: echte und ehrliche Musik. Sein neues Album „Bretter meiner Welt“, das im April dieses Jahres veröffentlicht wurde, ist gefüllt mit solch emotionalen und ernsten Titeln. Gepaart mit seiner unverwechselbaren Stimme gehen seine Lieder unter die Haut und berühren die Seele. Er sagt von sich selbst: „Am besten kann ich das, was ich bin. Und das ist ehrliche Geschichten zu erzählen, niemanden etwas vormachen, aber trotzdem Hoffnung geben. Und das funktioniert.“ SchlagerPlanet hat den Sänger zum Interview getroffen und mit ihm über sein aktuelles Album und die bevorstehende Deutschland Tournee im September gesprochen.
Karrieredurchbruch
Seit seiner letzten Tour vor zwei Jahren ist einiges passiert. 2014 kam Alex Diehls erstes Album auf den Markt, aber „das war ein ganz, ganz schwieriger Anfang mit der Platte. Es war ein Anstandserfolg, aber kein Durchbruch“, wie er selbst sagt. Danach wurde es lange Zeit still um den Sänger, was ihm natürlich Angst machte, denn „es ist schon mein Lebenswunsch Musiker zu sein.“ Doch am 13. November 2015 ging alles Schlag auf Schlag: nach den Terroranschlägen in Paris komponierte Alex Diehl innerhalb weniger Minuten den Song „Nur ein Lied“ in Gedenken an die Opfer der Attentate. Mit diesem Erfolg fand auch sein Wechsel von Sony zu Universal Music statt. Das wichtigste Kriterium war für Alex Diehl eine Plattenfirma, die seine menschliche Ader respektiert und unterstützt: „Ich habe damals gesagt, ich gehe zu der Plattenfirma, die sich ebenso bereit erklärt, ihre Anteile an diesem Lied zu spenden. Was ja für so große Firmen immer schwierig ist, aber die haben es gemacht und dann habe ich gesagt ‚gut, dann bin ich jetzt bei euch zu Hause.‘“
Das könnte Euch auch interessieren >>
Plötzlich ging es steil bergauf für den Musiker: „Auf einmal verkauft sich das Album gut, auf einmal verkauft sich die Tour gut und das ist für mich natürlich auch so ein kleines Stück Bestätigung. Je weniger man versucht, etwas zu sein, um möglichst vielen Menschen zu gefallen, und je mehr man bei sich selbst ist, desto mehr Menschen gefällt man auch. Als die ersten Male „Nur ein Lied“ im Radio lief, diese Momente zu spüren, da habe ich das Fenster heruntergekurbelt und geschrien. Ich war wirklich unfassbar glücklich. Es war wie ein Befreiungsschlag, dass endlich jemand meine Musik hört.“
„ESC“-Vorentscheid
Mit dem Song „Nur ein Lied“ trat der Sänger auch beim diesjährigen Vorentscheid des „Eurovision Song Contests“ an und belegte den zweiten Platz. Das Lied hätte in diesem europäischen Rahmen wie „die Faust aufs Auge gepasst“, um eine politische Botschaft nach Stockholm zu tragen, die uns alle betrifft, sagt der Sänger. Mit seinem Auftreten und seiner Musik hat Alex Diehl aber polarisiert, erzählt er uns im Interview: „Das hat vielen aus den ESC-Kreisen überhaupt nicht gefallen. Alleine schon mein Äußeres ist für den Hardcore-Kern des „ESCs“ in Deutschland ganz, ganz schwierig, weil die wahnsinnig oberflächlich sind. Vielleicht ganz nett, aber extrem oberflächlich. Und die zweite Sache ist: so ein politisches, nachdenkliches Lied hat denen auch gar nicht gepasst.“ Deswegen bezeichnet er die Veranstaltung als „Popzirkus“. „Das ist ganz lustig und das macht Spaß, das macht es wirklich. Wenn man berühmt oder ein Popstar werden will, ist es genau das richtige. Das Problem ist nur, dass die sehr aggressiv gegen Menschen sind, die nicht der Idealnorm entsprechen. Die nehmen da auch kein Blatt vor den Mund, da gibt es auch so einen Blog und da wirst du dann zerhackt und fertig gemacht. Das ist unfassbar.“
Doch die Teilnahme beim „ESC“-Vorentscheid hatte auch positive Nachwirkungen für ihn und Alex Diehl ist ein Paradebeispiel dafür, dass man auch als Einzelner viel für Menschen bewegen kann, denen es schlecht geht: „dass da jetzt Leben gerettet werden, lässt mich schon gut schlafen. Und ich stelle mir das so vor, wenn ich mal Kinder habe, und mich mein Sohn oder meine Tochter mal fragt: ‚was kann ich schon tun? Ich bin eh nur einer‘, dann sage ich: ‚ich zeige dir mal ein Handyvideo und jetzt sag‘ mir das nochmal‘.